Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0407
DOI Heft:
10. Heft
DOI Artikel:Karlinger, Hans: Die Neuerwerbungen des bayerischen National-Museums im Jahre 1911
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NEUERWERBUNGEN DES BAYERISCHEN NATIONAL-MUSEUMS IM JAHRE 1911
Burgkmairs, deffen charakteriftifches
ornamentales Beiwerk auf den Bil-
dern wiederkehrt. Die Landfchafts-
motive tragen oberitalienifchen Cha-
rakter. Der Altar ftammt aus Tirol;
die Entftehungsgegend darf vielleicht
in Vorarlberg gefucht werden. Von
Joh. Kupet^ky, von dem das Mufeum
bereits ein Bild befitjt, wurde ein flott
gemaltes Porträt den Beftänden zu-
geführt.
Wie in den früheren Jahren wurde
den Fachfammlungen eine befondere
Sorgfalt zugewendet.
Für München ift unter den Arbeiten
in Edelmetall von gefchichtlicher Wich-
tigkeit die Ausftattung eines lebens-
großen Muttergottesbildes, beftehend
aus Kronen und Szepter, in getrie-
benem und vergoldetem Kupfer, reich
dekoriert mit Akanthusgerank aus ge-
triebenem Silber, von dem Münchener
Goldfehmied Franz Keffler (1664 bis
1717) angefertigt.
Die Bronzeplaftik erfuhr durch
die Überweifung der bisher im Anti-
quarium befindlichen vorwiegend
cinque- und fecentifchen Bronzen eine
ftattliche Bereicherung — es find über
hundert Stück, darunter mehrere über-
lebensgroße Büften. Selbftändig erwarb das Mufeum eine wirkungsvolle Gruppe des
Herkules im Kampf mit der Hydra, die vermutlich in Nürnberg gegoffen ift (Abb. 5).
Den Unterfchied in der Auffaffung und im technifchen Wollen zeigt diefe deutfehe
Arbeit der Spätrenaiffance mit ftark barocken Tendenzen gegenüber den italienifchen
Renaiffancebronzen recht inftruktiv. Als deutfeh ift hier ferner die neu angekaufte ovale
Reliefplatte mit der Krönung Mariae — gegen 1600 — in heller Bronze zu nennen.
Mit Glück wurde der Ausbau der keramifchen Fachfammlung fortgefeljt. Die kera-
mifche Abteilung hat unabhängig von den Neuerwerbungen in ihrem bisherigen Be-
ftande durch die im Vorjahre erfolgte Neuaufteilung nach Ortsgruppen und Fabriken
fehr gewonnen, fie gewährt jefet eine rafche Überficht über die im einzelnen ftattlichen
Beftände und ermöglicht den Intereffenten des zurzeit fo fehr in den Vordergrund
gerückten Kunftzweiges leichte Orientierung. Die Neuerwerbungen bezwecken hauptfächlich
eine möglichfte Vollftändigkeit der bayrifchen Induftrien und grenzverwandter Gebiete.
Die Hafnerkeramik ift durch verfchiedene wertvolle Stücke bereichert worden. Als
älteftes Stück ift der fog. Hirfchvogelkrug der ehemaligen Sammlung des Würzburger
Kunftgelehrten Adelmann, ein Gefchenk des Herrn Kommerzienrates Helbing, zu nennen
(Abb. 6). Zu den bereits im Mufeum vorhandenen bunten Hafnerkrügen bildet das
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Burgkmairs, deffen charakteriftifches
ornamentales Beiwerk auf den Bil-
dern wiederkehrt. Die Landfchafts-
motive tragen oberitalienifchen Cha-
rakter. Der Altar ftammt aus Tirol;
die Entftehungsgegend darf vielleicht
in Vorarlberg gefucht werden. Von
Joh. Kupet^ky, von dem das Mufeum
bereits ein Bild befitjt, wurde ein flott
gemaltes Porträt den Beftänden zu-
geführt.
Wie in den früheren Jahren wurde
den Fachfammlungen eine befondere
Sorgfalt zugewendet.
Für München ift unter den Arbeiten
in Edelmetall von gefchichtlicher Wich-
tigkeit die Ausftattung eines lebens-
großen Muttergottesbildes, beftehend
aus Kronen und Szepter, in getrie-
benem und vergoldetem Kupfer, reich
dekoriert mit Akanthusgerank aus ge-
triebenem Silber, von dem Münchener
Goldfehmied Franz Keffler (1664 bis
1717) angefertigt.
Die Bronzeplaftik erfuhr durch
die Überweifung der bisher im Anti-
quarium befindlichen vorwiegend
cinque- und fecentifchen Bronzen eine
ftattliche Bereicherung — es find über
hundert Stück, darunter mehrere über-
lebensgroße Büften. Selbftändig erwarb das Mufeum eine wirkungsvolle Gruppe des
Herkules im Kampf mit der Hydra, die vermutlich in Nürnberg gegoffen ift (Abb. 5).
Den Unterfchied in der Auffaffung und im technifchen Wollen zeigt diefe deutfehe
Arbeit der Spätrenaiffance mit ftark barocken Tendenzen gegenüber den italienifchen
Renaiffancebronzen recht inftruktiv. Als deutfeh ift hier ferner die neu angekaufte ovale
Reliefplatte mit der Krönung Mariae — gegen 1600 — in heller Bronze zu nennen.
Mit Glück wurde der Ausbau der keramifchen Fachfammlung fortgefeljt. Die kera-
mifche Abteilung hat unabhängig von den Neuerwerbungen in ihrem bisherigen Be-
ftande durch die im Vorjahre erfolgte Neuaufteilung nach Ortsgruppen und Fabriken
fehr gewonnen, fie gewährt jefet eine rafche Überficht über die im einzelnen ftattlichen
Beftände und ermöglicht den Intereffenten des zurzeit fo fehr in den Vordergrund
gerückten Kunftzweiges leichte Orientierung. Die Neuerwerbungen bezwecken hauptfächlich
eine möglichfte Vollftändigkeit der bayrifchen Induftrien und grenzverwandter Gebiete.
Die Hafnerkeramik ift durch verfchiedene wertvolle Stücke bereichert worden. Als
älteftes Stück ift der fog. Hirfchvogelkrug der ehemaligen Sammlung des Würzburger
Kunftgelehrten Adelmann, ein Gefchenk des Herrn Kommerzienrates Helbing, zu nennen
(Abb. 6). Zu den bereits im Mufeum vorhandenen bunten Hafnerkrügen bildet das
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