Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0408
DOI Heft:
10. Heft
DOI Artikel:Karlinger, Hans: Die Neuerwerbungen des bayerischen National-Museums im Jahre 1911
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0408
NEUERWERBUNGEN DES BAYERISCHEN NATIONAL-MUSEUMS IM JAHRE 1911
jedenfalls der Nürnberger Werkftätte
der Preuning entftammende Stück
von der Mitte des 16. Jahrhunderts
eine wertvolle Ergänzung. Als füd-
deutfch, vielleicht Salzburg, ift eine
buntglafierte hellfarbige Schüffel mit
Reliefdekor und weiblichem Bruft-
bild im Spiegel anzufprechen. Zwei
Ofenkacheln, eine prächtige poly-
chrome mit Porträtmedaillon (Abb. 7)
und eine fchwarze mit Wappenreliefs
gehören ebenfalls hierher. Endlich
fchenkte S. K. H. Prinz Rupprecht
drei Ferrarefer Schalen mit bunter
gefprenkelter Glafierung für die
Sammlung.
Eine frühe Fayencefchüffel mit
zwei Wappen: Eggenberg-Branden-
burg-Franken entfpricht der Art der
italienifchen Wappenteller, wie fie
befonders auch die Schweiz produ-
zierte. Von den fpäteren Fayencen
ift an erfter Stelle Nürnberg mit
einem Bauchkrug mit grauem Ca-
maieu- und Golddekor, eine Archi-
tekturanficht in fehr feiner Ausfüh-
rung zeigend, figniertlOH. SCH APER,
zu nennen. Außerdem ift ein Wal-
zenkrug mit buntem Dekor charakte-
riftifch für Nürnberg. Daneben find
Ansbach, Schreßheim mit den typifchen grünen Gehängen, Amberg mit einer Rokoko-
vafe, Friedberg mit einem Teller mit Blumendekor in Muffelfarben und ein charakte-
riftifcher Salzburger Krug (Abb. 8) vertreten. Eine Anzahl ländlicher Arbeiten be-
rückfichtigt den Übergang zum Gebrauchsgefchirr.
Von rotem Bayreuther Steinzeug findet fich ein Kännchen mit Silberdekor.
Die Porzellanfigur eines fißenden Leierfpielers (Apollo?) mit Bemalung aus der
Ansbacher Manufaktur beanfprucht bei der Seltenheit figürlicher Ansbacher Arbeiten
befonderen Wert. Von dem Nymphenburger Porzellan fei das Chinefenpaar, Modell
Caftelli, aus dem 18. Jahrhundert erwähnt. Durch ihre feine Ausführung zeichnet fich
eine Taffe, Manufaktur Meißen oder Wien, bemalt in rotem Camaieu von Jucht in
Bayreuth, aus.
Der Glasfammlung wurde durch die Stiftung des Herrn Oskar Tieß in Berlin eine
glänzende Erweiterung zu teil. An deutfchen Fabrikaten mit Emailmalerei find Glas-
humpen, Stangengläfer, eine originelle als Piftole gebildete Schraubenßafche und Schalen
aus dem 17. bis 18. Jahrhundert vertreten. Ein fchönes Kelchglas aus dem 15. Jahr-
hundert, eine grüne Schale mit Perldekor und eine Fadenglasvafe um 1600 zeigen die
überlegene venetianifche Technik in der Herftellung hellen Glafes, die erft ein deutfcher
Hbb. 6. Hafnerkrug aus der Werkftätte Preunings.
16. Jahrhundert
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jedenfalls der Nürnberger Werkftätte
der Preuning entftammende Stück
von der Mitte des 16. Jahrhunderts
eine wertvolle Ergänzung. Als füd-
deutfch, vielleicht Salzburg, ift eine
buntglafierte hellfarbige Schüffel mit
Reliefdekor und weiblichem Bruft-
bild im Spiegel anzufprechen. Zwei
Ofenkacheln, eine prächtige poly-
chrome mit Porträtmedaillon (Abb. 7)
und eine fchwarze mit Wappenreliefs
gehören ebenfalls hierher. Endlich
fchenkte S. K. H. Prinz Rupprecht
drei Ferrarefer Schalen mit bunter
gefprenkelter Glafierung für die
Sammlung.
Eine frühe Fayencefchüffel mit
zwei Wappen: Eggenberg-Branden-
burg-Franken entfpricht der Art der
italienifchen Wappenteller, wie fie
befonders auch die Schweiz produ-
zierte. Von den fpäteren Fayencen
ift an erfter Stelle Nürnberg mit
einem Bauchkrug mit grauem Ca-
maieu- und Golddekor, eine Archi-
tekturanficht in fehr feiner Ausfüh-
rung zeigend, figniertlOH. SCH APER,
zu nennen. Außerdem ift ein Wal-
zenkrug mit buntem Dekor charakte-
riftifch für Nürnberg. Daneben find
Ansbach, Schreßheim mit den typifchen grünen Gehängen, Amberg mit einer Rokoko-
vafe, Friedberg mit einem Teller mit Blumendekor in Muffelfarben und ein charakte-
riftifcher Salzburger Krug (Abb. 8) vertreten. Eine Anzahl ländlicher Arbeiten be-
rückfichtigt den Übergang zum Gebrauchsgefchirr.
Von rotem Bayreuther Steinzeug findet fich ein Kännchen mit Silberdekor.
Die Porzellanfigur eines fißenden Leierfpielers (Apollo?) mit Bemalung aus der
Ansbacher Manufaktur beanfprucht bei der Seltenheit figürlicher Ansbacher Arbeiten
befonderen Wert. Von dem Nymphenburger Porzellan fei das Chinefenpaar, Modell
Caftelli, aus dem 18. Jahrhundert erwähnt. Durch ihre feine Ausführung zeichnet fich
eine Taffe, Manufaktur Meißen oder Wien, bemalt in rotem Camaieu von Jucht in
Bayreuth, aus.
Der Glasfammlung wurde durch die Stiftung des Herrn Oskar Tieß in Berlin eine
glänzende Erweiterung zu teil. An deutfchen Fabrikaten mit Emailmalerei find Glas-
humpen, Stangengläfer, eine originelle als Piftole gebildete Schraubenßafche und Schalen
aus dem 17. bis 18. Jahrhundert vertreten. Ein fchönes Kelchglas aus dem 15. Jahr-
hundert, eine grüne Schale mit Perldekor und eine Fadenglasvafe um 1600 zeigen die
überlegene venetianifche Technik in der Herftellung hellen Glafes, die erft ein deutfcher
Hbb. 6. Hafnerkrug aus der Werkftätte Preunings.
16. Jahrhundert
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