Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
FR. BARTOLOZZI
Kat.-Nr. 52 der Verweigerung der Kupferftichfammlungen von R. v. Seydlifj
und H. Främbs bei C. G. Boerner in Leipzig am 20.—24. Mai
fchlefifchen Magnaten, der in der
Mitte des Jahrhunderts einer der
wenigen deutfchen Kupferftich-
fammler großen Stiles war. Da-
durch, daß die Sammlung nach
Seydlijj’ Tode jahrzehntelang
auf einem fchlefifchen Gute unbe-
achtet lag, ift fie faft ganz un-
bekannt geblieben und mit Er-
ftaunen peht man, welch uner-
wartet reiche Schäle da ans Licht
kommen. Im Gegenfatj zu dem
heutigen fpeziellenSammeln trägt
die Seydlißfche Sammlung noch
ganz univerfalen Charakter, aller-
dings mit Bevorzugung der koft-
baren Werke Dürers und Rem-
brandts und der frühen Meifter
des 15.—17. Jahrhunderts. Der
umfangreiche, mit vielen Tafeln
und Abbildungen ausgeftattete
Katalog, den die Firma C. G.
Boerner foeben verfandt hat,
verzeichnet ein beinahe voll-
ftändiges Werk von Dürers
Kupferftichen in meift erft-
klaffigen Exemplaren, darunter
große Seltenheiten, wie die
„Geburt“ B. 2, „Der Degen-
knopf“, die großen Hauptblät-
ter: „Die M e 1 a n ch o 1 i e “,
„Ritter Tod und Teufel“,
„Hieronymus in der Zelle“.
Die etwa 200 Nummern um-
faffende Rembrandtfamm-
lung enthält gleichfalls Koft-
barkeiten jeder Art, be-
fonders unter den gefuchten
Landfchaften und Porträts und den berühmten
Hauptblättern in ausgefuchten Drucken. Die
Qualität des weiteren zu kennzeichnen, ge-
nügt es, einige fonft nicht vorkommende Ra-
ritäten daraus anzuführen: eine ganze Serie
anonymer Holzfchnitt - Inkunabeln des
15. Jahrhunderts, feltene Blätter von Bo-
cholt, Barbari, Campagnola; Abdrucke
eigenhändiger Radierungen von Van
Dyck, die deutfchen Kleinmeifter in
prachtvollen Exemplaren, Landfchaften von
Hirfchvogel, einen Simfon von Mair
von Landshut, die große Grablegung
Mantegnas, ein Unikum des Meift er s
mit den Bandrollen, Blätter des Meifters
mit der Maufefalle, des Meifters mit
dem Krebs und aus der Schule des
Meifters E. S., koftbare Abdrucke von
Oftade, ein Kuhhirt von Potter in frühem
Zuftand, Blätter von Zafinger Zwott, Ypern,
das frühe ft e exiftierendeSchabkunftblatt:
„Amalie vonHeffen“ von Ludwig Siegen,
ein wundervolles Exemplar, das zu den koft-
barften Stücken der Sammlung gehören dürfte;
reiche Serien von den Franzofen Nanteuil,
Edelinck, Drevet und fpezielle kleine Samm-
lungen ausgefuchter Blätter von Chodowiecki,
Sinzenich, öfterreichifcherKünftler und ein
berühmtes, faft vollftändiges Werk Georg
Friedrich Schmidts, auch im übrigen ift das
18. Jahrhundert mit nicht vielen, aber um fo ge-
wählteren Blättern vertreten. Wir erwähnen die
„Escarpolette“ von Fragonard, die pracht-
volle Folge vom „Monument du Costume“
von Freudeb er g, deffen einzelne Blätter große
Seltenheiten find, in einem voliftändigen Exem-
plar von der Nummer; Schabkunftblätter
nach Morland von Ward, Earlom, Lowry
Der Cicerone, IV. Jahrg., 8. Heft. 24
327
FR. BARTOLOZZI
Kat.-Nr. 52 der Verweigerung der Kupferftichfammlungen von R. v. Seydlifj
und H. Främbs bei C. G. Boerner in Leipzig am 20.—24. Mai
fchlefifchen Magnaten, der in der
Mitte des Jahrhunderts einer der
wenigen deutfchen Kupferftich-
fammler großen Stiles war. Da-
durch, daß die Sammlung nach
Seydlijj’ Tode jahrzehntelang
auf einem fchlefifchen Gute unbe-
achtet lag, ift fie faft ganz un-
bekannt geblieben und mit Er-
ftaunen peht man, welch uner-
wartet reiche Schäle da ans Licht
kommen. Im Gegenfatj zu dem
heutigen fpeziellenSammeln trägt
die Seydlißfche Sammlung noch
ganz univerfalen Charakter, aller-
dings mit Bevorzugung der koft-
baren Werke Dürers und Rem-
brandts und der frühen Meifter
des 15.—17. Jahrhunderts. Der
umfangreiche, mit vielen Tafeln
und Abbildungen ausgeftattete
Katalog, den die Firma C. G.
Boerner foeben verfandt hat,
verzeichnet ein beinahe voll-
ftändiges Werk von Dürers
Kupferftichen in meift erft-
klaffigen Exemplaren, darunter
große Seltenheiten, wie die
„Geburt“ B. 2, „Der Degen-
knopf“, die großen Hauptblät-
ter: „Die M e 1 a n ch o 1 i e “,
„Ritter Tod und Teufel“,
„Hieronymus in der Zelle“.
Die etwa 200 Nummern um-
faffende Rembrandtfamm-
lung enthält gleichfalls Koft-
barkeiten jeder Art, be-
fonders unter den gefuchten
Landfchaften und Porträts und den berühmten
Hauptblättern in ausgefuchten Drucken. Die
Qualität des weiteren zu kennzeichnen, ge-
nügt es, einige fonft nicht vorkommende Ra-
ritäten daraus anzuführen: eine ganze Serie
anonymer Holzfchnitt - Inkunabeln des
15. Jahrhunderts, feltene Blätter von Bo-
cholt, Barbari, Campagnola; Abdrucke
eigenhändiger Radierungen von Van
Dyck, die deutfchen Kleinmeifter in
prachtvollen Exemplaren, Landfchaften von
Hirfchvogel, einen Simfon von Mair
von Landshut, die große Grablegung
Mantegnas, ein Unikum des Meift er s
mit den Bandrollen, Blätter des Meifters
mit der Maufefalle, des Meifters mit
dem Krebs und aus der Schule des
Meifters E. S., koftbare Abdrucke von
Oftade, ein Kuhhirt von Potter in frühem
Zuftand, Blätter von Zafinger Zwott, Ypern,
das frühe ft e exiftierendeSchabkunftblatt:
„Amalie vonHeffen“ von Ludwig Siegen,
ein wundervolles Exemplar, das zu den koft-
barften Stücken der Sammlung gehören dürfte;
reiche Serien von den Franzofen Nanteuil,
Edelinck, Drevet und fpezielle kleine Samm-
lungen ausgefuchter Blätter von Chodowiecki,
Sinzenich, öfterreichifcherKünftler und ein
berühmtes, faft vollftändiges Werk Georg
Friedrich Schmidts, auch im übrigen ift das
18. Jahrhundert mit nicht vielen, aber um fo ge-
wählteren Blättern vertreten. Wir erwähnen die
„Escarpolette“ von Fragonard, die pracht-
volle Folge vom „Monument du Costume“
von Freudeb er g, deffen einzelne Blätter große
Seltenheiten find, in einem voliftändigen Exem-
plar von der Nummer; Schabkunftblätter
nach Morland von Ward, Earlom, Lowry
Der Cicerone, IV. Jahrg., 8. Heft. 24
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