Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0331
DOI Heft:
8. Heft
DOI Artikel:Rohe, Maximilian Karl: Eine Miniaturen-Ausstellung im Münchener Kunstverein
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EINE MINIATUREN-AUSSTELLUNG IM MÜNCHENER KUNSTVEREIN
FRANZISKA SCHÖPFER, Der Maler Wilhelm
von Kobell
Befifeer: Frau Generalmajor von Kobell
Maria (?), einem Aquarell von ficherer Form-
meifterung, beftem Stilgefühl und [ehr er-
frifchendem Kolorit. Ihm reihte [ich, ob-
gleich um faft ein Jahrhundert jünger als er,
Georg de Marees an, der als kurbayeri-
fcher Hofmaler um die Mitte des 18. Jahr-
hunderts eine fehr erfprießliche Wirkfamkeit
in der bayerifchen Hauptftadt entfaltete. Eine
ganze Anzahl Arbeiten, teils eigenhändige,
teils nur unter feinem Einfluß ftehende, ver-
mittelten die Bekanntfchaft mit feiner Art,
die vortrefflichfte Leiftung daruntur war
wohl das winzige Porträt Max III. Jofef von
Bayern. Werner und Marees können beide
nur als Vorläufer der Münchener Minia-
turiftenfchule betrachtet werden; auf eine
breitere Bafis wird diefe erft nach ihnen ge-
teilt. Kurz nach dem Tode Marees, 1778,
trifft Matthias Klo^ in München ein und
ein Jahr fpäter Hans Freiherr von
Göz, der, obgleich er die Kunft nur im
Nebenberufe ausübte, doch Ausgezeich-
netes als Kleinmaler und Radierer leiftete.
Ein Konterfei der Gräfin von Yrfch ver-
trat letzteren, neben einem fchwächeren
Stück, fehr gut; von M. Klot^ war ein
überaus reizvolles Rundbildchen da, das
Bildnis einer Mutter mit Kind. Auch
Kaltners Münchener Tätigkeit fetjt gegen
Ende des Jahrhunderts ein. Eine ganze
Anzahl feiner Arbeiten war zufammen-
gebracht worden und löfte größten Refpekt
vor diefem Meifter aus, über deffen Le-
bensgefchicke wir leider zu wenig unter-
richtet find. Unter den mit feiner Signatur
verfehenen Schöpfungen ragte befonders
ein Herrenporträt von 1793 hervor (Ka-
talog Nr. 185), ein höchft delikates Stück,
dem als von ähnlicher Qualität nur noch
fein Bildnis der Elifabeth Marie, Gemahlin
des Kurfürften Karl Theodor von Pfalz-
Bayern zur Seite geftellt fein foll.
FRANZ NAPOLEON HEIGEL,
Freifrau v. Kramer
Befitjer: Bankier M. Wallach
305
FRANZISKA SCHÖPFER, Der Maler Wilhelm
von Kobell
Befifeer: Frau Generalmajor von Kobell
Maria (?), einem Aquarell von ficherer Form-
meifterung, beftem Stilgefühl und [ehr er-
frifchendem Kolorit. Ihm reihte [ich, ob-
gleich um faft ein Jahrhundert jünger als er,
Georg de Marees an, der als kurbayeri-
fcher Hofmaler um die Mitte des 18. Jahr-
hunderts eine fehr erfprießliche Wirkfamkeit
in der bayerifchen Hauptftadt entfaltete. Eine
ganze Anzahl Arbeiten, teils eigenhändige,
teils nur unter feinem Einfluß ftehende, ver-
mittelten die Bekanntfchaft mit feiner Art,
die vortrefflichfte Leiftung daruntur war
wohl das winzige Porträt Max III. Jofef von
Bayern. Werner und Marees können beide
nur als Vorläufer der Münchener Minia-
turiftenfchule betrachtet werden; auf eine
breitere Bafis wird diefe erft nach ihnen ge-
teilt. Kurz nach dem Tode Marees, 1778,
trifft Matthias Klo^ in München ein und
ein Jahr fpäter Hans Freiherr von
Göz, der, obgleich er die Kunft nur im
Nebenberufe ausübte, doch Ausgezeich-
netes als Kleinmaler und Radierer leiftete.
Ein Konterfei der Gräfin von Yrfch ver-
trat letzteren, neben einem fchwächeren
Stück, fehr gut; von M. Klot^ war ein
überaus reizvolles Rundbildchen da, das
Bildnis einer Mutter mit Kind. Auch
Kaltners Münchener Tätigkeit fetjt gegen
Ende des Jahrhunderts ein. Eine ganze
Anzahl feiner Arbeiten war zufammen-
gebracht worden und löfte größten Refpekt
vor diefem Meifter aus, über deffen Le-
bensgefchicke wir leider zu wenig unter-
richtet find. Unter den mit feiner Signatur
verfehenen Schöpfungen ragte befonders
ein Herrenporträt von 1793 hervor (Ka-
talog Nr. 185), ein höchft delikates Stück,
dem als von ähnlicher Qualität nur noch
fein Bildnis der Elifabeth Marie, Gemahlin
des Kurfürften Karl Theodor von Pfalz-
Bayern zur Seite geftellt fein foll.
FRANZ NAPOLEON HEIGEL,
Freifrau v. Kramer
Befitjer: Bankier M. Wallach
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