Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0279
DOI issue:
7. Heft
DOI article:Biermann, Georg: Neuerwerbungen der Gemälde-Galerie des Wallraf-Richartz-Museums zu Köln
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NEUERWERBUNGEN DES WALLRAF-RICHARTZ-MUSEUMS ZU KÖLN
Äbb. 6. EUGENIO LUCÄS d. Ä., Verteidigung von Saragoffa
15. zum 16. Jahrhundert gemalt [ein (vgl. dazu die Ausführungen, die Hagelftange in
der oben erwähnten Jubiläumsfchrift gegeben hat). Dennoch zeigen die Bilder deutlich
zwei verfchiedene Hände; die Darftellungen der Taufe, der Schule und Hinrichtung
find qualitativ der zweiten Gruppe überlegen und unter den genannten ift die Szene
der Hinrichtung wiederum das künftlerifch reichfte Werk. Friedländer hat diefe Bilder
mit Recht dem Meifter der Verherrlichung, die drei anderen Arbeiten, die auch in der
Erhaltung nicht an die erfte Gruppe heranreichen, dem Meifter der hl. Sippe zu-
gewiefen. Diefer lebten Zufchreibung gegenüber verweift Hagelftange a. a. 0. auf die
nahe Verwandtfchaft, die die Schöpfungen mit dem Meifter von St. Severin aufweifen.
Er glaubt ihren Urheber in einem der Mitarbeiter fehen zu müffen, die dem Severin-
Meifter bei dem Zyklus der Urfulalegende geholfen haben und ficher ift auch ftiliftifch
zwifchen beiden Gruppen ein Zeitunterfchied von zwei Jahrzehnten anzunehmen, fo
daß die Vermutung berechtigt erfcheint, die zweite Gruppe fei erft zu Ausgang des
15. Jahrhunderts nachbeftellt worden. Wie immer aber auch kunftwiffenfchaftlich die
Frage entfchieden werden mag, als Ganzes bedeutet der Zyklus, der fich vormals in
der Sammlung Glißa in Hamburg befand, einen erfreulichen Zuwachs zu der Abteilung
der Altkölner Malerfchule. Nicht minder wertvoll ift das Triptychon der Kreuzigung
vom Meifter des Marienlebens, das fich vordem in der Sammlung Flamm in
Aachen befand und als Gefchenk des Geh. Kommerzienrats Andreae 1909 der Galerie
einverleibt wurde. Es zeigt bis auf den rechten Flügel, der wahrfcheinlich Werkftatt-
arbeit ift, die charakteriftifche Handfchrift des Meifters und es bildet im befonderen ein
prächtiges Gegenftück zu jener kompofitionell reicheren Kreuzabnahme, die neben der
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Äbb. 6. EUGENIO LUCÄS d. Ä., Verteidigung von Saragoffa
15. zum 16. Jahrhundert gemalt [ein (vgl. dazu die Ausführungen, die Hagelftange in
der oben erwähnten Jubiläumsfchrift gegeben hat). Dennoch zeigen die Bilder deutlich
zwei verfchiedene Hände; die Darftellungen der Taufe, der Schule und Hinrichtung
find qualitativ der zweiten Gruppe überlegen und unter den genannten ift die Szene
der Hinrichtung wiederum das künftlerifch reichfte Werk. Friedländer hat diefe Bilder
mit Recht dem Meifter der Verherrlichung, die drei anderen Arbeiten, die auch in der
Erhaltung nicht an die erfte Gruppe heranreichen, dem Meifter der hl. Sippe zu-
gewiefen. Diefer lebten Zufchreibung gegenüber verweift Hagelftange a. a. 0. auf die
nahe Verwandtfchaft, die die Schöpfungen mit dem Meifter von St. Severin aufweifen.
Er glaubt ihren Urheber in einem der Mitarbeiter fehen zu müffen, die dem Severin-
Meifter bei dem Zyklus der Urfulalegende geholfen haben und ficher ift auch ftiliftifch
zwifchen beiden Gruppen ein Zeitunterfchied von zwei Jahrzehnten anzunehmen, fo
daß die Vermutung berechtigt erfcheint, die zweite Gruppe fei erft zu Ausgang des
15. Jahrhunderts nachbeftellt worden. Wie immer aber auch kunftwiffenfchaftlich die
Frage entfchieden werden mag, als Ganzes bedeutet der Zyklus, der fich vormals in
der Sammlung Glißa in Hamburg befand, einen erfreulichen Zuwachs zu der Abteilung
der Altkölner Malerfchule. Nicht minder wertvoll ift das Triptychon der Kreuzigung
vom Meifter des Marienlebens, das fich vordem in der Sammlung Flamm in
Aachen befand und als Gefchenk des Geh. Kommerzienrats Andreae 1909 der Galerie
einverleibt wurde. Es zeigt bis auf den rechten Flügel, der wahrfcheinlich Werkftatt-
arbeit ift, die charakteriftifche Handfchrift des Meifters und es bildet im befonderen ein
prächtiges Gegenftück zu jener kompofitionell reicheren Kreuzabnahme, die neben der
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