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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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4. Heft
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Belgisches Steinzeug
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0162

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SAMMLUNGEN

angeftellt hat, hat foeben eine größere Zahl von
Sargents Aquarellen für das Mufeum angekauft.
Alle die in leßter Zeit hier als Erwerbungen des
Mufeums bezeichneten Werke, u. a. das Frauen-
bildnis von L. Cranach, find durch M. Guißrey
erworben worden. Diefe Methode, einem Kenner
abfolute Vollmacht innerhalb der vorhandenen
Mittel zu laßen, hat fich glänzend bewährt. Die
europäifchen Galerien warten noch immer darauf.
Man hatte M. Guiffrey erft nach Bofton kommen
laßen, damit er [ich mit den Beftänden des Mu-
feums vollkommen vertraut mache und fehen
könne, nach welcher Richtung hin Neuerwer-
bungen von befonderer Wichtigkeit feien.

CHICAGO Das ART INSTITUTE wird bald
eine der beften Sammlung von „Old Wedg-
wood“, die ehemaligeArthurSanderfonkollektion,
fein eigen nennen. Sie umfchließt 250 Stücke,
von denen einige die einzigen bekannten Exem-
plare darftellen.

FLORENZ Neue Erwerbungen der Kö-
niglichen Galerien. Die Oberintendanz der
Königlichen Galerien hat kürzlich, begünftigt
durch das Vorkaufsrecht, das die italienifche
Regierung auf Kunftwerke ausübt, die zum Ex-
port ins Ausland beftimmt find, eine Reihe wich-
tiger Erwerbungen gemacht. Eine Halbßgur der
Madonna mit dem Kinde und vier lichtblonden
anbetenden Engeln ift von hohem Reiz und de-
likatefter Ausführung. Der Urheber des Bildes,
Giovanni Boccati da Camerino, ein für
die Entwicklung der umbrifchen Quattrocento-
malerei wichtiger Meifter, war bisher in den
ftaatlichen Galerien nicht vertreten. Um fo er-
freulicher ift diefe Erwerbung. Ein zweites Ge-
mälde, das zu vorteilhaßem Preife vom Staate
angekauß werden konnte, ift das herrliche Bildnis
des Conte Vaileti von der Hand des großen
Meifters Vittore Ghislandi. DieBefucher der
Porträtausftellung im Palazzo Vecchio haben das
Konterfei des Bergamasker Edelmannes in bi-
zarrem orientalifchem Koftüm noch vor wenigen
Monaten bewundert und werden es demnächft
in der Accademia zu Venedig wiederßnden.
Ferner wurde das gleichfalls im vergangenen
Jahre im Palazzo Vecchio ausgeftellte Bildnis
des Kardinals Landi Pietra feftgehalten, das
Ludwig Stern gefchaßen hat. Das Bildnis ift
für die römifche Galleria Nazionale beftimmt,
zugleich mit dem Porträt des Fürften Sigis-
mondo Chigi zu Pferde, umgeben von antiken
Statuen und Fragmenten, mit den Villen Riccia
und Caftel Fufano im Hintergründe. Theodoro
Matteini hat es gefchaßen, und ihm einen

hohen ikonographifchen und topographifchen
Werte verliehen.

Ein prächtiges Konterfei des Canonico Gi-
ordano von Gaetano Forte wird in der rö-
mifchen Galleria d’Arte moderna Äufftellung
finden, während das liebenswürdige Bildnis
einer Dame mit Dreimafter, Schleier und der
abgenommenen Marke in den Händen, eine
charakteriftifche Schöpfung des Alleffandro
Longhi, den Uffizien verbleibt, deren Samm-
lung von Künftler-Selbftbildniffen durch
eine ganze Reihe von Ankäufen und Gefchenken
vermehrt worden ift. Dazu gehören die Bild-
niße des Marcello Bacciarelli, das Graf
Zamoyski geftißet hat, des Mailänders Emilio
Gola, des Mose Bianchi und des Giacomo
Trecourt. Sehr viel bedeutender ift das Auto-
Konterfei des John Lavery, das vor zwei
Jahren auf der Venezianer Ausftellung zu fehen
war, eine Symphonie in weiß und grau, und
das bis vor kurzem in Rom ausgeftellte Selbft-
bildnis Carl Larffons, das ßch> zugleich mit
dem des Jean Jofeph Wierß, auf der Reife
nach Florenz beßndet. Das raßiniert-delikate
Porträt des Pierleone Ghezzi, das grau in
grau gemalte des Nuvoloni und das brillant
gemachte, aber unfympathifche des Laszlo find
bereits in den Ußizien zugänglich.

Mit großer Spannung werden die von Frank
Brangwyn, Ignazio Zuloaga, Emile Claus, Walter
Crane, Ilja Repin, Joaquin Sorolla y Baftida,
Haefdan Ström, Ferdinand Hodler, Lauriß Tuxen,
Boris Konftodiew, Henri Caro-Delvaille, Leo-
nardo Bazzaro, Edoardo Dalbono, Marius De
Maria, Gaetano Previati, Giulio Ariftide Sartorio,
Federico Zandomenichi, Paul Merfe von Szinyei
und Arthur Kampf verfprochenen Selbftporträts
erwartet. W. B.

HAAG Dem MAURITSHUIS wurde in diefen
Tagen ein Gefchenk von außerordentlich hohem
künftlerifchen und materiellen Wert von feiten
der Parifer Firma F. Kleinberger zuteil: Ein
Hauptwerk des neuerdings fehr gefuchten und
gefchäßten A. de Gelders. Die nebenftehende
Abbildung erfpart mir eine Befchreibung des
Bildes, das auf Leinewand (hoch 62, breit 90 cm)
gemalt, voll bezeichnet und 1679 datiert iß. Die
Beftimmung des eigentlichen Gegenftandes des
Gemäldes ift nicht leicht und fcheint von alters-
herMühe gemacht zu haben. An anderer Stelle1
wies ich nach, daß das Bild identifch iß mit dem
Gemälde, das bereits 1743 auf der Verfteigerung
Seger Tierens im Haag (erwähnt bei Hoet II 103)

1 Ärent de Gelder. Halle a. S. 1911. S. 56, Anmerkung.

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