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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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1. Heft
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Biermann, Georg: Karl Schuch als Landschafter
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0032

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KARL SCHUCH ALS LANDSCHAFTER

Und an einer [päteren Stelle des gleichen Abfchnittes berichtet er weiter: „Im Spät-
jahr 1876 reifte bei Schuch der Entfchluß, felbftändig zu arbeiten, und fo zog er nach
Venedig, wo er feine Stillebenperiode begann.“

In diefen Bemerkungen des Kunftfchriftftellers und des Malers, der einige Jahre
lang der Lehrer des unerkannt geftorbenen Wiener Meifters gewefen, liegt eine feit-
fame Übereinftimmung. Für Trübner, der den jungen Schüler des etwas füßlichen
Wieners Halauska 1870 in München kennen gelernt hatte, um bald in inniger Freund-
fchaft mit ihm verbunden zu fein, tritt erklärlicherweife der Landfehafter Schuch hinter
den Stillebenmaler bedeutend zurück, weil der Letztere fraglos zu den größeren Reful-
taten gelangt ift. Wem aber ganz im Sinne des oben zitierten Satzes von Fuchs das
Formproblem der Schuchfchen Kunft das einzig Ausfchlaggebende ift, wird nie und
nimmer den Landfehafter Schuch über dem Maler des Stillebens vergeffen können, ja
vielleicht wird man fogar eines Tages begreifen lernen, daß die urfprüngliche Seite
des Schuchfchen Schaffens die notwendige Vorausfe^ung für die Spezialgattung feines
Pinfels gewefen ift, daß fich diefe mit einer unerhört logifchen Konfequenz erft aus
den Studien des Landfehafters entwickelt hat, daß, um es mit einem Worte zu fagen, die
Schuchfche Stillebenmalerei nur die reduzierte Form jener Naturanfchauung war, die den
Landfchaftsmaler befeelt hat. Denn wie wir aus dem Zeugnis feines Freundes Hagemeifter
wiffen, hat Schuch feine Stilleben immer nur als eine Vorftufe für feine Landfchaften
betrachtet und es wird Aufgabe der Kunftgefchichte fein, zu entfeheiden, auf welcher
Seite feiner Tätigkeit in Wahrheit der größere Wertzuwachs zu fuchen ift, eine Frage, die hier
nur aufgeworfen, an Hand der wenigen bildlichen Proben aber nicht entfehieden werden folL

Äbb. 2. KARL SCHUCH, Landfchaft

Mit Genehmigung von Karl Haberftock-Berlin

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