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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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5. Heft
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Stix, Alfred: Ausstellungen von Neuerwerbungen der kaiserlichen Gemäldegalerie in Wien
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7. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0194

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AUSSTELLUNG VON NEUERWERBUNGEN DER KAIS. GEMÄLDE-GALERIE IN WIEN

Technik verbindet er eine geniale Auf-
faffung. Schon ein zeitgenöfjifcher
Kritiker rühmt ihm nach, daß er „das
fcharfe Auge des Geiftes habe, die
Seele ganz im Körper zu [ehen, Sachen
der Charakteriftik, die andere Men-
[chen kaum dunkel fühlen, bemerke
und in feinen Porträts darftelle“. Diefe
pfychologifche Erfaffung des Darge-
ftellten beweift der Künftler auch auf
unferen beiden Bildern. In Nr. 6 b
(Abb. 10) gibt er uns einen Wiener
Elegant mit nicht fehr bedeutenden
Zügen. Der Dargeftellte ift ein Herr
von Tfchoffen. Bezeichnet links an
der Steinbrüftung H. Füger p. 1795.

Nr. 6 c (Abb. 11) fcheint mir das
befte Bildnis Fügers zu fein, das ich
kenne. Franz Jofef Graf Saurau (1760
bis 1832) war einer der bedeutendften
Staatsmänner Öfterreichs jener Zeit, ein
Freund der Künfte und Wiffenfchaften.
Den durchgeiftigten ariftokratifchen Kopf
diefes Mannes hat der Künftler voll-
kommen zum Ausdruck zu bringen ver-
banden. Nur der Kopf ift ganz aus-
geführt, die Halsbinde nur angedeutet,
das übrige in einem bräunlichen ins Grüne fpielenden Ton angelegt. Unfer Bild ift
die Skizze zu einem großen Repräfentationsbilde des Grafen, das fich heute in der
Bildergalerie in Graz befindet und durch ein ausgezeichnetes Schabblatt von J. Pichler
allgemeiner bekannt ift; es ift 1797 entftanden.

Aus dem 19. Jahrhundert ift ein früheres Werk des Auguft von Pettenkofen aus-
geftellt, Nr. 305 e, ein Bildnis des Johann von Imredy Edlen von Omorovicze, bezeichnet
C. A. Pettenkofen 1850, das deutlich fein Hervorwachfen aus Altwiener Traditionen
zeigt, aber bereits alle malerifchen Qualitäten des berühmten Malers verrät. In engfter
Beziehung zum Mufeum fteht eine Ölfkizze Michael Munkaczys. Es ift der Entwurf
zum großen Deckengemälde des Stiegenhaufes, eine Allegorie der Künfte darftellend.

Äbb. 11. HEINRICH FÜGER, Bruftbild des Grafen
Franz Jofef Saurau

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