Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0241
DOI issue:
6. Heft
DOI article:Rohe, Maximilian Karl: Eine Ausstellung französischer Rokomalerei in der Galerie Heinemann in München
DOI issue:7. Heft
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0241
AUSSTELLUNG FRANZÖSISCHER ROKOKOMALEREI IN DER GALERIE HEINEMANN
in Berlin nicht vorgezeigt wurden und nach mancher Seite hin als wertvolle Ergänzung
des dort Vorgezeigten betrachtet werden müffen. Auch das muß hervorgehoben werden,
daß kein günftigerer Zeitpunkt für die Ausheilung gewählt werden konnte, als der
jetzige. Nach den vielen Vorführungen malerifcher Verfuche modernfter Art, wie fie
in München in der letzten Zeit geboten wurden, und die, wenn überhaupt, meift nur
mit dem Gehirn, als Manifeftationen abftrufer, theoretifcher Erwägungen genoffen werden
konnten, berührt es angenehm und wohltätig, wieder einmal vor einer Zufammenftellung
von Bildern zu ftehen, die einem Zeitalter intenfiven finnlichen Empfindens und einer
wohlgepßegten, fich über eine lange Epoche hin erftreckenden malerifchen Tradition
entfprungen find.
Ein „Übergangsmeifter“ Sebaftien Bourdon leitet die Sammlung ein. Sein
Bildnis Molieres ift ein repräfentatives, tüchtiges Stück, von folidem [trengen Bau, noch
barock in den Formen, ohne tiefere Pfychologie, in der Farbenftellung aber von fo
J. M. NÄTTIER, Porträt der Prinzeffin von Holftein-Beck
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in Berlin nicht vorgezeigt wurden und nach mancher Seite hin als wertvolle Ergänzung
des dort Vorgezeigten betrachtet werden müffen. Auch das muß hervorgehoben werden,
daß kein günftigerer Zeitpunkt für die Ausheilung gewählt werden konnte, als der
jetzige. Nach den vielen Vorführungen malerifcher Verfuche modernfter Art, wie fie
in München in der letzten Zeit geboten wurden, und die, wenn überhaupt, meift nur
mit dem Gehirn, als Manifeftationen abftrufer, theoretifcher Erwägungen genoffen werden
konnten, berührt es angenehm und wohltätig, wieder einmal vor einer Zufammenftellung
von Bildern zu ftehen, die einem Zeitalter intenfiven finnlichen Empfindens und einer
wohlgepßegten, fich über eine lange Epoche hin erftreckenden malerifchen Tradition
entfprungen find.
Ein „Übergangsmeifter“ Sebaftien Bourdon leitet die Sammlung ein. Sein
Bildnis Molieres ift ein repräfentatives, tüchtiges Stück, von folidem [trengen Bau, noch
barock in den Formen, ohne tiefere Pfychologie, in der Farbenftellung aber von fo
J. M. NÄTTIER, Porträt der Prinzeffin von Holftein-Beck
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