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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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23. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0557

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2)as neue frinzregententheater in München.

f» . j . . Hauses beseitigt und gleich wie im Zuschauerraum

DaS ffiedeßSMDenklTial ZU ]ÜIÖnStef 1. W. fl die technisch architektonischen Errungenschaften

fl der Zeit verwertet werden. Bei dem in München

Der Verband deutscher Geschichts- und Aller- B*fll • traditionell begründeten Vorwiegen des Wagnerschen
tums-Vereine hielt im Jahre 1898 eine Gedächtnisfeier gPfl • Musikdramas trug man mit Anlage des von allen
der 250. Wiederkehr des westfälischen Friedens- fffl I sachverständigen Musikfreunden längst ersehnten
Schlusses ab. Damals wurde die Errichtung eines versenkten Orchesters einer künstlerischen Grund-
Denkmals zur Erinnerung an den Friedensschluss fl HwKdH bedingung Wagners Rechnung. Auch für die Sitze
1648 angeregt. Nunmehr ist das von dem Bild- ' " ■r^t ••^H;-s! :'1 des Publikums war der Wille des Meisters, dass
hauer Wilh. Bolte-Münster entworfene Modell zur Bf" ''^B"'' keinerlei Ablenkung von der alle Sinne und Ge-
Ausführung angenommen worden. WM danken des Theatergastes concentrierenden Scene

Der Künstler vertritt darin die Auffassung, dass H H AS statthaft sei, massgebend. Die Parketreihen gliedern
der Westfälische Friede nicht bedingt war durch sich in vierfacher Abteilung, umkränzt von einer
einen glänzenden Sieg der einen oder anderen Partei, flt I einzigen Logenanordnung, welche die Königsloge
sondern vielmehr durch das allmähliche Erlahmen fl ■ und zwei Prinzen- sowie sechs Fremdenlogen um-
der Kräfte unter den streitenden Völkern. Der ganze HL , ■K'^' fasst, amphitheatralisch derart übereinander, dass
Aufbau des gegen 7 Meter hohen Denkmals wird mk), ^^Hh j ed weder Platz einen ungehemmten, durch keinerlei
gekrönt durch eine ideal aufgefasste Frauengestalt; fl ^fl Zerstreuung beeinträchtigten Ausblick auf die Bühne
die in der Rechten den Oelzweig als Symbol des fl B^^F^BMHB^fl:" gewährt. Von Stellplätzen ist gänzlich abgesehen
Friedens trägt, während sie die hinke segenver fl HB*"" ' •"" fl • • • worden. Die Grundlage ist in der Ausführung so
heissend senkt. Aul' dem vorderen Sockel, der zn fl HB fl organisch entwickelt, dass sie in der äusseren Fr-
einer Art Friedensaltar ausgebaut ist, liegen auf einem fl scheinung ebenso klar zu Tage tritt wie in der
Kanonenrohr Lanzen und Standarten. Zu den be- inneren. Das zwei Meter über das Strassenniveau
reits auf dem Altare ruhenden Wallen hat soeben .•'••.••HP* iflj erhobene, an der Ostseite von einem Garten Hin-
ein rechts neben dem Sockel stehender Krieger, in 1 P^i - zäunte Theater macht mit seinen Doppelgiebeln,

der Rüstung der Pappenheimer Kürassiere und zwar HJK^-,-Wrkßh-^'{ fl ' ' hohen Rundbogenfenstern und den hellen, durch

mit geöffnetem Visier, auch sein Schwert nieder- HF _f—.""?•••.^ - f ■ künstlerische Reliefs geschmückten Wänden einen

gelegt und scheint, den Blick nach oben zu der ■BW*^ *->.>jHJ . 11 fl heiteren und festliehen Eindruck. Während die

Friedensgestalt gewendet, den Altar zn verlassen. St .... - ^-tSI -£ %JM Wagen durch die Arkadenhalle an der Front vor-

Die vier Ecken des Sockels, auf dessen beiden fl I ',:| ~jHi fahren, gelangen die Fussgänger durch geräumige

Seitenflächen die Wappen von Münster und Ostia- HB&d "-fl fl Seitenthore in das von Wadere mit der Büste

brück und auf der Rückseite das westfälische \THHJHE5J'l^J.'~.* ~"'"TI!MÄ|flJ des hohen Hauspatrons des Prinzregenten gezierten

Wappen angebracht sind, umfasst ein Fichenbatim- I ___-^HhaBaaRr - —'^äHHfljr'™' ' | Vestibüle, von hier in die Wandelgänge, an welche

fries, während der obere Fries tun Aufbau des fl*fl sieh je ein iV.) Quadratmeter messendes Foyer an-

Postamentes die Wappen der einzelnen Länder | mt, '^l I schliesst. Die Konstruktion des Baues ist fast durch-

zeigt, zwischen denen der Friede 1648 geschlossen HH| mmmmtBIF"--~-—— «B. \ \ gehends ans Fisen und Beton, die Bühneneinrichtung

wurde. Die mittlere Fläche des Postamentes trägl fl .M^^MHlHIIIIIMBMHfllfli nach Entwürfen des königl. Maschinendirektors

Aufschrift: „Zur HJL^BMaaMaMflHHHHHHHHHI Die

fälischen Frieden 1648". Die Figuren und orna- _ _ . , ~ , , .... . . ,„r L, . Beleuchtung ist elektrisch und wird dem Zuschauer-

„, . , rr* • i j -ni i n ■ uii tJas Friedens-Denkmal zu Munster in Westfalen. . .' °. ... ., _

mentalen 1 eile des Denkmals sollen m Hohl- „ . „.■.•- .„.,, u .. .... L räum in origineller aus antiken Grundideen ent-

, i , j i • ,. . Nach einem Entwürfe von Wilh. holte-Munster. . , , . , , , , . * rt „. .

galvano hergestellt werden, wohingegen die Ausfuh- wickelter Art hypathral durch eine Oeffnung m der

rung des Sockels und Postamentes in Stein geplant ist. Opern, an Sonn- und Feiertagen klassische Schauspiele Mitte der Decke vermittelt. Der Bau, dessen Grund-
ais Volksvorstellungen mit wesentlich ermässigten stein am 15. April gelegt worden, schreitet rüstig vor-
Preisen zur Darstellung zu bringen, musste das Bühnen- wärts, so dass binnen kurzem München um eine vor-
haus genau den kolossalen Verhältnissen des alten nehme, den höchsten Aufgaben gewachsene Kunststätte
München hat den Reiz seiner geographischen Lage Fischerschen Monumentalbaues am Max-Josephsplatz reicher sein wird. Alex Braun.

erst spät architektonisch zu fassen und die Isar mit sich anpassen, die es noch durch Hinzufügung einer
einer würdigen baulichen Umgebung einzurahmen ge- 13 Meter tiefen Hinterbühne erweitert, so dass eine
lernt. Mit der Einbeziehung der Gasteighöhen in das Gesamttiefe der Bühne von 37 Meter hergestellt ist.
Städtebild und Anlage der Prinzregenten- und Maria Im Orchester aber konnten die Missstände des 1823 ohne soll zum Gegenstande einer wissenschaftlichen Unter-
Theresiastrasse ist dies glücklich vollbracht worden. Vorahnung Wagnerscher Anforderungen gebauten alten suchung gemacht werden. Die Franzosen haben eine
Aber bis jetzt fehlte (
dem schönsten Aus-
läufer der Stadt ein
charakteristischer
Kern und Mittel-
punkt, der nun mit
dem neuen Prinz-
regententheater
geschaffen werden
soll. Eine ideale
Hochwarte thront
über Stadt und
Fluss das Theater,
das von Heil-
mann und Litt-
mann, den um die
bauliche Entwicke-
lung und künst-
lerische Ausgestal-
tung Münchens, in
praktisch ästhe-
tischer Umbildung
des Stadtinnern,wie
Schaffung neuer
Strassenzüge und
ganzer Vororte an
der äusseren Peri-
pherie hochverdien-
ten Architekten, in
modernem, den
Semperschen Ge-
danken des Amphi-
theaters völlig
durchreifenden
Stile geschaffen
wird. Zur Ent-
lastung des Hof-
theaters ins Leben
gerufen und be-
stimmt, dreimal in
der Woche grosse

Das neue Prinzregententheater in München.

Die Wünschelrute der Quellensucher

XIV. 23. B.
 
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