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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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7. Heft
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Biermann, Georg: Neuerwerbungen der Gemälde-Galerie des Wallraf-Richartz-Museums zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0273

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NEUERWERBUNGEN DER GEMÄLDE-
GALERIE DES WÄLLRAF-RICHÄRTZ-

MUSEUMS ZU KÖLN Von GEORG BIERMÄNN

Mit einer Tafel und 18 Abbildungen

Im Sommer des vergangenen Jahres konnte das Wallraf-Richartz-Mufeum fein fünfzig-
jähriges Beftehen feiern. Auch in diefer Zeitschrift ift der Tatfache kurz gedacht und
auf die damals erfchienene reich illuftrierte Feftfchrift hingewiefen worden. Ihr er-
fchöpfender Inhalt gewährt in mancher Beziehung einen wertvollen kulturgefchichtlichen
Beitrag zur öffentlichen Kunftpflege in der rheinifchen Metropole, nicht minder auch ge-
ftattet er einen Einblick in die Entwicklung des rheinifchen Sammelwefens, das von jeher
im ftädtifchen Mufeum feinen Brennpunkt hatte und von hier alle Anregungen empfing.

Darin erkennen wir in unferer Zeit wohl ausnahmslos eine der Hauptaufgaben
mufealer Tätigkeit, daß fie niemals auf die Pflege des eigenen Inftitutes befchränkt fein
darf, fondern lebenfördernd den breiten Umkreis künftlerifcher Kräfte und Ambitionen
anregen und in beftimmte Bahnen lenken muß. Das Beifpiel Wilhelm Bodes, unter
deffen Ägide fich das Berliner Sammelwefen zu ungeahnter Tätigkeit entfaltete, hat in
der Hinficht auch bei den Mufeumsdirektoren der Provinz längft fortgewirkt und die
Gefchichte der deutfchen Kunft der letzten zwei Jahrzehnte ift ohne den mächtigen An-
trieb, den, fie von feiten der Mufeen empfing, kaum erfchöpfend auszufchreiben. Trotz-
dem find in den einzelnen Fällen die Refultate fehr verfchiedener Natur gewefen.
Einmal differierten die örtlichen Vorbedingungen zu ftark, um überall den gleichen Er-
folg zu garantieren, andrerfeits aber ift auch der Grad von Initiative, der den einzelnen
Mufeumsleitern eignet, zu verfchieden, um überall die gleiche Wirkung nach außen
hin zu ermöglichen. Köln war für die Tätigkeit eines jungen, energievollen Galerie-
direktors ein fehr günftiger Boden, weil hier die Kunftpflege zu allen Zeiten eine Tra-
dition befeffen und weil im befonderen der materielle Auffchwung der Stadt, der in
dem Moment einfetzte, wo man die alten Feftungsmauern niederriß, genügend Garan-
tien auch für die kulturelle Aufwärtsentwärtsentwicklung darbot. — Trotzdem hat ge-
rade hier Jahrzehnte hindurch der künftlerifche Ehrgeiz der Kommune einen wahren
Dornröschenfchlaf geträumt und erft die jüngfte Zeit fieht die alte Römerftadt wieder
in vorderfter Linie — diesmal allerdings mit mächtig prononziertem Bewußtfein —
moderner künftlerifcher und mufealer Beftrebungen.

Der Direktor des Wallraf-Richarjz-Mufeums, Alfred Hagelftange, konnte erft kürzlich
feiner im letzten für das kölnifche Kunftleben reorganifatorifchen Arbeit einen fchönen
vorläufigen Abfchluß fichern durch den Erwerb der Seegerfchcn Sammlung Leibl-
fcher Werke, womit die Stadt ihrem bedeutendften Künftlerfohne eine längft fällige
Ehrenfchuld zurückgezahlt hat. Damit ift aber auch im Programm diefer Zeitfchrift
der Moment gegeben, zufammenfaffend kurz die eine Seite feiner Tätigkeit als
Mehrer der ihm unterteilten Gemäldegalerie zu beleuchten.1

Diefe hatte von jeher, cum grano falis gefprochen, ein dreifaches Geficht. Ihren
Kern bildete auf dem Gebiete der alten Kunftgefchichte die Altkölner Malerfchule. Um
diefe gruppierte fich die übrige ältere deutfche Kunft, weiterhin das Kunftfchaffen der
anderen Länder, das bei dem Stand des heutigen Kunftmarktes auch in der Zukunft

1 Von dem Äusbau der plaftifchen Abteilung und der Tätigkeit des zweiten Direktors der
Sammlung, des verdienftvollen Jofef Poppelreuther foll hier zunächft nicht gefprochen werden, weil
fie ein Kapitel für fich ift, das fpäterer Würdigung Vorbehalten fein mag.

Der Cicerone, IV. Jahrg., 7. Heft. 19

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