Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0126
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3. Heft
DOI Artikel:Stoehr, August: Hanauer und Frankfurter Fayencen, [2]: Versuch einer Trennung
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HANAUER UND FRANKFURTER FAYENCEN
unten in zwei divergierenden Spiralen mit meift
hohler Spindel. Daneben tritt die Windung des
Bauches auf und die wagerechte, in breitere oder
fchmälere Streifen geteilte Abdrehung des Halfes.
Flechthenkel, gewundener Bauch und abgedrehter
Hals erfcheinen fpäter auch in anderen füd-
deutfchen Fabriken, namentlich in Ansbach und
Nürnberg, die zierliche Endigung in zwei Spiralen
haben fie aber verfchmäht und fich damit begnügt,
den Flechthenkel mit einem Stumpf abzufchließen.
Nur Göggingen und Künersberg, die überhaupt
gerne nach den Vorbildern anderer Fabriken
arbeiteten, haben gelegentlich den Flechthenkel
mit zwei Enden nachgebildet.
Ein hervorragend fchönes Exemplar mit präch-
tiger Blumenmalerei in blau und mangan befindet
fich in der reichen Sammlung des Herrn Rentiers
Lockner in Würzburg. Auf dem Boden trägt es
die Marke F (Abb. 10). Der Krug muß der koft-
baren vergoldeten Montierung nach um die Wende
des 17. Jahrhunderts entftanden fein.
Im hiftorifchen Mufeum in Frankfurt befindet
fich ein Enghalskrug, deffen Bauch etwas kräf-
tiger ausgewölbt ift. Der Fuß ift dreifach ab-
getreppt und zwifchen dem gerippten Hals und
dem Bauch liegen ebenfalls zwei Abtreppungen;
leßtere beiden Motive finden fich auch bei dem
Krug der Sammlung Lockner. Der Henkel zeigt
Tauform mit zwei Enden. Auf dem Boden be-
findet fich die Marke Nr. 11 der Tafel II (Abb. 11).
Man ift auf den erften Augenblick geneigt, fie
Abb. 12 mit Johann Chriftoph Fehr aufzulöfen, allein die
auf der Schaufeite angebrachte Jahreszahl 1729
widerlegt diefe Auflöfung. Wir müßten höchftens annehmen, daß Johann Chriftoph
junior in der Fabrik als Maler weiter diente, nachdem feine Bewerbung um eine
ftädtifche Beamtenftellung im Jahre 1722 erfolglos gewefen war.
Ein weiteres Rätfel gibt das von Palmen umgebene Spiegel-Monogramm GFW
unter einer Königskrone auf. Der Zinndeckel zeigt noch einmal die gravierten Einzel-
buchftaben G. F. W., im Innern den Frankfurter Engelftempel mit den Buchftaben A K.
Bedeutend fpäter, nämlich 1742, ift ein Krug entftanden, den das ftädtifche hiftorifche
Mufeum in Frankfurt bewahrt. Er ift bedeutend plumper, außergewöhnlich groß, näm-
lich 33 cm hoch und auf der Schaufeite dem Henkel gegenüber in einer barocken
Kartufche mit dem Frankfurter Adler, fonft über und über mit Chgfanthemumzweigen
und Streublumen in blau und mangan bemalt. Auf dem Boden trägt er die volle
Bezeichnung: Johann Carl Auer 1742 ä Franckfurth (Abb. 8, links).
Mit F allein ift ein Enghalskrug der Sammlung Lanna1 bezeichnet, der einen glatten
1 Katalog 1909. Nr. 1152. Tafel 85.
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unten in zwei divergierenden Spiralen mit meift
hohler Spindel. Daneben tritt die Windung des
Bauches auf und die wagerechte, in breitere oder
fchmälere Streifen geteilte Abdrehung des Halfes.
Flechthenkel, gewundener Bauch und abgedrehter
Hals erfcheinen fpäter auch in anderen füd-
deutfchen Fabriken, namentlich in Ansbach und
Nürnberg, die zierliche Endigung in zwei Spiralen
haben fie aber verfchmäht und fich damit begnügt,
den Flechthenkel mit einem Stumpf abzufchließen.
Nur Göggingen und Künersberg, die überhaupt
gerne nach den Vorbildern anderer Fabriken
arbeiteten, haben gelegentlich den Flechthenkel
mit zwei Enden nachgebildet.
Ein hervorragend fchönes Exemplar mit präch-
tiger Blumenmalerei in blau und mangan befindet
fich in der reichen Sammlung des Herrn Rentiers
Lockner in Würzburg. Auf dem Boden trägt es
die Marke F (Abb. 10). Der Krug muß der koft-
baren vergoldeten Montierung nach um die Wende
des 17. Jahrhunderts entftanden fein.
Im hiftorifchen Mufeum in Frankfurt befindet
fich ein Enghalskrug, deffen Bauch etwas kräf-
tiger ausgewölbt ift. Der Fuß ift dreifach ab-
getreppt und zwifchen dem gerippten Hals und
dem Bauch liegen ebenfalls zwei Abtreppungen;
leßtere beiden Motive finden fich auch bei dem
Krug der Sammlung Lockner. Der Henkel zeigt
Tauform mit zwei Enden. Auf dem Boden be-
findet fich die Marke Nr. 11 der Tafel II (Abb. 11).
Man ift auf den erften Augenblick geneigt, fie
Abb. 12 mit Johann Chriftoph Fehr aufzulöfen, allein die
auf der Schaufeite angebrachte Jahreszahl 1729
widerlegt diefe Auflöfung. Wir müßten höchftens annehmen, daß Johann Chriftoph
junior in der Fabrik als Maler weiter diente, nachdem feine Bewerbung um eine
ftädtifche Beamtenftellung im Jahre 1722 erfolglos gewefen war.
Ein weiteres Rätfel gibt das von Palmen umgebene Spiegel-Monogramm GFW
unter einer Königskrone auf. Der Zinndeckel zeigt noch einmal die gravierten Einzel-
buchftaben G. F. W., im Innern den Frankfurter Engelftempel mit den Buchftaben A K.
Bedeutend fpäter, nämlich 1742, ift ein Krug entftanden, den das ftädtifche hiftorifche
Mufeum in Frankfurt bewahrt. Er ift bedeutend plumper, außergewöhnlich groß, näm-
lich 33 cm hoch und auf der Schaufeite dem Henkel gegenüber in einer barocken
Kartufche mit dem Frankfurter Adler, fonft über und über mit Chgfanthemumzweigen
und Streublumen in blau und mangan bemalt. Auf dem Boden trägt er die volle
Bezeichnung: Johann Carl Auer 1742 ä Franckfurth (Abb. 8, links).
Mit F allein ift ein Enghalskrug der Sammlung Lanna1 bezeichnet, der einen glatten
1 Katalog 1909. Nr. 1152. Tafel 85.
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