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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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408

MODERNE KUNST.

„heiliger Gottesdienst" betrieben werden soll. Es ist der 1 I ~ I der von dem holden blühenden wasserdurchrauschten Berg-

„Pflege neuzeitlicher, individueller Kunst" gewidmet, einer sä&a thal, wohin er weist, keine Vorstellung giebt. H. V.

„Kunst, die aus dem Leben hervorgegangen ist und dem /SK * * *

Leben dienen, das Leben verklären soll". Da dürfen die MB Der Kommandant der chinesischen Taku-Forts,
Künstler schaffen, wie es ihnen ums Herz ist und wie der dessen Konterfei unsere nebenstehende Abbildung zeigt, wird
Gott sie treibt. In dem Hause, einem stattlichen Langbau, ' vielleicht in der modernen Kriegsgeschichte einen Platz be-
werden acht grosse Ateliers nebst kleinen Meisterstuben sein, Esofelr kommen, denn die ersten Schüsse auf die Schiffe der euro-
dazu ein kleines Theater, Turn- und Fechtsäle, gastliche l ~" /, \ y päischen Mächte sind aus den Forts abgeschossen worden,
Räume, Douchen, Bäder u. s. w. Im abfallenden Gelände 1 zu einer Zeit, da er Kommandant derselben war. Wie auch
gruppieren sich dann unter Hainen und Blumenbeeten die : ; , immer die 'Kriegerischen Verwickelungen sich weiter gestalten
Wohnhäuser der Künstler und einiger Kunstfreunde um ein - mögen, die angedeutete traurige Berühmtheit wird der ab-
„Forum" her. Eigenartig angelegte Wege, Beleuchtung;- . ^ebildcio cliincsische Herr für sich haben. Ob nun mit oder
körper, Brunnen, Statuen, ein Restaurant, Cafes, ein Musik- > aJKw,'»^\ jß gegen seinen Willen geschossen wurde, ist schliesslich gleich-
pavillon gehören dazu. Diese Häuser werden alle vollständig / ^JSH?m£L ~ "\Ä gütig- Wenn man sein Abbild betrachtet, so ist man zunächst
von Künstlerhand eingerichtet, bis auf den letzten Kasten- ^j^P^f^jj^ / S^>_|1 kaum geneigt, ihm sonderlich günstige kriegerische Qualitäten
Schlüssel. Es wird, wie Ludwig Hevesi schreibt, eine kleine i|t^'''SHr • /n/wrkeimen. Zwar Ml/t er -ehr feierlich auf seinem Stuhle
moderne Stadt sein, mit einem Arbeitsheim, dem Ernst ^ , , TmA nn<^ scne™1 sich offenbar von seiner wertgeschätzten Aeusser-
Ludwig-Hause, als Mittelpunkt. Und dieses Ganze wird schon wijt\S( , ' ' ft lichkeit eine brillante Wirkung zu versprechen, aber das wird
im nächsten Frühjahr fertig stehen und eine Kunstausstellung J||fl ''j'ljjj ' im Kampfe gegen die Weltmächte wohl kaum viel helfen,
bilden, wie es noch keine gegeben hat. |J||j \ i j Seinen Namen hat bis jetzt der Telegraph noch nicht gemeldet
* .jg * im:! es i>*. ja mich gleiehgiltig, wie er sich nennt, richtig aus-
Zwei Anhänger, recht geschaffen auf dem zarten Iii- i • :<•".> ihm wir I ionische seinen Namen doch nicht; es ge-
karnat eines schönen Frauenhalses zu ruhen und, nicht ge- ltlII||SSL -^Ss'^S^^SÄjjB nügt, dass ihm unsere Tapferen eins aufs Fell gebrannt haben,
tragen, von nicht minder schönen Am:, -u liebewi! betrarluei 5 -' s: '"^nV ^gf^^^^lKSB-. * * *

zu werden, heben sich wirkungsvoll von dem grauen --aniiii " Die von den Englandern wahrend der Belagerung von

des Schrankes ab, der in !■= Mafeking ausgegebene Zehn-
der „Orfevrerie" der Der chinesische Kommandant der Taku-Forts. Shilling-Note ist einer ge-
Pariser Weltausstellung die Arbeiten um- naueren Betrachtung wert. Die Bewohner von
schliesst, welche aus der Werkstatt des Hof- Mafeking waren über ein halbes Jahr von der

Goldschmiedes
Hugo Schaper

hervorgegangen
sind. Berlins kunst-
sinnige Kreise
wissen längst, dass
Schaper einer der
wenigen Künstler
ist, der zugleich
Erfinder und Kön-
ner, nur durch die
in Deutschland ge-
ringe Nachfrage ge-
hindert wird, seine
Dichtungen in Ju-

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übrigen Welt abge-
schnitten und es blieb
ihnen nichts anderes
übrig, als ihre Geld-
verhältnisse unter-
einander, gewisser-
maassen mit Aus-
schluss der Oeffent-
lichkeit aufs Neue zu
regeln. Der englische
Befehlshaber Oberst
Baden - Powell, der
jetzt seine Truppen
mit denen des Lord
Roberts vereint hat,

welen und edlem Zehn-Schillingsnote, sah sich genötigt,

Gestein noch voll- ausgegeben während der Belagerung von Mateking. Papiergeld aUSZU-

endeter und kostbarer auszugestalten. Denn geben. Die Herstellung desselben giebt deutlich

, „ ., , Preise, die in Paris einem Dampt, Laligue und Zeugnis von der seltsamen Lage, in der sich „„ , ^ , i

Moderner Goldschnuick. ' c ; a t> o > Moderner Goldschmuck.

Entworfen und ausgeführt von Boucheron für Schmuck-________,_ seine Erzeuger befanden. Wäh- Entworfen und ausgeführt von

H. Schaper, Berlin. stücke ihrer Ateliers ohne I rend der Druck, die verweil- H. Schaper, Berlin.
Bedenken gezahlt werden, dürfen in der deutschen Reichshaupt- deten Typen, ganz so angefertigt sind, wie man sie auch
Stadt nieht gefordert werden. Und — entschliesst sich ein Käufer I in einer nicht belagerten Sladt herstellen würde, sind die
mehrere Tausende auszugeben, dann verlangt er, dass in ei ster j beiden kleinen Zeichnungen, wenn auch ganz charakteri-
Linie die Kostbarkeit des Materials, oder gar die letzte Mode- .-nisch, so doch sehr primitiv ausgefallen. Immerhin beweist
thorheit das gewichtigste Wort spreche, um jedermann auf den •• Jpr die Note, dass man auch unter so schwierigen Verhält-
ersten Blick zu imponieren. Diesem Geschmack hat Schaper mit "Wlfr nissen auf die hergebrachte künstlerische Ausschmückung
seiner Kunst nie Konzessionen gemacht und die erwähnten An- des Papiergeldes nicht hat verzichten wollen,
hänger, deren einer aus Naturperlenschalcn von anmutiger Form
besteht, deren Konturen durch maltgoldcno I'»lütter umgrenzt,
und deren silbergrauer Grund von Rispen funkelnder Brillanten Sarah Bernhardt bringt noch immer mit grösstem Er-
belebt wird, hat denn auch schon in den ersten Tagen ander ,„ j :'"'JI' KoSands Drama „TAiglen" zur Aufführung, obgleich
Seine einen Liebhaber gefunden, der die vornehme Eigenart ( die Zeitungen nieiii nur das Stück selbst, sondern auch die
dieses Kleinods zu würdigen wusste. Noch origineller ist das **HB^R^\ Darstellung des Herzogs von Reichstadt durch die Künst-
Motiv des anderen Anhängers, in ihm hat sieh poetische Kr- Vftt'. I lcrin als verfehlt bezeichnet haben. Die Anzugskraft der
findung und koloristische .Schönheit aufs glücklichste vereinige _____9__H merkwürdigen Künstlerin ist, wie es scheint, so bedeutend,
Ein hübsches Meernixchcn, dessen Kischsch wanz in blattgrünon! j j_0_H_ dass der Besuch ihres Theaters, an der Place Boi'eldieu,
Entailschuppen erglänzt, hat aus der Tiefe des Wasserschlosses j» A JmhW&^H namentlich durch die Fremden, nicht nachlässt, die natürlich

einen prächtigen Seestern von blitzenden Diamanten und Perlen .....in in Paris gewesen sein Wullen, ohne die grosse Sarah

heraufgeholt, ihre Begleiterin, die schwarzgrün gesprenkelte i gesehen zuhaben. Rostand führt seinen Helden im 20. Lebens-
Schlange, bringt aus der gleichen Schatzkammer eine köstlich ^Hjt ttMk i iuhrc vor, wie er auf dem Sehloss zu Sehönbrunn von seinen
schimmernde grosse Perle, so tauchen beide empor, ein hüls- • ; /uikiuil'tiueii K riegsdiaten schwärmt und endlich an seiner
bereiter Delphin, dem der erhobene Ann des Me<-rv\-<-ibci:< u.s ' eigenen Wiege stirbt. Die schmucke österreichische Offiziers-
einen blühenden Schilfzweig entgegenstreckt, hilft der köst- 3H_ wSm uniform mit den kecken grünen Passcpoils und den hohen
liehen Last zum Licht des Tages. Wie graziös die Modellierung ». ' Krauen gefiel Sarah Bernhardt sehr und sie hat mit der

dieser Gruppe ist, wie sich die Linien iuchiaüdcrsciiiuio.y; ..... '! schmispi-deri cii uati'irhch hochbedeulenden Durchl'ültrung der

und das verschiedenartige Material: Gold, Silber, Knud!, Bei! V. eigenartigen Uollc einen so grossen Erfolg erzielt, dass sie

hinten, Perlen, Rubinen, sich zu koloristi.--.-ii eiusehniclc lieh; ! "v--\ noch jmi a!: Keudlieh ihre Schncidigkcit auf den Brettern, <üe

der Wirkung eint, das muss man in Wirklichkeit sehen j j das Schlots Sehönbrunn bedeuten, erfolgreich spazieren

die Nachbildung gleicht einem grauen hölzernen Wegweiser, _H__B^_HMM^^Öi_____i führen darf. Arth. Sliehler.

Sarah Bernhardt
als „Herzog von Reichstadt".
 
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