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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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Duncker, Dora: Josef Kainz
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Bonn, Maria: Ferdinand Bonn
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MODERNE KUNST.

15

zuguterletzt noch einfällt, dass es statt der „Weissen" mir natürlich. Wenn wir zusammen radeln, brüllt

zuweilen auch eine halbe Flasche Sekt thut, aber • \ er oft eine seiner grossen Rollen mit Stichworten

die bedeutet durchaus einen Genuss in absteigender JSHk herunter, da habe ich einen doppelten Genuss.

Linie. Wo wird Kainz diese geliebte Weisse in Giebt's etwas Neues, so mnss ich ihn überhören.

Wien auftreiben? Denn er ist, was Vielen nicht v Auch ein Vergnügen! Wenn es irgend angeht, studiert

einleuchten wollte, nun doch nach Wien ge~ ., er im Freien in unserm geliebten Grunewald. Er

gangen. Er hat sich nicht halten lassen wollen. In spielt mir vor, zuerst so ganz von innen heraus, mit

Wien lockt ihn der klassische Spielplan des Burg- eigenen Worten und ergänzenden Zwischenreden, die

theaters, der durch Kainz zu neuem Leben erweckt oft sehr drastisch sind, bis er den natürlichen wahren

werden soll. Mehr vielleicht noch lockt ihn die vor > Ton gefunden hat. Und wenn es mir gefällt, dann

Wiens Thoren ausgebreitete prächtige Natur. Nach ' Hk kann er sehr lieb sein, mein Haustyrann. — Unser

ihr sehnt sich Kainz, .von ihr erwartet er viel für ■'■■■■Br Essen ist famos! Nein wirklich! Sie können sich über-

des Lebens reifste Jahre. Die alte Heimat streckt zeugen. Gewöhnlich Suppe, dann Rindfleisch und

die Arme nach ihm aus und willig, allzu willig für Gemüse, Fisch oder eine andere Kleinigkeit vorher,

unsere Wünsche stürzt er sich hinein. Wir müssen dazu Moselwein mit Mineralwasser. Nach dem Essen,

es uns schon eingestehen, dass Kainz trotz der 1 die Cigarre! Früher hat er eine an der andern an-

sechszehn Ruhmesjahre in Berlin, trotz aller Liebe ^ '^W^rtÄRBi gezündet, aber seit er mich zu seinem „Trainer"

und Anerkennung, mit der man ihn hier gerechter- ernannt hat, kriegt er nur mehr eine. Sodann wird

maassen überschüttet hat, im Grunde seines Herzens mit einem Buche Siesta gehalten. Wenn ein freier

Oesterreicher geblieben ist. Dora Duncker. f|j"H| *st' beschliessen wir „wohin" zu gehen. Aber

$ * fast regelmässig kommen wir zu dem Resultat, dass

es bei uns zu Hause weitaus am schönsten ist und
so bleiben wir daheim. Nach dem Abendessen wird
manchmal noch ein wenig musiziert. Er geigt sehr
„<5>r" hat es mir erlaubt — grossmütig wie schön auf seiner Guarneri. Einige Male im Jahr
er ist — obwohl ich ihm sagte, dass dies ein Rache- vm^K» erfasst ihn auch das „Malen"! Das kommt ganz
akt sein soll. Also greife ich zur Feder, was ich plötzlich. Auf einmal finde ich ihn, hinter jedem Ohr
sonst nicht gern thue. Betrachten wir seine Gewohn- einen Pinsel, im Munde ein paar, alles verschmiert
heiten an einem freien Tag; denn wenn er spielt, und beklext, wie er irgend eine wilde Landschaft hin-
namentlich wenn Premiere ist, ist er manchmal ganz schmettert. Die Maler finden seine Sachen sehr

j tt- i_ u j 1 . j Senorita Veresa Edwards, eine chilenische Schönheit. , , - - T u u- ■ i\t»u 1

aus dem Hauschen, besonders wenn uberhetzt und kraftig und originell. Ich bin meiner Möbel wegen

unkünstlerisch probiert wurde. Zunächst das Lever! Aber ungern! Die Meldung weniger entzückt. Schrecklich ist es, wenn sich zum Malen auch das „Vergolden"
das Bad läuft über oder der Thee wird kalt, bringen ihn auf die Beine. Etwas schlägt. Es ist ein Malheur, wenn jemand einen so feinen Farbensinn hat. In
melancholisch kommt er ins Frühstückszimmer geschlichen. Aber die Melancholie unserer früheren Wohnung hat er die weissen Oefen „getont" und mit Gold „auf-
verliert sich gleich. Thee, Eier und kaltes Fleisch verschwinden, und nur seine geblitzt". Ich schwaches Weib habe ihm auch noch geholfen. Aber der Haus-
Blicke sprechen, denn mit dem Mund kann er nicht mehr paff sagen. Die besitzer hatte gar keinen Farbensinn und wir mussten alles von einem ganz gewöhn-
Zeitung habe ich schon vorher kontrolliert, ob keine schlechte Recension drinn liehen Anstreicher überstreichen lassen! Gesellschaften und Vereine verschmäht
steht, denn sonst versteck ich sie. Nach dem Frühstück geht es bei gutem Wetter er; .am frohesten sind wir alljährlich oben auf der Alm in meinen heimatlichen
sofort aufs Rad, nur manchmal aufs Pferd; denn obwohl er mit Stolz von seinen Bergen. In seiner Kleidung ist er vom Unglück verfolgt. Er „denkt" zu viel —
Rennen und Jagden erzählt, das Rad ist jetzt seine eigentliche Liebe, ausser auch beim Probieren, und so passt die Sache meistens nicht. Frau Maria Bonn.

Ferdinand ßonn.

jiJEricht selten ruft die unzufriedene Gattin ihrem Eheliebsten, der nach einer Chilenische Schönheiten. Schön sind sie, bewunderungswürdig schön,

neuen Cigarre greift, die Worte zu: „Ich möchte mal blos alle die Cigarren die Töchter Chiles. Sie haben mit den Spanierinnen vieles gemein, sind sie

auf einmal sehen, die du in deinem Leben in die Luft paffst". — Können Sie doch auch aus spanischem Blut hervorgegangen, das sich vor Jahrhunderten,

..................... als die stolzen Castilianer sich des südamerikanischen Bodens bemächtigten,

......... mit dem der Ureinwohner Chiles, den Indios, vermischte, dann aber, von

■Vtj :i Generation zu Generation verfeinert, eine neue Kasse, die Chilenen, bildete.

-1 Man darf nicht glauben, dass mau in dem Porträt einen indianischen Typus

• ■ vor sich hat. Bei den unteren Volksklassen, den „rotos" oder „huasos"

haben, gnädige Frau! Mit Hilfe der Statistik kann mag das zutreffen. Die „Aristokratie" unter den Chileninnen hält sich für ebenso

Ihnen die „Moderne Kunst" Ihren Wunsch erfüllen. vornehm, wie die anderer Nationen Europas. In einzelnen Fällen hat sich that-

Zeigen Sie ihrem rauchenden Gemahl schleunigst sächlich auch das spanische Blut

das nebenstehende Bildchen. So gross ist die Cigarre, von Generation zu Generation rein ; \,j, { *

~ -*!4äK^ die man aus dem Tabak drehen könnte, den ein erhalten. Aehnliche Schönheiten ' ' y, pfc

Was man in füntzig Jahren massiger Raucher in fünfzig Jahren in Dampf aufgehen findet man vielleicht nur in Paris

verraucht. lässt! „Unmöglich" wird er sagen. — Doch, mein Herr! oder zur Saison in den Spiel- fr '" ' ' " /

Erlauben Sie bitte! Zwei Cigarren am Tage — entschieden nicht zu viel — wiegen bädern Belgiens und Frankreichs, < ''•> ' >

ungefähr 15 Gramm, das giebt in fünfzig Jahren circa 275 Kilogramm, welche in Monaco oder Nizza, selten aber ' "'*•''._,

imposante Tabakmasse zur Herstellung der gigantischen Cigarre wohl ausreichen in Deutschland,
würde. Sie werden die Statistik doch nicht Lügen strafen wollen! — „Unglaublich",
murmelt der Herr Gemahl und steckt sich eine neue Havana an. Arthur StielUer.

Einen Anhänge-Wagen, verwendbar für jedes Zweirad, hat uns der
Erfindungsgeist geschaffen. Dasselbe führte, mit herrlichen Seemummeln ge-
schmückt, auf dem diesjährigen Korsofest des Deutschen Sportvereins zu Berlin
unter den Blicken der vornehmsten Sportliebhaber seine Probefahrt aus. Der
Baldachin fällt für gewöhnlich natürlich fort. Rücksichtsvollen und feinfühlenden
Menschen wird die Freude des Radsportes dadurch verdorben, dass er eine
Trennung, selbst in der Erholungszeit, zwischen einander liebenden Familien-
mitgliedern herbeiführt. In wie vielen jungen Ehen ist das Radfahrn des Mannes
der bitterste Tropfen im jungen Glück und giebt Veranlassung zu folgenschwerer
Trennung. „Nie soll weiter sich ins Land Lieb' von Liebe wagen, als sich blühend
in der Hand lässt die Rose tragen" — stimmt für den Radfahrer nicht, dürfte

aber jetzt durch den neuen Anhängewagen die schönste Erfüllung finden. O. H. —

Zvveirad mit Aiihängewagen im Korsoschmuck.
 
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