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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0104

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LITERATUR

D. Luders, Paul Dalmann, Karl Ludwig
Criftineck u. a. Künftlerifch ragt unter ihnen
hervor Georg Chriftoph Grooth aus Stutt-
gart, deffen Bruder, Johann Friedrich als
Tiermaler große Popularität genoß; andrerfeits
treten Jakob Mettenleiter und J. F. Bari-
fien neben ihrer Tätigkeit ais Porträtijten auch
als rein dekorative Maler auf. Gegen Ende des
Jahrhunderts tritt Jean Baptifte Lampi Vater
mit feinem Sohn als Bildnismaler in die erfte
Reihe, und ihm fchließen fich noch folgende
Künftler an: der bekannte Miniaturift Äuguftin
Ritt, Sohn eines deutfchen Mufikers in Peters-
burg, Jofeph Kreutjinger, Ludwig Gutten-
brunn und der Hamburger M. F. Quadall.
Ins folgende Jahrhundert führt uns der Land-
fchafter Karl von Kügelchen.

Bildeten bei Franzofen und Deutfchen die
Porträtiften das Hauptkontingent, fo intereffiert
bei den nach Rußland berufenen Italienern
hauptfächlich das dekorative Element. Gui-
feppe Valeriani, Antonio Perefinotti,
P. Gonzago u. a. haben einen großen Einfluß
auf die ruffifche Theaterkunft gehabt, und im
gleichen Heft der „Staryje Gody “ befaßt fich
Herr W. Kurbatow mit ihnen noch ausführ-
lich. Stefano Torelli war gleich hervorragend
in feinen Allegorien wie in feinen Porträts. Im
letztem Fach ftehen ihm zur Seite: der viel be-
kanntere Graf Pietro Rotari undFrancesco
Fontebaffo, fowie fchließlich ganz am Ende
des Jahrhunderts die originelle Figur des im
Weften ganz unbekannten Salvatore Tonci,
der fich als Autor des populären Paftellbild-
niffes der Gräfin Potocka im Berliner Kaifer
Friedrich-Mufeum — übrigens handelt es fich
hier, troi} der Auffchrift, nicht um die fchöne
Griechin Gräfin Sophie P., fondern um die Gräfin
Helene Potocka, geb. Gräfin Maffalska, primo
voto Prinzeffin Charles de Ligne — entpuppt.1

Zum Schluß find noch einige Skandinaven und
Engländer zu nennen. Die Porträts des Schwe-
den Roslin gehören zum Schönften, das in
Rußland während des 18. Jahrhunderts gemalt

1 T. wurde von Stanislaw Poniatowski, einem Neffen
des lebten polnifchen Königs, 1795 aus Italien nach Polen
gebracht.

wurde. Von Dänen arbeiteten hier Vigilius
Erikfen, Cornelius Höyer, Jofeph Fr. A.
Darbes und der Landfchafter Paterfen, der
auch eine ganze Serie Petersburger Anfichten
hinterlaffen hat. Aus England kamen an die
Newa, außer dem Stecher J. Walker, drei Bild-
nismaler: der Reynoldsnachahmer Richard

Brompton, John Auguft Atkinfon und
Miles. * *

*

Dr. A. M. Mironow, Profeffor der Kunft-
gefchichte an der Univerfität Kafan, hat fein feit
vielen Jahren vorbereitetes Werk, „Die Darftel-
lungen der Nike in der griechifchen Plaftik“
veröffentlicht. Unter anderm bekennt fich M.
zur Anficht, daß die Venus von Milo urfprüng-
lich eine Figur der Siebesgöttin bildete.

* *

*

Der Verlag „Schipownik“, St. Petersburg,
veröffentlicht einen Profpekt über eine breit an-
gelegte, auf 30 monatliche Lieferungen berech-
nete „Gefchichte der Malerei aller Zeiten
und Länder“ aus der Feder des Malers und
Kunftfchriftftellers Alexander N. Benois. Das
Material foll hier nicht, wie gewohnt, nach
Ländern und Epochen behandelt werden, fondern
in vier Bände geteilt fein, die gefondert die
Landfchafts-, Bildnis-, Genre-, fowie religiöfe,
hiftorifche und fonftige Malerei durch alle Zeiten
hindurch umfaffen.

*

Die Redaktion der Kunftzeitfchrift „Apollon“
bereitet eine Monographie über Konftantin
Somoff vor, welche nur in einer numerierten
Luxusausgabe erfcheinen wird. P. E.

LEMBERG Im Heft I der Kunftzeitfchrift
„Sztuka“ veröffentlicht der Sammler und Kunft-
hiftoriker Wladyslaw Lozinski aus feinem
Befiß ein intereffantes, 7 m langes Gemälde,
„Die Befreiung Wiens 1683“, das fich früher als
Superporträt im Palazzo Elti in Genua befand
und zwei lebensgroße Porträts des Kaifers Leo-
pold und Johann Sobieskis enthält. Das Bild
ift ein Werk des in Zug geborenen und 1701 in
Genua verftorbenen Malers Melchior Widmar.

P. E.

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