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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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3. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0134

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SAMMLUNGEN

Galerie ftehen und feine Druckbogen korrigieren!
Was er über die Zuweifungen fo mancher Bilder
fchreibt, weiß man ja längft und ift auch oft
genug belächelt worden. In Kunftdingen ift man
hierzulande aber derartig an Dilettantismus und
Fortwurftelei gewöhnt, daß es zweifelhaft er-
fcheint, ob irgendwelche Veränderung in der
Verwaltung der Galerie eintreten wird. Möglich
aber ift, daß die große Agitation die Regierung
zur Erhöhung des jährlichen Zufchuffes zwingen

wird. * *

*

In der NATIONAL PORTRAIT GÄLLERY find
jetzt die neuarrangierten Säle IX bis XII eröffnet
worden, die in möglichfter Zeitfolge die Bild-
niffe berühmter Perfönlichkeiten des 18. Jahr-
hunderts enthalten und diefelben viel beffer
als bisher zur Geltung bringen. F.

NEW-YORK Das METROPOLITAN MU-
SEUM hat eine Anbetung der Könige von
Quentin Matfys erworben, die 1883 in der Lon-
doner Royal Academy-Ausftellung alter Meifter
zu fehen war und als eines der beften Werke
des Meifters gilt. Im Jahre 1890 hatte fie Ru-
dolph Kann für feine große Sammlung ange-
kauft, und nun hat fie das Mufeum durch die
Vermittlung der Meffrs. Dowdeswell erworben.
Die Madonna des Bildes ift das gleiche Modell,
das von fo vielen Bildern Matfys her bekannt
ift. Die Zahl 26, die auf einem Pilafter er-
fcheint, fcheint für 1526 zu ftehen, aus welchem
Jahre vielleicht das Bild ftammt. Sein Stil je-
doch fcheint eine frühere Entftehungszeit zu
fordern. — Andere neuerworbene Kunftgegen-
ftände des Mufeums umfaffen: drei italienifdhe
Skulpturen, von denen zwei Porträts find: eines
ein Marmorrelief von Pietro Lombardo, einen
jungen Mann im Profil darftellend, etwa aus
dem Jahre 1490, und das andere eine Terra-
kottabüfte des Simone Contarini in Lebens-
größe von Aleffandro Vittoria. Das dritte Stück
ift eine kleine bemalte Terrakottagruppe, die
Heimfuchung darftellend, von der Hand eines
Florentiners etwa aus dem Jahre 1510. — Mr.
Pierpont Morgan hat dem Mufeum fünf Gobe-
lins, die Gefchichte Don Quichotes darftellend,
zur Ausftellung geliehen, die er kürzlich für eine
fehr hohe Summe von König Alfons von Spanien
erworben hat. Die Gobelins waren 1773 und
1774 für König Ludwig XVI. von Frankreich an-
gefertigt und von ihm dem Kardinal de la Roche-
Aymon zum Gefchenk gemacht worden. F.

ROM In der Bafilika des hl. Sebaftian ift von
dem Collegium cultorum martyrum ein kleines

Mufeum altchriftlicher Altertümer eingerichtet
worden. L. P.

VICENZA Die Neuordnung des MUSEO
CIVICO ift nunmehr zu Ende geführt und die
16 Säle in diefem von Andrea Palladio erbauten
ftolzen Palaft find wieder der Befichtigung frei-
gegeben. Vernunftgemäß hat man alle belang-
lofen Bilder ausgefchieden, die Säle hell oder
dunkelgrau getüncht, alles nach Schulen ge-
ordnet und die Werke fo plaziert, daß fie frei
wirken können, indem man fie ifolierte oder
vereinigte. Ausnahmsweife können diesmal die
Leiter des Inftituts L. Ongaro und L. F. Vignola
nicht über Raummangel Klage erheben. Voll-
kommen gerecht ift man der Vicentiner Schule
geworden. — Von erfter Qualität find die in
einem Saal vereinten Werke Bartolomeo Mon-
tagnas, die im herben Stil an Mantegna, in der
Farbe an Gianbellini und Cima mahnen. Trotz-
dem hat diefer Meifter verbanden, edel und
kräftig auch feine Individualität zu entfalten.
Befonders intereffant ift feine „Anbetung Jefus“,
weil wir die Untermalung des Bildes wahr-
nehmen, einige Lapislazuli und Weiß, die nicht
lafiert. — Im zweiten Saal begegnen wir dem
primitiven Battifta da Vicenza, von Buoncon-
figlio einer „Kreuzabnahme“, die noch ganz unter
dem Einfluß Mantegnas fteht; während im vierten
Saal das eben jetzt von der hiefigen S. Rocco-
Kirche dem Mufeum überwiefene Bild einer
thronenden Maria mit Heiligen den Stolz diefes
Inftituts ausmacht. Alles ift fein abgewogen von
zinnoberrot auf dunkelgrün, elfenbeinfchwarz
und gelb. Im dritten Saal einige gute Porträts
der Baffani. Nebenbei gefagt, befindet fich im
Konfultationskabinett eine kleine fchwache Kopie
von Francesco Baffanos „Chrifti Verkündigung“,
deffen herrlich unterzeichnetes Original foeben
in den Befitz der Galerie von Marczell v.Nemes in
Budapeft übergegangen ift. Francesco war der
erfte venezianifche Impreffionift, der in Bälde
viel höher bewertet fein wird. Im vierten Saal
befindet fich die fchadhafte „Anbetung der drei
Könige“ von Fogolino, der ganz unter toska-
nifchem Einfluß fteht. Abfprechen würde ich
ihm „Die Befchneidung“, die jetzt gereinigt für
einen F. Verla ausgegeben wird; jedenfalls zeigt
diefes höchft intereffante Werk umbrijch-toska-
nifchen Einfluß. Der fünfte Saal bietet uns die
lebten Vicentiner Baffano, Fafolo, Maganza,
Mafei ufw. Nun kommen wir zu den Vene-
zianern. Höchft merkwürdig und intereffant ift
hier Tintorettos „Heil. Agoftin und die Peft-
kranken“, an dem wir die Untermalung ftudieren
können. Dann ein herrliches Porträt Lorenzo
Lottos. Von Liberi eine Kopie des verbrannten

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