MODERNE KUNST.
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reproduzierten Spiegelporträts verdanken, Herr Photo- ^-rr^A^ Vermählung von individuellem Temperament mit feinem
graph R. Wilhelm in New-York, sendet uns eine Stilgefühl aus der Schablone gehoben, hat sie
interessante Spiegelphotographie, die wir vor- yggk. wie vielleicht keine vor ihr und gewiss
stehend veröffentlichen. Die Photographie ^\ keine neben ihr den Zauber der selbst-
zeigt dieselbe Person in fünf Stellungen. / >. vertrauenden Kindernatur des Mädchens
Die Aufnahme geschah mit Hilfe / WKi \. von Orleans begreiflich gemacht, das
zweier Spiegel, die im Winkel von / \ Wunder bewirkt, weil sie es glaubt.
60 Graden gegeneinander stehen. / jBb'*j!!3l A a»^. \ Und mit welchem Behagen plät-
* * * / tBw&KBkS* ' \ <0 A* I mttt ^A \ schert sie im echt wienerischen
„Zeitschrift für deut- / ^ ^ '"' _ \ Mädeltum der Christine in
Wie sehr das Deutschtum im / jHBPflluraJE [^^W^Bf' ^ä^^^^^^^e^i^^b^^^^^^B^^^Bfck \ f'er ^'0'c^ m J- J- Davids
fernen Osten an Bedeutung / T3rj$ESiHtrmf Pj t,, iN*^ ,*r' " JsäSSUU^^ul^^^B^^Bl^B^^m' \ „Neigung"; durch das heiter
gewonnen hat, erkennt man fjW_?j£SUKi<"i~~~~ß^KB& j^^ÜI^HÜnH^B ^-^KV^^^I^r>HL. anmutige Kolorit flackert
aus vielen Anzeichen, nicht JRHHLV^^HIb , -.'■BBT• wtflHBV. ■ '"sT^PB^^Bra&^^^^^b<^äPIL aber schon die (ihn eines
am geringsten aus den Be- 'XR^^/B^r t i ÜHUttlR JmDL A grossen tragischen Genius,
strebungen, durch die man t /Jm^^H^H^HmHH ^«Jfc-'-' ' i.i'rnÜBl Hjj^^^WVl IHnH Zum mächtigen Ausbruch
in Japan und China die Er- \. «~^j^HB HHSy |fll#f" - a^lpiHlRJFfl^H^VCKB^H^HlH^r L^rHBIhL > 7^ ';anl diese verhaltene Feuer-
lernung der dcutscJicn Sprache \ W39H^^HflBr IHkIS l>r;ifl in I lofnuiniiMlials „Sn-
«^HBm jHjffilE '''''' letzten
schein! seit Anfang dieses jali |9B 'JHVflKnHvAH 'x ilcr Medelsky.
res eine „ZritM-lirifl in deutM-hrr '\ ' - , Verdienstvollen Anlcii an ihrer
S| n';:;';':-1', vm der war vorsiehond \ ' e neras, er ia a-iaia:- und dabei
einen Teil des Titelblattes, 111i 1 allen '' ' doch gesunden Entwicklung hat
Engenauigkeiten, wie sie die japaniaeho .\lexancler Strakoseli, der ihr Talent
l Suchdruckerkttnst verbrochen hat, wieder- v*-v •• liebevoll und waaae vur jedem schädlichen
gellen. Das Blatt enthält einen ganz inten'- \,. K.i11 II u-s \aai anssen, vi>r jeder gewaltsamen
essanten Artikel über die rechte Methode des deut- "'^s Yerkrüppolung von innen bewahrt und wie eine
sehen Sprachunterrichtes, eine Novelle, innere und kostbare Blume gehegt und gepflegt hat. IL Gl—n.
äussere Nachrichten, Vermischtes und Erläuterungen deutscher ^^■'•MH^^BBHMMBW^^^^ ;|.
Poesie und Prosa. Goethes Ballade „Der Fischer" wird in der Erzherzog Franz Ferdinand mit seiner Suite. D o r o t h y Le th b r i d ge. Unter den jetzt bekannten Pianisten
vorliegenden Nummer einer genauen Betrachtung unterzogen. Nach einer Pnotogr. von R.Brunner-Pvorak, Prag. g[e\>t es äusserst wenige, oder gar keine, von denen man eine
Wie man aus der Abbildung ersieht, wird der Text in deutscher und japanischer Zukunft erhoffen kann, wie sie ein Rubinstein, Bülow, Paderewski gehabt hat,
Sprache gedruckt. t :i. und die allerbesten sind immer noch jene, welche es auch vor zwanzig Jahren
schon gewesen: Ein dAlbert, eine Carenno, eine Essipoff. Was wir im Konzert-
Das diesjährige grosse österreichische Manöver in Böhmen wurde saal hören sind gute, fleissige Talente mit mehr oder minder reiner Arbeit, mit
hauptsächlich durch den Umstand interessant, dass der Thronfolger Erz- mehr oder minder gutem Vortrag und Verständnis. Ausser Gabrilowitsch keiner,
herzog Franz Ferdinand d'Este zum ersten Male als aus dem man den Blitz des Genies, keiner, von dem man
Korps-Kommandant figurierte und persönlich das achte ' Grösstes erwarten darf. — Eine ganz markante Ausnahme
Korps gegen das neunte führte, das unter dem Befehle des in diesem Arbeitsmarkt der Technik bildet die noch nicht
Feldmarschall-Leutenants von Klobus stand. Unser Bild zwanzigjährige Dorothy Lethbridge, deren Bild wir an
zeigt den Erzherzog mit seiner Suite. ttttm " anderer Stelle bringen. Einer Londoner, total unmusikalischen
* :i. * ' Familie der ersten Gesellschaft, des hohen Adels entstammend,
Lotti Medelsky. Sie steht seit drei Jahren in der JlSlBr j9 w. Hl opferte s'e der unwiderstehlichen Sehnsucht nach höchster,
Vorderreihe der erlesenen Künstlerschar des Wiener Hof- reinster Kunst alle Vorurteile und Bedenken ihres Standes,
burgtheaters, ist aber am 20. Mai erst über die Schwelle und sie, das verwöhnte Kind des Elternhauses, dem eine
ihres neunzehnten Lebensjahres getreten. Diese Thatsache Meute von Dienern auf den Wink gehorchte, zog es vor,
scheint den kardinalen Satz der alten Volksweisheit, dass als ~— sieh in Friedenau mit einem einfachen Chambre garnie zu
Meister niemand vom Himmel falle, lächelnd ad absurdum . begnügen, unermüd-
zu führen. Fast noch ein Kind, gab sie überzeugende , lieh an sich arbeitend
Proben einer völlig reifen Kunst, die den schwierigsten Auf- H » i;A j*eJ und infolge der ko-
gaben gerecht wird. Mit naiver Unbewusstheit löst dieses 1 J lossalen Ansprüche,
blutjunge Ding den Pf&SZff' ' \ fr 'Jk die sie an die Kunst
psvchischenGehalt, I Ja , stellt, oft an sich
das Menschliche der \ verzagend und ver-
zolle" aus, and •% > zweifelnd. Seit vier
als Enthüllung des \ Jahren erst weiss sie,
tiefsten und ge- I was „Studium der
heimsten staunt es * ' 1 Musik" heisst, — seit
der Klügste an. Ihre Lotti Medelsky vier Jahren, seitdem
„Hedwig" in Ibsens vom k- k- Hofburgtheater in Wien. sie zu Meister Eduard
„Wildente" war solch ein deutender Schirner kam, und von ihm, hat sie den
Tiefblick in eine Rätselseele. Seit sie eisernen Fleiss und die hohe künstlerische
diese rührende Gestalt verkörperte, hat Bescheidenheit kennen gelernt. Sie will
sie zu glänzendster Erfüllung geführt, Schirner gleichen, und bevor sie das nicht
was man damals als Verheissung an- erreicht hat, will sie nicht vor die Oeffent-
sehen mochte, hat sie ihr empfindungs- lichkeit treten. In nicht langer Zeit will man
tiefes Wesen einer Reihe von Frauen- ihren Namen neben denen eines d'Albert,
bildern mannigfachster Art auf- und ein- eines Paderewski nennen. Und wenn ihr
geprägt. Vom stereotypierten Backfisch Vortrag jetzt, obgleich er heute schon den
in „Krieg im Frieden", als der sie aus dem von Hunderten überragt, noch nicht die volle
Lehrsaal der Schauspielschule mit schein- Flöhe der Kunst erreicht hat, so müssen wir
barer Keckheit auf die Burgbühne sprang, der grossen Jugend der Dame gedenken
ist sie rasch emporgewachsen zu einem und uns klar machen, dass man erst dann
liebenswürdig gewinnenden, wie auch mit tiefster Empfindung vortragen kann,
hinreissenden und erschütternden Gret- wenn man gelebt, geliebt und gelitten hat.
chen (Flaust), hat sie die Luise (Kabale Sie wird unzweifelhaft eine der Ersten
und Liebe), die Theckla (Wallenstein) werden, und es freut uns,. hier an erster
Lotti Medelsky als Hedwig in „Wildente." durch eine ebenso seltene als entzückende Stelle ihrer erwähnen zu dürfen. Ä. Lotti Medelsky als „Jungfrau von Orleans."
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reproduzierten Spiegelporträts verdanken, Herr Photo- ^-rr^A^ Vermählung von individuellem Temperament mit feinem
graph R. Wilhelm in New-York, sendet uns eine Stilgefühl aus der Schablone gehoben, hat sie
interessante Spiegelphotographie, die wir vor- yggk. wie vielleicht keine vor ihr und gewiss
stehend veröffentlichen. Die Photographie ^\ keine neben ihr den Zauber der selbst-
zeigt dieselbe Person in fünf Stellungen. / >. vertrauenden Kindernatur des Mädchens
Die Aufnahme geschah mit Hilfe / WKi \. von Orleans begreiflich gemacht, das
zweier Spiegel, die im Winkel von / \ Wunder bewirkt, weil sie es glaubt.
60 Graden gegeneinander stehen. / jBb'*j!!3l A a»^. \ Und mit welchem Behagen plät-
* * * / tBw&KBkS* ' \ <0 A* I mttt ^A \ schert sie im echt wienerischen
„Zeitschrift für deut- / ^ ^ '"' _ \ Mädeltum der Christine in
Wie sehr das Deutschtum im / jHBPflluraJE [^^W^Bf' ^ä^^^^^^^e^i^^b^^^^^^B^^^Bfck \ f'er ^'0'c^ m J- J- Davids
fernen Osten an Bedeutung / T3rj$ESiHtrmf Pj t,, iN*^ ,*r' " JsäSSUU^^ul^^^B^^Bl^B^^m' \ „Neigung"; durch das heiter
gewonnen hat, erkennt man fjW_?j£SUKi<"i~~~~ß^KB& j^^ÜI^HÜnH^B ^-^KV^^^I^r>HL. anmutige Kolorit flackert
aus vielen Anzeichen, nicht JRHHLV^^HIb , -.'■BBT• wtflHBV. ■ '"sT^PB^^Bra&^^^^^b<^äPIL aber schon die (ihn eines
am geringsten aus den Be- 'XR^^/B^r t i ÜHUttlR JmDL A grossen tragischen Genius,
strebungen, durch die man t /Jm^^H^H^HmHH ^«Jfc-'-' ' i.i'rnÜBl Hjj^^^WVl IHnH Zum mächtigen Ausbruch
in Japan und China die Er- \. «~^j^HB HHSy |fll#f" - a^lpiHlRJFfl^H^VCKB^H^HlH^r L^rHBIhL > 7^ ';anl diese verhaltene Feuer-
lernung der dcutscJicn Sprache \ W39H^^HflBr IHkIS l>r;ifl in I lofnuiniiMlials „Sn-
«^HBm jHjffilE '''''' letzten
schein! seit Anfang dieses jali |9B 'JHVflKnHvAH 'x ilcr Medelsky.
res eine „ZritM-lirifl in deutM-hrr '\ ' - , Verdienstvollen Anlcii an ihrer
S| n';:;';':-1', vm der war vorsiehond \ ' e neras, er ia a-iaia:- und dabei
einen Teil des Titelblattes, 111i 1 allen '' ' doch gesunden Entwicklung hat
Engenauigkeiten, wie sie die japaniaeho .\lexancler Strakoseli, der ihr Talent
l Suchdruckerkttnst verbrochen hat, wieder- v*-v •• liebevoll und waaae vur jedem schädlichen
gellen. Das Blatt enthält einen ganz inten'- \,. K.i11 II u-s \aai anssen, vi>r jeder gewaltsamen
essanten Artikel über die rechte Methode des deut- "'^s Yerkrüppolung von innen bewahrt und wie eine
sehen Sprachunterrichtes, eine Novelle, innere und kostbare Blume gehegt und gepflegt hat. IL Gl—n.
äussere Nachrichten, Vermischtes und Erläuterungen deutscher ^^■'•MH^^BBHMMBW^^^^ ;|.
Poesie und Prosa. Goethes Ballade „Der Fischer" wird in der Erzherzog Franz Ferdinand mit seiner Suite. D o r o t h y Le th b r i d ge. Unter den jetzt bekannten Pianisten
vorliegenden Nummer einer genauen Betrachtung unterzogen. Nach einer Pnotogr. von R.Brunner-Pvorak, Prag. g[e\>t es äusserst wenige, oder gar keine, von denen man eine
Wie man aus der Abbildung ersieht, wird der Text in deutscher und japanischer Zukunft erhoffen kann, wie sie ein Rubinstein, Bülow, Paderewski gehabt hat,
Sprache gedruckt. t :i. und die allerbesten sind immer noch jene, welche es auch vor zwanzig Jahren
schon gewesen: Ein dAlbert, eine Carenno, eine Essipoff. Was wir im Konzert-
Das diesjährige grosse österreichische Manöver in Böhmen wurde saal hören sind gute, fleissige Talente mit mehr oder minder reiner Arbeit, mit
hauptsächlich durch den Umstand interessant, dass der Thronfolger Erz- mehr oder minder gutem Vortrag und Verständnis. Ausser Gabrilowitsch keiner,
herzog Franz Ferdinand d'Este zum ersten Male als aus dem man den Blitz des Genies, keiner, von dem man
Korps-Kommandant figurierte und persönlich das achte ' Grösstes erwarten darf. — Eine ganz markante Ausnahme
Korps gegen das neunte führte, das unter dem Befehle des in diesem Arbeitsmarkt der Technik bildet die noch nicht
Feldmarschall-Leutenants von Klobus stand. Unser Bild zwanzigjährige Dorothy Lethbridge, deren Bild wir an
zeigt den Erzherzog mit seiner Suite. ttttm " anderer Stelle bringen. Einer Londoner, total unmusikalischen
* :i. * ' Familie der ersten Gesellschaft, des hohen Adels entstammend,
Lotti Medelsky. Sie steht seit drei Jahren in der JlSlBr j9 w. Hl opferte s'e der unwiderstehlichen Sehnsucht nach höchster,
Vorderreihe der erlesenen Künstlerschar des Wiener Hof- reinster Kunst alle Vorurteile und Bedenken ihres Standes,
burgtheaters, ist aber am 20. Mai erst über die Schwelle und sie, das verwöhnte Kind des Elternhauses, dem eine
ihres neunzehnten Lebensjahres getreten. Diese Thatsache Meute von Dienern auf den Wink gehorchte, zog es vor,
scheint den kardinalen Satz der alten Volksweisheit, dass als ~— sieh in Friedenau mit einem einfachen Chambre garnie zu
Meister niemand vom Himmel falle, lächelnd ad absurdum . begnügen, unermüd-
zu führen. Fast noch ein Kind, gab sie überzeugende , lieh an sich arbeitend
Proben einer völlig reifen Kunst, die den schwierigsten Auf- H » i;A j*eJ und infolge der ko-
gaben gerecht wird. Mit naiver Unbewusstheit löst dieses 1 J lossalen Ansprüche,
blutjunge Ding den Pf&SZff' ' \ fr 'Jk die sie an die Kunst
psvchischenGehalt, I Ja , stellt, oft an sich
das Menschliche der \ verzagend und ver-
zolle" aus, and •% > zweifelnd. Seit vier
als Enthüllung des \ Jahren erst weiss sie,
tiefsten und ge- I was „Studium der
heimsten staunt es * ' 1 Musik" heisst, — seit
der Klügste an. Ihre Lotti Medelsky vier Jahren, seitdem
„Hedwig" in Ibsens vom k- k- Hofburgtheater in Wien. sie zu Meister Eduard
„Wildente" war solch ein deutender Schirner kam, und von ihm, hat sie den
Tiefblick in eine Rätselseele. Seit sie eisernen Fleiss und die hohe künstlerische
diese rührende Gestalt verkörperte, hat Bescheidenheit kennen gelernt. Sie will
sie zu glänzendster Erfüllung geführt, Schirner gleichen, und bevor sie das nicht
was man damals als Verheissung an- erreicht hat, will sie nicht vor die Oeffent-
sehen mochte, hat sie ihr empfindungs- lichkeit treten. In nicht langer Zeit will man
tiefes Wesen einer Reihe von Frauen- ihren Namen neben denen eines d'Albert,
bildern mannigfachster Art auf- und ein- eines Paderewski nennen. Und wenn ihr
geprägt. Vom stereotypierten Backfisch Vortrag jetzt, obgleich er heute schon den
in „Krieg im Frieden", als der sie aus dem von Hunderten überragt, noch nicht die volle
Lehrsaal der Schauspielschule mit schein- Flöhe der Kunst erreicht hat, so müssen wir
barer Keckheit auf die Burgbühne sprang, der grossen Jugend der Dame gedenken
ist sie rasch emporgewachsen zu einem und uns klar machen, dass man erst dann
liebenswürdig gewinnenden, wie auch mit tiefster Empfindung vortragen kann,
hinreissenden und erschütternden Gret- wenn man gelebt, geliebt und gelitten hat.
chen (Flaust), hat sie die Luise (Kabale Sie wird unzweifelhaft eine der Ersten
und Liebe), die Theckla (Wallenstein) werden, und es freut uns,. hier an erster
Lotti Medelsky als Hedwig in „Wildente." durch eine ebenso seltene als entzückende Stelle ihrer erwähnen zu dürfen. Ä. Lotti Medelsky als „Jungfrau von Orleans."