Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

DOI Heft:
3. Heft
DOI Artikel:
Zick-Zack
DOI Artikel:
3. Beilage
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0057

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II

BEILAGE ZUR „MODERNEN KUNST".

und ein Besuch genügte gewöhnlich nicht. — Zur Zeit hieran stiess sich das Publikum, welches an den Kon- Lebensunterhalt und die Wohnung zu verdienen, da sie
der Landaufenthalte pflegte ein gebildeter Mann einen ventionalismus der falschen Form gewöhnt war und sonst mit dem Ertrage ihrer Kunst nicht würden aus-
oder mehrere Ausflüge in die Stadt zu machen, aus dies ist eine neue Quelle von Uneinigkeit zwischen dem kommen können. Ich spreche nicht etwa von „ver-
dem einzigen Grunde, um noch zum zweiten oder dritten Publikum und den Künstlern. rückten Leuten" oder von Künstlern, welche die Natur
Male die Ausstellung zu sehen." Und Belgiocoso ver- Vor allem unter den Künstlern, welche mehr als dazu bestimmte, gute Bürger oder ausgezeichnete Land-
sichert dies alles indem er anerkennt, dass auch die die andern jener doppelten Bewegung folgen, welche wirte zu werden, und welche den künstlerischen Beruf
Politik dem Publikum keine fremde Angelegenheit war. ich vorhin erwähnte. Es folgt daraus, dass bei uns gegen den Instinkt ihrer geistigen Fähigkeiten ergriffen;

Dies war eine gute Bemerkung, denn es ist nicht eine wirkliche und grosse Schranke zwischen Publikum - ich spreche Ihnen — und verzeihen Sie, wenn ich
wahr, dass das italienische Publikum vor fünfzig Jahren und Künstlern existiert, deren Fundamente zu tief liegen, so darauf bestehe — von Künstlern, nicht nur von
in Bezug auf die Kunst besser gebildet war als jetzt. um hoffen zu können, dass in einer nahen Zukunft tüchtigen, sondern von berühmten. Ich will aus Vor-
ich glaube vielmehr, dass das Publikum, auch unab- jedes Hindernis überwunden und jede Misshelligkeit ent- sieht keine Namen nennen; aber wenn ich Namen nennen
hängig vom ästhetischen Inhalt eines Kunstwerkes, fernt werde. Darunter leidet der Kunsthandel in Italien würde, dann würden Sie selbst aufs höchste erstaunt
damals besser imstande war ein Gemälde oder eine furchtbar. Und ich spreche von der modernen Kunst, sein zu hören, dass der Schöpfer jenes gewissen Ge-
Statue zu verstehen. Unsere Malerei, welche kaum nicht von der antiken. Vielleicht könnte ich mich, wenn mäldes, welches in der und der Ausstellung so gelobt
untergangen ist, war mehr eine mechanische Ausübung ich von dieser spräche, einer anderen Redeweise be- und bewundert wurde, seit mehr als einem Jahre auch
als ein Werk von persönlicher Empfindung — und das dienen, obgleich ich auch hier nichts ausserordent- nicht eine Leinewand verkauft hat; dass der Schöpfer
Publikum will in der Kunst, wie in allem, das Gleich- liches zu berichten haben würde. Sicher ist es, dass jener Gruppe so erbärmliche Einnahmen hat, dass
maass und die . er in schreckliche
Mässigung haben Schwierigkeiten
und lässtsichvom geraten ist, um

fühtr sdAlle Abonnenten der „Modernen Kunst" erhalten itt^^S

wird das Publi- auf Wunsch neben den bisherigen Kunstblättern: „1807. Königin Luise und Napoleon I. in Tilsit" und „1815. Blücher empfängt bei s'en' *!iSe

kum —wenigstens „ ,. , - , ,. t ',: ,T , . „ , ., _ , , ■ ,. „ . , ., ,, ,„ r , ,. ,-, . , „ übrigens nicht.
. ° Genappes die erbeuteten Orden, Hut und Degen Napoleons I. , beide von Rudolt Eichstaedt, „Heidelberg von W. L. Arndt, „baizburg , ° . , _

das unsere — von _ „ „ . ' „ .,' ' ' , .,, . dass soviel Trau-

-itt i von E. bturtevant, „bei getrost" von Otto Lmgner und „Früh 1 iner" und „Harmonie , beide von Lmu Brack, als Exträgabe die vorstehend abgebildeten . ,

einem W erke an- . 6 " " 6 " ' ° * rigesnurder 1 hat-

gelockt, welches cyi .___..... _q _;__ _n^o sache des Zwie-

das Ergebnis tie- ^ <J U> Spalts zwischen

fer, leidenschaft-
licher und origi-
neller Studien ist.
In diesen sieht das
Publikum in den
meistenFällen nur
ein Zeichen von
Absonderlichkeit
und womöglich
von Verrücktheit
— und geht daran
vorüber.

Heut scheint
die Kunst in Ita-
lien zu neuem
Leben wieder er-
wacht zu sein, cj3
ganz Leidenschaft
und Kühnheit, be-
wegt von jeder
hohen Kundge-
bung des nationa-
len Gedankens.
Wenn man Frank-
reich ausnimmt
und vielleicht
auch die Nieder-
lande, so giebt es
keine Kunst in
Europa, welche
sowohl in Bezug

Publikum und
Künstlern zuzu-
schreiben ist, des-
sen Ursachen ich
kurz angeführt
habe; — ein an-
derer Grund die-
ser so überaus
traurigen Zu-
stände der ffalie-
nischen Künstler
liegt in den finan-
ziellen Verhält-
nissen unseres
Landes, welche,
so sehr man auch
c~* versucht, sie we-
niger schwer hin-
zustellen als sie
sind, doch in
Wirklichkeit der-
artig sind, dass
sie die ernstesten
Gedanken wach-
rufen. Die finan-
ziellen Zustände
daher auf der
einen Seite, der

Zwiespalt im
Recht des Vorzugs
auf der andern,

auf die Inspira- Chr. Kröner. Im Frühling. . Chr. Kröner. Im Herbst. s schaffen in Italien

tion, wie auch auf j Papiergrösse 100X73 cm. Hildgiösse 60X45 cm. Papiergrosse 100X73 ein. Bildgrosse 60X+S cm. j den Künstlern
die Ausführung, _ . ___-_____ ffn .__ _,___ _ eine so unglück-
kühner ist als liehe Stellung, wie

uLer^SÄ; zwei neuen Kupferdruck = Kunstblätter *Ä^35

hervorragendVer- nach Geraälden von professor Chr. Kröner, die Kunstwerke allerersten Ranges sind und einen herrlichen Wandschmuck bilden, schmerzlicher
Standeskunst und sein könnte. Die

als solche liebt <^=^^ ZUttl Vorzugspreise VOn 4 Mark pro Bild '~>?±*<=^ Bildhauer haben

sie nicht nur das o r r cjle Grabdenk-

Schöne, sondern während der Preis im Kunsthandel für Nicht-Abonnenten 30 Mark beträgt. Die Bilder sind auch einzeln zu haben und können sogleich mit mäler und die

vor allem das der Abonnements-Erklärung durch jede Buchhandlung bezogen werden. Standbilder,wenn

Wahre. Alles Redaktion und Verlag der Alodernen Kunst. es ihnen damit

dies ist nichts glückt; aber die

Neues, werdet ihr mir sagen. Es ist nicht neu; aber die wenigen, welche sich in Italien für die Kunst inter- Maler....... Die Maler müssen sich auf die Aus-

nach der akademischen Kunst schien es, als ob das essieren, zur grössten Mehrzahl antike Sachen kaufen. Stellungen verlassen und die Kunstausstellungen in Italien
äusserlichHässliche nicht Anziehungskraft haben konnte, Die Mode hat diese Richtung eingeschlagen; und unter sind beinahe immer passive Erfolge. Jedenfalls passive
sei es auch noch so verständig und moralisch gemeint. zwei Bildern, einem antiken und einem modernen, von für die Künstler, von denen neunundneunzig unter-
Alles dieses, wenn es dem Wesen nach nicht neu ist, unbestreitbarem Werte, ist das antike der Gegenstand hundert die ausgestellten Bilder wieder in ihr Atelier
so ist es jedenfalls dem Anscheine nach. Unserem enthusiastischer Bewunderung, während das moderne zurückbringen müssen. Ich teile Ihnen nicht die totale
Publikum sind im allgemeinen die Geheimnisse der mit Gleichgültigkeit, ja beinahe mit Verachtung be- Ziffer der Verkäufe mit, welche in der Brera abge-
Kunstgeschichte verschlossen; es will das Schöne haben trachtet wird. Ich übertreibe nicht; — es übertreiben schlössen wurde, das heisst in der ersten dreijährigen
oder die verschönte Wahrheit und da es diese nicht vielmehr bei uns diejenigen, welche 5000 Frcs. für ein Ausstellung in Mailand, welche wie es schien, ganz Italien
findet, so ärgert sich das Publikum und nimmt die Ueber- Bildchen aus dem Cinque - Cento ausgeben würden, in Bewegung setzen musste, ich nenne Ihnen diese Ziffer
zeugung an, dass die Künstler das Gefühl für das Ideale welches kaum dem Schüler eines berühmten Meisters nicht, denn es giebt gewisse Dinge, über die man besser
direkt verloren haben. zugeschrieben werden kann, aber die nicht 500 Lire schweigt, und ich will Ihnen ebensowenig sagen, welche
Hierin liegt der Grund für einen ernsten Zwiespalt ausgeben würden für ein bemerkenswertes Gemälde Art von Kunstwerken, zum grossen Teile wenigstens,
zwischen dem Publikum und unsern Künstlern. Und eines zeitgenössischen Malers, und um so weniger, wenn erstanden wurden, denn es schmerzt mich, solche trau-
die Frage wegen des Inhalts und des Gedankens ge- es der modernen Richtung angehört. rigen Details zu veröffentlichen, welche die Kunst und
nügte noch nicht, die der äusseren Form trägt noch Aus allen diesen Ursachen, welche ich angeführt die Künstler demütigen. Auch ist in Italien die Beihülfe
dazu bei, den Zwiespalt schärfer zu betonen. Denn habe, geht hervor, dass die Ausübung der Kunst in des Staates ganz ohne Bedeutung.

bei uns folgte die zeitgenössische Kunst einer doppelten Italien jetzt zu einer grossen Schwierigkeit geworden Diesen Thatsachen gegenüber, welche einfach und

Bewegung, dem Gedanken und der Form, der Inspira- ist. Bei uns giebt es Künstler von hervorragender Be- klar sind wie die Wahrheit, haben einige Publizisten

tion und der Ausführung. Jene fand ihre Berechtigung deutung, welche die Kritik unter die Tüchtigsten erhebt und Künstler eine Bewegung veranlasst, aus der sich

zu sein und sich zu entwickeln, in ganz ausserhalb der und anerkennt, — und welche gezwungen sind, um als Mittelpunkt die künstlerische Genossenschaft

Kunst liegenden Dingen, diese in ganz innerlichen Grün- leben zu können, die Kunsthändler zu bitten, ihnen ein (Famiglia artistica) von Mailand gebildet hat, mit dem

den. Es ist nun einmal so, dass die leidenschaftliche Bild oder eine Statuette abzukaufen. Zweck, eine internationale Ausstellung der schönen

und persönliche Darstellung nicht mehr jene ausgesuchte Es giebt hervorragend tüchtige Künstler, welche Künste zu veranstalten mit einem grossen Preise —

und maschinenmässig ausgeführte der Klassiker war, gezwungen sind, Unterricht zu geben, um sich den dem grossen Preise von Italien von 50,000 Frcs.
 
Annotationen