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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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2. Heft
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Stoehr, August: Hanauer und Frankfurter Fayencen, [1]: Versuch einer Trennung
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0075

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HANAUER UND FRANKFURTER FAYENCEN

Äbb. 2

In grellem Gegenfat^ dazu [teht die Hanauer Fabrik, deren Erzeugniffe nicht nur
wenigftens zeitweife eine Fabrikmarke tragen, fondern auch eine geradezu verwirrende
Menge von Malermarken zeigen.

Bei der Sichtung der Krüge nach Formen laffen [ich nun einige große Gruppen
bilden. Die Suche nach etwaigen befonderen technifchen Merkmalen ergab bei den
einzelnen Gruppen eine folche Anzahl immer wiederkehrender Eigentümlichkeiten, daß
wir berechtigt find, fie als Leitmotive für die Zuteilung aufzuftellen.

Die eine Gruppe der fogenannten Enghalskrüge zeigt uns einen nahezu kugel-
förmigen Bauch, der auf einer ziemlich kräftigen kurzen Einfchnürung der Einziehung
ruht, die in eine tellerförmige, am Rande manchmal wulftartig verdickte breit aus-
ladende Standfläche übergeht. Der Gefäßhals ift verhältnismäßig kurz, nach unten
verjüngt und fteigt faft unmittelbar aus dem Kugelbauch in die Höhe, der Henkel [et}t
[ich direkt unter dem nicht [ehr breiten Kopfband an, biegt etwas in die Höhe und
zieht dann in kräftigem ftetigen Bogen an den Bauch. An diefem geht die Henkel-
maffe noch ein kurzes Stück in ihrer ganzen Stärke hinab. Sie fcheint mit den Fingern
feftgedrückt worden zu fein, fo daß das anliegende Ende eine plump keilförmige Geftalt
annimmt und mit einer ftumpfen Spitze abfchließt. Der Henkel ift meift unverhältnis-
mäßig groß und ragt mit dem weiteften Punkt feiner Ausladung über den Durchmeffer
des Bauches hinaus. Der Querfchnitt gleicht einem ins Rechteck gezogenen Oval mit
einer leichten Einfackung an der inneren, oft auch der äußeren Breitfeite. Am merk-
würdigften aber ift die Art der Befeftigung dort, wo der Henkel an den Bauch des
Gefäßes anfchließt. Wohl mit einem ftumpfen Holz hat man die weiche Tonmaffe an
das Gefäß feft angeftochen, fo daß ein tiefes Loch entftanden ift. Manchmal ift dasfelbe
durch die Zinnglafur wieder teilweife ausgefchwemmt, bei der allergrößten Zahl der Stücke
aber klar und deutlich fichtbar geblieben (Abb. 1 u. 2, mit Marken Nr. 10 bzw. 12, Tafel 1).

Genau diefelbe Henkeltechnik zeigt eine Gruppe der fogenannten bimförmigen
Krüge und eine Gruppe der walzenförmigen Maßkrüge mit ihren Unterabteilungen:

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