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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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5. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0198

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SAMMLUNGEN

lieh aus Nußholz. Als Schenkungen gingen
dem Mufeum im Laufe des verfloffenen Jahres
eine Reihe außerordentlich wertvoller Objekte
zu, genannt feien: ein großes unbemaltes

Meißner Kühlbecken mit Dekormotiven des
Brühlfdien Schwanen-Services, wohl ein ver-
worfenes Modell, zwei Meißner Vafen der
Frühzeit mit japanifierender Malerei, gemarkt
mit dem Monogramm ÄR (Auguftus Rex),
eine koftbare Holzmedaille mit dem Bruftbild
Jacob Muffels aus Nürnberg auf der Vorder-
feite (Umfchrift: * JACOB MUFFEL * ALS VON
1RENT WEGEN 1531 *, Beifchrift: ETATIS SUE
21), Rückfeite mit Allianzwappen, eine padua-
nifche Bronzeftatuette der Lukretia aus dem
16. Jahrhundert, die verkleinerte, aber beffere
Wiederholung einer Statuette der Sammlung
Thiers im Louvre, eine bunt emaillierte blaue
Glasflafche der Hofkellerei Morißburg von 1674,
mit farbenprächtigem kurfächfifchen Wappen,
ein feltener Danziger Zinndeckelkrug mit der
Jahreszahl 1612 und dem Meifterzeichen IVH,
belegt mit Meffingringen, gepunzt und graviert
(die vier weltlichen Künfte in ornamentalen
Umrahmungen) und ein großer zweihenkliger
Bronzemörfer mit prächtigem Wappen und Re-
naiffance-Ornamentftreifen, laut Auffchrift 1555
von Ludwig Enndorffer gegoffen. Aus der Afia-
tifchen Abteilung find als Gefchenke aufzuführen:
eine türkisblaue Fayencefchüffel mit grüner Zeich-
nung aus Sultanabad, eine doppelfeitige chine-
fifche Gobelinwirkerei mit Kirfchblütenzweigen
und blauen Vögeln auf goldbraunem Grunde,
ein chinefifches Bronzegefäß auf drei kleinen
Löwen als Füßen, mit drei Ringen an der reich-
ornamentierten Leibung, fowie eine fehr inter-
effante Sammlung chinefifcher Bronzefpiegel aus
der Sammlung Knuth in Tßnanfu, die neben
fpäteren mit landfchaftlichen und figürlichen Mo-
tiven gefchmückten Stücken eine Anzahl der
frühen „Traubenfpiegel“ und als wertvollften
einen großen Spiegel der Sungzeit mit zwei
Fifchen in kräftigem Relief enthält.

Ferner wurde aus dem Schlick-Schumann-
Vermächtnis die gefamte Holzverkleidung eines
Refektoriums aus dem Franziskaner-Klofter in
Cori, das zur weiteren Umgebung Roms gehört,
angekauft, ein gutes Beifpiel tüchtiger italieni-
fcher Renaiffancefchreinerei vom Anfang des
16. Jahrhunderts. Die Wand über den umlaufen-
den Si^bänken wird durch flache Pilafter ge-
gliedert, deren Kapitelle durch flott erzählte
Szenen aus der Legende des hl. Franziskus von
teilweife draftifcher Lebendigkeit bereichert wer-
den, laut Beifchrift Arbeiten des Vincenzo da
Baffiano. Auch die beiden alten fchmalen Speife-
tifche mit je drei verzierten Volutenfüßen find

noch vorhanden. Leider konnte diefes Refek-
torium bei den äußerft befchränkten Raum-
verhältniffen des Mufeums noch nicht aufgeftellt
werden, wie auch eine ornamentierte Balken-
decke aus Bologna, ebenfalls eine Schenkung,
vorläufig deponiert werden mußte. Endlich ift
noch zu erwähnen, daß dem Mufeum auch das
Leipziger Louis XVI.-Zimmer aus dem Romanus-
fchen Haufe, bisher eine Leihgabe des Herrn
Geheimrats Demiani, durch teftamentarifche Ver-
fügung endgültig zugefallen ift. A. M.

LONDON Der TATE GALLERY hat der
National Art Collections Fund zum Gefchenk
überwiefen: P. Wilfon Steers „The Music Room“
und G. A. Storeys „Portrait of The Ärtist’s

Mother“. * *

*

Die Königin hat nach ihrer Rückkehr aus
Indien dem VICTORIA AND ALBERT MUSEUM
für deffen indifche Abteilung eine Reihe von
Kunftgegenftänden zum Gefchenk gemacht, u. a.
ein Toilettentablett aus Bergkriftall, das früher
einer Mogulprinzeffin gehört hatte. Es ftammt
aus Delhi aus dem 16. Jahrhundert; fodann zwei
Parfümbüchfen aus Silber mit Emaille aus Luck-
now aus dem 17. Jahrhundert und eine fogen.
Schreiberbüchfe aus gefchnitjtem Elfenbein (Delhi,
17. Jahrhundert).

Dasfelbe Mufeum hat eine größere Zahl
von Zeichnungen und Entwürfen des Alfred
Stevens aus dem Nachlaß zweier Schüler des
Meifters angekauft. Mit diefen zufammen be-
fitjt das Mufeum nunmehr über 500 Zeichnungen
von Stevens.

PierpontMorgans LimogerEmaillen werden
jeßt als erfter Teil feiner im Victoria and Albert
Museum untergebrachten Schäße eingepackt und
nach New-York gefchafft. Der Vorftand der
Kunftabteilung des amerikanifchen Zollamtes ift
felber nach London gekommen, um hier alle
Formalitäten vorzunehmen, damit die Kunft-
werke dann ohne weitere Schwierigkeiten und
nochmaliges Äuspacken in Mr. Morgans Haus
refp. ins New-Yorker Metropolitan Mufeum ge-
fchafft werden können.

* *

*

Mr. R. H. Benfon, der bekannte Sammler
namentlich italienifcher Werke der Frührenaif-
fancezeit, ift zum Auffichtsrat der NATIONAL
GALLERY ernannt worden. F.

NEW-YORK Pierpont Morgans Kunft-
fchäße, die jet$t allmählich aus Europa hierher
gebracht werden füllen, werden im METRO-
POLITAN MUSEUM, und zwar in deffen noch

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