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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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7. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0306

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AUSSTELLUNGEN

und Farben, die mißverftandenen van de Velde-
fchen Anregungen entnommen find und denfran-
zöfifchen Gefchmack verleugnen, madien diefen
Raum unerträglich. Auch in diefer Ausheilung
fieht man wieder neue keramifche Arbeiten von
Decour, Lenoble, Maffoul und Methey, Buch-
einbände von Rene Kieffer und Marius Michel.

In der GALERIE BERNHEIM JEUNE fand
eine Kollektivausftellung von Lucien Simon
[tatt, die keine Gelegenheit gab, den längft be-
kannten, fympathifchen Maler bretonifchen Lebens
unter neuen Gefichtspunkten kennen zu lernen.

Auch Louis Valtats Phyfiognomie ändert [ich
feit Jahren nicht mehr. Seine hübfchen deko-
rativen Buntheiten, die man jüngft in der Ga-
lerie Druet fah, erwecken weder ein entfchie-
denes Nein noch ein begeiftertes Ja.

Ebenfo kühl durchfchritt man die Jahresaus-
ftellung der Societe nouvelle in der GALERIE
GEORGES PETIT. In diefer Ausftellung paffieren
bekanntlich die beften Werke der älteften Mit-
glieder der Societe nationale des Beaux-Arts,
bevor fie im großen Salon auftreten, Revue. Die
Kampf- und problemlofe Kunft diefer Vulgari-
fatoren ift für das mondaine Paris beftimmt,
aber nicht für die, die das Werden und Wachfen
neuer Zeitftrömungen belaufchen. Anglada,
Blanche, Cottet, Dauchez, Aman-Jean, Le Si-
daner, Raffaelli, Simon find die Hauptftüßen

diefes Kreifes. * *

*

Die GALERIE BARBAZANGES führte in einer
Sonderausftellung zwei der Jüngften, Robert
Delaunay und Marie Laurencin vor. Von De-
launay, der noch nicht 30 Jahre alt ift, fah man
eine Art retrofpektiver Ausftellung. Erfte Pe-
riode: 3—4 Genrebilder in der Art indifferenter
Salonmaler. Zweite Periode: Intereffante Ver-
fuche in der Art von Signac und Cross; aber
ein brutalerer Neoimpreffionismus. In der dritten
und Jeßten Periode mifchen [ich letztere Einflüße
mit denen Cezannes und dann erfolgt der Über-
gang zum Kubismus, Quadratismus und Epatis-
mus. Es ift unmöglich, über die unfertige und
unruhige Entwicklung diefes Künftlers ein ab-
fchließendes Urteil zu fällen. Marie Laurencins
eng umgrenzte Begabung verfteht eine leidende
Grazie mit Gefchmack in Linienrhythmen aus-
zudrücken. Ihre vier jungen Mädchen find linear
fchön komponiert und bereiten in den zarten
Farben angenehme Eindrücke. Auch fah man
von ihr hübfche Stilleben, die leife an Odilon
Redons ftille Kunft erinnerten. 0. G.

WIEN Ausheilungen der Kunftfalons.
Die GALERIE MIETHKE veranftaltet eine Ge-
dächtnisausftellung von Werken des feinfinnigen
Wiener Landfehafters Emil Jakob Schindler
(1842—1892), der mit Recht als einer der „Ent-
decker“ unferer heimifchen Landfchaft gilt. Die
vornehm-ruhige Art diefer Bilder, die wir heute
bereits hiftorifch zu werten beginnen, verleiht
ihnen etwas Altmeifterliches; die fchöne Ge-
fchloffenheit des künftlerifchen Gefamteindruckes
wird durch die überaus forgfältige Auswahl,
die der Mehrzahl nach nur Werke aus der Reife-
zeit des Künftlers vereinigt, wefentlich gefördert.
Der neuerdings beliebte Vergleich mit den fran-
zöfifchen Meiftern des paysage intime, denen
Schindler freilich manches verdanken mag, dürfte
dennoch ein wenig allzu hoch greifen. Seine Be-
deutung für die Entwicklung der öfterreichifchen
Landfchaftsmalerei, die er zu eindringlicher
Naturbeobachtung zurückführte, ift heute all-
gemein anerkannt; die fchlichte Innigkeit des
Naturgefühles verleiht Schindlers Landfchaften
einen poetifchen Stimmungszauber, der ohne
alle romantifche Schönfärberei erreicht wird.

Die Kollektivausstellung Fantin - Latours
in der GALERIE ARNOT läßt nur dem Graphiker
volle Gerechtigkeit widerfahren. Eine Auswahl
des lithographifchen Oeuvres liegt — wie fchon
im vorigen Jahre — in guten Drucken vor;
einige fchöne Zeichnungen gewähren im Ver-
gleich mit den darnach ausgeführten Litho-
graphien einen anregenden Einblick in die
Ärbeitsweife des Meifters. Dagegen wirken die
hier vereinigten Bilder und Skizzen Fantins,
von denen nur einige duftige Blumenftücke den
meifterhaften Koloriften erkennen laffen, im
ganzen recht wenig erfreulich. Die forglofe und
wenig liebevolle Auswahl ift in diefem Falle
um fo mehr zu bedauern, als gerade die weiche
zarte Art diefes Meifters in feinen minderen
Arbeiten von füßlicher Sentimentalität nicht

frei ift. * *

*

Ein buntbewegtes Treiben umwirbelt den Be-
fucher des HELLERSCHEN KUNSTSALONS;
vergeblich fucht das Auge zwifchen den hier
zufammengedrängten Kunftwerken der mannig-
faltigften Techniken einen Ruhepunkt. Heinrich
Kley hat [ich durdi feine drolligen Federzeich-
nungen für den „Simpliziffimus“ rafch bekannt
gemacht. Freilich erkennt man erft vor den Ori-
ginalen, wie wenig diefe Reproduktionen feiner
verblüffend fieberen Strichtechnik gerecht zu wer-
den vermögen; daneben erfcheinen die im ganzen
recht anfpruchslofen Aquarelle des beliebten Illu-

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