Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0079
DOI issue:
2. Heft
DOI article:Stoehr, August: Hanauer und Frankfurter Fayencen, [1]: Versuch einer Trennung
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HANAUER UND FRANKFURTER FAYENCEN
Mufeum in Frankfurt bewahrten Teller
mit der Auffchrift Auer 1717. Dr. Groß-
mann1 hat diefen Teller für Frankfurt in
Anfpruch genommen.
Ein Fayencemaler Auer läßt fich um
diefe Zeit in Frankfurt nicht, aber wohl
in Hanau nachweifen.
Johann Helferich Auer war 26 Jahre
in der Hanauer Fabrik tätig, er ift 1731
in Osnabrück geftorben, wohin er in die
neu angelegte Fayencefabrik als Direktor
und Meifter gegangen war. Sein ältefter
Sohn Juchte um Aufnahme in die Hanauer
Fabrik nach, wurde aber abgewiefen. Es
ift dies wohl Johann Carl Auer, den wir
1742 in der Frankfurter Fabrik tätig finden.
Ein jüngerer Sohn arbeitete 1748 in Bay-
reuth als Blaumaler, wie wir durch ein
fein bemaltes Maßkrugfragment im Würz-
burger Luitpold-Mufeum erfahren, auf dem
er fich als „Auer junior“ 1748 genannt hat.
Erft in der Spätzeit der Hanauer Fabrik
erfcheinen auf dem Boden datierte Stücke
häufiger. Sie Jollen weiter unten näher
befchrieben werden.
Unter den Maßkrügen finden wir öfters folche, deren walzenförmiger Leib von
unten bis oben in kräftigen Ringen abgedreht ift (Abb. 4).
Bei der Bemalung herrfcht die ftilifierte Blumenmalerei vor, und mit Vorliebe ift
die feitliche Anordnung großer gefchloffener Blumenftücke angewendet (Abb. 2 und 5).
Wappen- und Zunftkrüge fcheinen ein Hauptartikel der Hanauer Fabrik gewefen zu
fein. Das Gebiet des ehemaligen Fürftbistums Würzburg muß zu den Hauptabfaß-
gebieten der Fabrik gehört haben, denn Krüge mit Wappen der Würzburger Fürft-
bifchöfe und des fränkifchen Adels finden fich noch in ver-
hältnismäßig großer Anzahl. Als weiteres malerifches Leitmotiv
mag das auf den Henkeln faft ftets verwendete Spiralmufter
genannt fein. Es ift übrigens auffallend, daß der Chinefen-
dekor, gegenüber der Blumenmalerei vollftändig zurücktritt.
Die Glafur der Hanauer Fayencen ift durchschnittlich etwas
matt und kreidig, auch die Farben, befonders das Blau, wirken
dadurch meiftens ftumpf. Außer der kreidigweißen erfcheint
oftmals eine grünlichblaue Giafur.
Die in mittel- und norddeutfchen Fabriken mit großem
Gefchick verwendete Farbe Eifenrot hat in Hanau nur fehr
geringe Verwendung gefunden; technifche Schwierigkeiten
mögen daran fchuld fein.
1 a. a. O. S. 334.
Rbb. 7
Äbb. 6
57
Mufeum in Frankfurt bewahrten Teller
mit der Auffchrift Auer 1717. Dr. Groß-
mann1 hat diefen Teller für Frankfurt in
Anfpruch genommen.
Ein Fayencemaler Auer läßt fich um
diefe Zeit in Frankfurt nicht, aber wohl
in Hanau nachweifen.
Johann Helferich Auer war 26 Jahre
in der Hanauer Fabrik tätig, er ift 1731
in Osnabrück geftorben, wohin er in die
neu angelegte Fayencefabrik als Direktor
und Meifter gegangen war. Sein ältefter
Sohn Juchte um Aufnahme in die Hanauer
Fabrik nach, wurde aber abgewiefen. Es
ift dies wohl Johann Carl Auer, den wir
1742 in der Frankfurter Fabrik tätig finden.
Ein jüngerer Sohn arbeitete 1748 in Bay-
reuth als Blaumaler, wie wir durch ein
fein bemaltes Maßkrugfragment im Würz-
burger Luitpold-Mufeum erfahren, auf dem
er fich als „Auer junior“ 1748 genannt hat.
Erft in der Spätzeit der Hanauer Fabrik
erfcheinen auf dem Boden datierte Stücke
häufiger. Sie Jollen weiter unten näher
befchrieben werden.
Unter den Maßkrügen finden wir öfters folche, deren walzenförmiger Leib von
unten bis oben in kräftigen Ringen abgedreht ift (Abb. 4).
Bei der Bemalung herrfcht die ftilifierte Blumenmalerei vor, und mit Vorliebe ift
die feitliche Anordnung großer gefchloffener Blumenftücke angewendet (Abb. 2 und 5).
Wappen- und Zunftkrüge fcheinen ein Hauptartikel der Hanauer Fabrik gewefen zu
fein. Das Gebiet des ehemaligen Fürftbistums Würzburg muß zu den Hauptabfaß-
gebieten der Fabrik gehört haben, denn Krüge mit Wappen der Würzburger Fürft-
bifchöfe und des fränkifchen Adels finden fich noch in ver-
hältnismäßig großer Anzahl. Als weiteres malerifches Leitmotiv
mag das auf den Henkeln faft ftets verwendete Spiralmufter
genannt fein. Es ift übrigens auffallend, daß der Chinefen-
dekor, gegenüber der Blumenmalerei vollftändig zurücktritt.
Die Glafur der Hanauer Fayencen ift durchschnittlich etwas
matt und kreidig, auch die Farben, befonders das Blau, wirken
dadurch meiftens ftumpf. Außer der kreidigweißen erfcheint
oftmals eine grünlichblaue Giafur.
Die in mittel- und norddeutfchen Fabriken mit großem
Gefchick verwendete Farbe Eifenrot hat in Hanau nur fehr
geringe Verwendung gefunden; technifche Schwierigkeiten
mögen daran fchuld fein.
1 a. a. O. S. 334.
Rbb. 7
Äbb. 6
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