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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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26. Heft
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Geißler, Max: Nymphen: zu den beiden Bildern von E. Veith
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Unsere Bilder, [19]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0628

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4i8

MODERNE KUNST.

enthielt nur einen Zettel mit den Worten: „Ich fliehe ein Land, in dem der- Hardy sträubte sich zuerst. Aber als Liskas Augen aufleuchteten bei der
gleichen Barbarismen möglich sind und kehre heim nach England." Aussicht einer solchen Neugestaltung ihres Schicksals, als sie mit dem Geständnis
Ilasso machte keinen Versuch, sie von diesem Plane abzubringen. herausrückte, dass eine Rückkehr nach Rochtitz die Erfüllung ihres grössten
Es galt jetzt, die Verwandten zu benachrichtigen, die Leute zu beruhigen, geheimsten Wunsches bedeuten würde, da wurde Hardy schwankend. Und am
der Sache einen Namen zu geben. „Ein Unglück auf der Jagd" wurde Hugos Ende siegten Hassos Gründe im Verein mit der stummen Bitte in Liskas Augen.
Verwundung den Leuten gegenüber genannt. Was Hardy gelernt hatte in diesen Arbeitsjahren, das blieb sein unverlierbares
Inzwischen lag Hugo mit geschlossenen Augen, wie ein Toter, unter den Eigentum; jetzt zeichneten Herz und Pflicht ihm einen neuen Lebensweg vor.
Händen der Aerzte, die die Kugel suchten. Als sie sie gefunden und den Er war bereit, ihn zu gehen, gleichviel, ob sein Wirkungskreis auf Rochtitz be-
Verband angelegt schränkt blieb oder ob das Majorat ihm ein neues Arbeitsfeld eröffnete,
hatten, lautete ihr ^ ~~ SHHHHSMI Letzteres wünschte er so wenig als er es fürchtete, denn er wusste: grosse
Spruch: „Schuss Rechte schliessen grosse Pflichten in sich ein. Seine Schultern aber fühlte
durch die Brust, ] er stark genug, auch eine schwerwiegende Pflichtenwürde zu tragen. Aus
die Lunge verletzt, \ ] -;V > rastlosen Wumlrmige, der die moderne Menschheit erregt, um sie neue
Genesung nicht Ziele suchen und finden zu lehren, war er nun bereit und reif zurückzu-
ausgeschlossen, kehren zu dem, was die Urväter schon als Glück empfunden und gepriesen

aber" — H. ............. hallen und was für den, der es zu schätzen weiss, seinen Wert behalten

„Aber er wird wird, so lange Menschen auf Erden wandern: zum Frieden des Familien-

nie wieder ein ge- j Ureises auf eigener, selbstbebauter Scholle. [Ende.]
sunder Mann wer-
den," ergänzte
Ilasso das Verdikt.
„Armer Hugo!"
Auf dem Tisch

neben dem Bett BHDHJ WT _,'ä?^^.. *£• Q6)Jie weissglänzenden Schwäne, die so stolz, so ruhig, fast majestätisch
Um ' '<aHBHHLjy —(^MP^Hfflpyfl^^^^^H C*\s über die dunkle Wassertiefe dahinziehen, haben von jeher das ästhetische

Depesche, die am . • H5^_.. JffvB Gefühl und die Phantasie der Menschen mächtig angeregt. Von Schwanen-

AIk-ihI \ orliiT au- ■■JJF^^^KWH jungfrauen und vom Schwanenritter singt die deutsche Sage und das Märchen
gekommen war. erzählt von den „sieben Schwänen", in welche sieben Menschenkinder ver-
gäbe mich so- . zaubert worden waren. Man kann sich den poetischen Schwan schwerlich
eben mit laska gS HHH als stumm oder mit unschöner .Stimme begabt vorstellen und so glaubt man
Dodau verlobt:" gern die Kunde vom Schwanenliede, vom letzten Gesang des sterbenden
hatte Hardy aus AI- j Vogels und denkt es sich herrlich und ergreifend. Hans Schutzes Bild „Am
veno telegraphiert. HHHHHMMtaaJMH |^8* ■ schattigen Weiher" giebt die phantasievolle Stimmung vorzüglich wieder,
Mit einem weh- die über der lauschigen Ecke und dem zarten Gefieder der Schwäne lagert,
mütigen Lächeln

ruhte Hassos Blick ,, Jtlm Bache", wo leis die Wellen flüstern; am Bache, wo der Sonnen-

daraul" „Oer F.rbr 'i 1 strahl flimmernd durchs Laub zuckt; am Bache, wo der Waldesschatten kühl

von Tannwald," fJp ' I___________ und lauschig ist,

Jahre waren ver- Prinz Alfons von Bayern und sein Adjutant Ober- MBLh^>agB J I Lauscherohr zu be-

ihren Einzug gehalten und Liska war ihrem Hardy nach Russland gefolgt. Ma rr au^^seineni

neuem Fluge. In so einer Vereinigungszeit war es, dass Ilasso eines BHHI^^IN^ ''Jk 18 SS der Liebe wohl an-
stehen. Die Hoffnung auf eine völlige Wiederherstellung Hugos ist ~ i ', sie in zwei freude-
ausgeschlossen. Er ward kinderlos sterben und Du bist der Nachfolger strahlende Augen-
arbeiten gelernt, und das ist der Besitz, den ich 'mal meinen Kindein — — junger Menschen-
vererben werde und an dem sie alle gleichmässig teilnehmen können!" Prinz Arnulf von Bayern mit dem Chef seines Generalstabes Oberstleutnant Illing. kinder mit Purpur-
t/-,,, ■ t-v , « • tt i iit i_ i t Nach einer photoja'aphischen Aufnahme von B. Dittmar, Hoiphotoeraph, München. , . , , , ,.

„Ja, Gott sei Dank, rief Ilasso, „und solche Leute brauchen wir r v . . glut umleuchten die

grade in unsren Reihen. Oder glaubst Du, die Verwaltung eines grossen Grund- dahinwandeln im Traume, im Glücksrausche, in der Wonne erster Liebesseligkeit,

besitzes zu übernehmen, das sei keine Arbeit? Dich hat das Leben in eine harte * % *

Schule genommen, darum wirst gerade Du berufen sein, einmal an führender „Äas Ross ist des Königs, der Reiter ist mein!" — das hat die schmucke

Stelle unter uns zu stehen. Aber kein Meister fällt vom Himmel — die Special- Maid wohl gern gesungen und gemeint: „Mag mir der König immerhin sein

kenntnisse eines Ackerbauers und Gutsverwalters fehlen Dir und darum meine Ross nehmen, den Reiter kann er mir nicht nehmen". Und als der König nun

ich, es ist gut, wenn Du jetzt in Russland Deine Verbindlichkeiten lösest und rief, wollte mit dem Rösslein auch der Reiter gehen. Da zog grimmes „Ab-

nach Rochtitz kommst, um einstweilen wieder heimisch unter uns zu werden." schiedsleid" durch die Seele der Braut. Draussen hinter dem Park, wo der
 
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