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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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9. Heft
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Lohmeyer, Karl: Die kurfürstlich trierische Porzellanfabrik zu Schönbornslust
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0375

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DIE KURFÜRSTLICH TRIERISCHE PORZELLANFABRIK ZU SCHÖNBORNSLUST

1757 bis 1759 auch arbeitete, ja, daß auch figürliche Gegenftände aus ihr hervor-
gingen, denen allerdings kein Lob gezollt wird.

Über ihren rafchen Ausgang haben uns die Kammerprotokolle wieder ein weniges
zu vermelden. Sie berichten am 2. Januar 1759 unter der Überfchrift

„SCHÖNBORNSLUSTER PORZELLAN“

„Ihro Churfürftliche gnaden geruhen gnädigft die von denen Porzellaine-fabriquanten
gefertigte Figuren und Teller ad Cameram zu fchicken mit dem gnädigften Befehl
dero guthachten wegen diefer fabrique abzuftatten.“

Dies Gutachten fiel wenig günftig für die Keramiker und ihre Erzeugniffe aus.
Noch am felben Tage heißt es folgendermaßen:

„Dahe das eingelieferte porcellan von folcher fchlechten qualität ift, daß Ihro Chur-
fürftl. gnaden darahn Kein gnädigftes Vergnügen haben können, die anmaaßliche
fabriquanten auch nun über ein ganzes Jahr arbeithen und noch nichts Taugliches aus
ihren handen gekommen, darbeneben, obwohlen es in dem anfang geheifchen, die
prob würde nur 70 fl. koften, dannoch bey 1000 rhtlr. daran Verwendet worden und
allem anfehen nach die fabriquanten gefliffentlicher weife langfamb arbeithen und fich
nur Taglohn, hingegen Camera fchwehre Köften zu machen fuchen, fo wäre Camera
des ohn Ziehlfeßigen darvorhalten, daß mit diefer fabrique kurt} umb Ein End zu
machen und die fabriquanten ab zu weifen feyen. Dannoch ftellete Emmo Camera
unterthänigft anhaim, ob man nicht, was würcklich noch in den ofen ift, ausbrennen
lafen folle, wozu aber den fabriquanten Ein ganß Enger termin zu fe^en wäre.“

Der Kurfürft ift damit einverftanden, aber nicht der Fabrikant Stadelmayer — von
Pyrifon ift nicht mehr die Rede.

Am 15. Januar 1759 hören wir darüber:

„Der von Schönborns Luft abgewiefene Porzellaine-fabriquant Stadlmayer zu er-
feßung feines fchadens und in betracht deffen, daß er die fchönfte von anderen höfen
ihme anerbottene Conditiones Verfchlagen, auch fich in Meynung, dahier fein ftück
Brod zu haben, Verheyrathet habe, ftehet umb Erlaubnuß auf 5 Jahr unterthänigft an,
die angefangene Porcellaine arbeilh auf feine Köften fortführen zu dörfen, bittet des
Endts umb frey wohnung in Schönborns Luft, gebrauch deren Öfen und umb holt} zu
billigem preyß“, und alsbald ift „Camera der ohn zielfeßigen Meinung daß, da der
fabricant auf feine eigene Köften und ohne mindeftes Zuthun der Cammer annoch
arbeithen wolle, ihme folches bis zu Ende aprilis geftattet werden könne, wan er die
vorräthige Materialien und die in Cameral Köften gemachte ftücke billig vergüthen
würde.“ Dabei fcheint es dann auch geblieben zu fein.

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