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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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11. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0281

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MODERNE KUNST.

kontrolle in Schäften vor seinem Tode konnte Lamoureux im Nouveau-Theätre zu Paris die erste
von Straussenfedern, französische Aufführung des „Tristan" zu Stande bringen, die zwölf Wieder-
Kleiderfalten, hohlen holungen fand und sich zu einem Triumph für den greisen Dirigenten, wie zu
Hacken von Schuhen einem musikalischen Ereignis ersten Ranges für ganz Paris gestaltete. Auch im
u. s. w ungesehen nach Auslande hat Lamoureux wiederholt konzertiert; in Deutschland dirigierte er vor
Europa befördern zu etwa 3 Jahren ein Konzert in Leipzig und sodann, wie schon erwähnt, wenige
können, macht jede Wochen vor seinem Tode in der Reichshauptstadt. Feuriges Temperament und
genaue Statistik über zähe Energie, sowie ein ausgeprägtes rhythmisches
den Ertrag derDiamant- Gefühl waren seine hervorragendsten Eigenschaften
minen unmöglich. Der als Dirigent. Das Andenken an Charles Lamoureux
feststellbare Teil des wird in der Geschichte des Wagnerschen Kunstwerks
Gewinnes schwankte stets sein bleibendes Gedächtnis finden. C. D.
1881—87 zwischen 12 * ' * '*"..'
und 50 Millionen Gulden Unseren schon früher veröffentlichten Hochzeits-
jährlich. Der grösste Medaillen fügen wir nebenstehend eine neue hinzu,
in Südafrika gefundene Sie stammt von einem österreichischen Künstler, dem
Diamant ist der 1898 die Teilnahme an der vom preussischen Ministerium
ausgegrabene „Excel- veranstalteten Konkurrenz leider nicht gestattet war,
sior", der in ungeschlif- dessen Entwurf aber so schön ist, dass wir seine
fenem Zustande 20,580 g Veröffentlichung für richtig hielten. Das Symbolische
wog und etwa Wall- der Medaille erklärt sich leicht von selbst. In ihr
Hochzeits-Medaille von Heinrich Fuss. nussgrösse hatte. Merk- erblicken wir keine Medaille, die zur Anfertigung in Frl Dr Bettina Tedeschi, der
würdig ist die Geschichte seiner Auffindung. Ein Kaffer sah ihn, als er mit irgend einem Metall bestimmt ist, sondern es ist ein erste weibl. Prof. in Ungarn,
einem Aufseher sprach, trat mit dem Fuss darauf, um ihn zu verbergen, lieferte Medaillen-Relief, das vielleicht am besten als Nach einer Phot. des K. u. K. Hof-

■i_ u i >i ' -i • ■ • • " -r ^ photograph Tos. Kossak, Temesvar.

ihn aber nachher ab, weil er wohl glaubte, ihn nicht heimlich beiseite schaffen Wanddekoration zu verwenden ist. Seine Grösse

zu können. Er erhielt zur Belohnung 150 Pfund Sterling und ein vollständig beträgt 50 cm im Durchmesser. Heinrich Fuss, der Schöpfer des Kunstwerkes,
gesatteltes Pferd. Der Besitzer der Mine aber war wenig erfreut, da er mit wurde geboren am 7. Juli 1845 zu Guntramsdorf in Nieder-Oesterreich musste
einem Diamanthändler einen Vertrag nach Absolvierung der Realschule erst die Mittel für das höhere Studium der

geschlossen hatte, der jenem alle in Bildhauerkunst erwerben und vollendete dieses an der k. k. Akademie der

der Mine gefundenen Diamanten zum bildenden Künste in Wien unter Prof. Kundmann. Seit 1877 ist er Lehrer an

festen Preis pro Karat überlieferte. der k. k. Staatsgewerbeschule zu Innsbruck. Seine Hauptwerke sind die Statue

Am Abend des Tages, an dem der ■ des Kaisers Franz Josef im Schwurgerichtssaal zu Innsbruck, das Tegetthoff-

Excelsior gefunden wurde, lief der . Denkmal zu Marburg an der Drau, sowie mehrere Grabdenkmäler auf den

Vertrag ab. Der Händler bezahlte also * ■» . [nnsbrucker Friedhöfen. Viele Porträts, Büsten, darunter die von Adolf Pichler,

nicht mehr dafür, als für eine gleich ,iW i*. 1 H Bernhard Jäly, Kronprinz Rudolf sind von ihm geschaffen worden. Seine

schwere Anzahl kleinerer Steine. ~ r. ^Sfc''1 ,.; v«^^^ Speckbacher-Statuette isi im Besitze des Kaisers von Oesterreich. Auch im

<£ Genre und in der Dekoration hat er sich rege bethätigt. In der von Alfred

In Paris ist am 21. Dezember der 'JgläafiP^^fl Iffllih ? Kruppschen Konkurrenz (Huldigung an Habsburg) wie in der Liszt-Denkmal-

eifrigste Anhänger und Pionier Richard JäHHjjjfi Hfiftt, konkurrenz in Weimar erhielt er einen Preis. Im Jahre 1883 nach Enthüllung

Wagners in Frankreich, der berühmte Jfii ^| des Tegetthoff-Denkmals erhielt er den Titel eines k. k. Professor ad honores.

Dirigent Charles Lamoureux, nach *

nur zweitägigem Krankenlager an den , jH Im vergangenen Herbste ernannte der ungarische Unterrichtsminister Fräu-

Folgcn der Zuckerkrankheit verschic- H lein Dr. Bettina Tedeschi zum Professor an der höheren staatlichen

den. Der Tod des Künstlers, der noch [ Mädchenschule in Szegedin. Bisher wirkten in dieser Anstalt nur männliche

wenige Wochen zuvor in Berlin ein Professoren und Lehrerinnen. Dr. Bettina Tedeschi — der erste weibliche Pro-

Konzert dirigiert hatte, hat in der Charles Lamoureux, der eifrigste Förderer fessor in Ungarn — wurde am 14. Mai 1869 in Temesvar geboren, wo ihr Vater

ganzen musikalischen Welt, insbeson- Richard Wagnerscher Musik in Fiankreic . Johann Tedeschi derzeit als königlicher Kommerzienrat lebt. Ihr Grossvater
dere in den Kreisen der Anhänger des Bayreuther Meisters grosse Trauer erregt; wanderte in zartester Jugend aus Italien ein, von wo er den Namen mitbrachte,
denn ungemessen sind die Verdienste Maitre Lamoureux um die Entwicklung Als heranwachsendes Mädchen warf sich Fräulein Tedeschi bereits mit Lust auf
der Wagnerschen Kunst in Frankreich, die ohne das energische Eintreten des das Studieren. Sie legte das Lehrerinnenexamen für Elementar- und Bürger-
nimmer rastenden Mannes in dem Lande jenseits der Vogesen sich schwerlich schulen ab, ihren innigsten Wunsch jedoch, an eine Hochschule zu gelangen,
jener bevorzugten, ja dominierenden Stellung im Theater wie im Konzertsaal zu sah sie erst im Jahre 1894 erfüllt. Als ordentliche Hörerin wurde sie auf der
erfreuen hätte, welche sie sich heutzutage errungen hat. Charles Lamoureux Universität in Zürich inskribiert, wo sie zwei Jahre verblieb. Ihre Studien
wurde am 28. September 1834 zu Bordeaux geboren, besuchte das Pariser
Konservatorium und erhielt seine Ausbildung als Geiger bei dem trefflichen
Violinprofessor Girard. Er spielte sodann in dem Orchester des Gymnase
und in der „Grossen Oper", griff aber später zum Taktstock. Im Jahre 1873
begründete der Künstler die Konzerte der Societe de l'harmonie sacree, in
denen er das Pariser Publikum zuerst mit deutschen Oratorienwerken bekannt
machte, dirigierte 1875 in Rouen die Boieldieu-Jubiläumskonzerte und wurde
1876 Kapellmeister an der „Grossen Oper". Daneben leitete der Verstorbene
längere Zeit die Konservatoriums-Konzerte. Im Jahre 1881 rief Lamoureux
die nach ihm benannten, zumeist an Sonntagnachmittagen abgehaltenen Kon-
zerte ins Leben, bei denen er sichs zur Aufgabe gemacht hatte, das Verständnis
der Pariser für die Kunst Richard Wagners zu wecken. Nach jahrelangem
erfolgreichen Wirken im Konzertsaale hielt der Künstler die Zeit für gekommen,
mit einer scenischen Aufführung eines der Wagnerschen Werke hervorzu-
treten. Er veranstaltete zu diesem Zwecke am 3. Mai 1887 im Pariser Eden-
Theater aus eigenen Mitteln eine Vorstellung des „Lohengrin", die bekannt-
lich zu beispiellosen Demonstrationen besonders des Pöbels vor dem Theater
gegen Wagner und die deutsche Kunst führte, welche ein würdiges Seiten-
stück zu den Skandalen bei der Erstaufführung des „Tannhäuser" in Paris
unter dem dritten Kaiserreich (1861) abgaben. Auf höheren Einspruch
mussten weitere Wiederholungen des „Lohengrin" unterbleiben. Aber schon
wenige Jahre Später (1891) war es Lamoureux vergönnt, das Werk an der
„Grossen Oper" zu dirigieren, welche bald darauf ihre Pforten auch dem
„Tannhäuser", der „Walküre" und den „Meistersingern" öffnete. Seitdem ist
der Künstler unablässig, aber auch erfolgreich bemüht gewesen, das weitere
Verständnis für Wagner in seinem Vaterlande zu wecken. Noch wenige Wochen

Transvaal-Eingeborene vor ihren Hütten.
 
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