Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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DOI issue:
10. Heft
DOI article:Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
MÄX KLINGER, Bleiftiftzeichnung. Signiert und datiert: Berlin 1898.
Kat.-Nr. 758 der Sammlung von O. von zur Mühlen. Verweigerung 5.-7. Juni bei Ämsler & Ruthardt, Berlin.
fteigerung bringen. Der eben erfchienene, reich
illuftrierte Katalog, der über 20, darunter einige
farbige Tafeln enthält (Preis 5 Schillinge) weift
1367 Partien (von 1229—2596) auf. Unter ihnen
find die wichtigften: die Drucke Caxtons, dar-
unter „Chastising of God’s Children“, von dem
nur fünf andere vollftändige Exemplare bekannt
find, „Canterbury Tales“, erfte Ausgabe mit ein
paar Blättern in Fakfimile, von diefem Werke
exiftieren, foweit bekannt, nur zwei vollkommene
Exemplare; ferner: eine fehr fchön illuminierte
franzöfifche Chronik aus dem 14. Jahrhundert
(Nr. 1577); eine deutfche Chronik (illuminierte
Handfchrift des 15. Jahrhunderts, Nr. 1582 des
Kataloges) in gereimten Verfen mit 204 fehr
eigenartigen Abbildungen; Ciceroausgaben; Cid-
editionen; Dantes „Divina Commedia“, nament-
lich Nr. 1987 des Kataloges mit allen 19 Stichen
Baccio Baldinis nach Botticellis Zeichnungen
(im Jahre 1903 £ 1000); de Brys „Große und
kleine Reifen“, deutfch und lateinifch (Nr. 2062
des Kataloges, faft 45 Seiten desfelben füllend,
wohl die vollftändigfte Sammlung, die je zur
Verweigerung gelangt ift); Werke Defoes; Du-
puys „La Tryumphante . . . Entree .... de
. . . . Prince . . . Charles“, Paris 1515, frühefter
illuftrierter Druck, der einen Feftzug behandelt;
von diefem Werke find nur drei Exemplare
bekannt.
Zwei Tage vor diefer bedeutfamen Auktion,
vom 3.—5. Juni, wird die gleiche Firma eine
umfangreiche anonyme Sammlung japani-
fcher Buntdrucke und chinefifcher Zeich-
nungen, fowie japanifcher Bücher zum Ver-
kauf bringen, zu dem foeben derilluftrierteKatalog
(enthaltend 12 Tafeln, Preis 2 x/2 Schillinge) er-
schienen ift. Die Kaufluft für japanifche Drucke
ift offenbar noch im Steigen begriffen, und die
erzielten Preife der letzten Zeit find als recht
hohe zu bezeichnen. F.
MÜNCHEN Am 11. Juni 1912 gelangt in
der Galerie Helbing die Gemäldefammlung
des Prof. Fr. J. Meder zur Verfteigerung. Der
Katalog umfaßt 220 Nummern, darunter eine
Anzahl Handzeichnungen. Befonderes Intereffe
hat Herr Meder den Meiftern der Münchner
Schule entgegengebracht, auch einige Ausländer
von Rang finden fich in feiner Sammlung, und
es mag bemerkt werden, daß er in der Regel
Bilder kleinen Formats gewählt hat, die den
Charakter diefer vornehmen und intimen Privat-
galerie glücklich betonen.
Befonders glänzend find Spitzweg, Diez
und Schuch vertreten. Von Spißwegs Hand
ftammen achtzehn Gemälde, darunter das „Frauen-
bad in Dieppe“, von dem die Berliner National-
galerie eine Wiederholung befißt, dann die köft-
liche „Gewitterftimmung am Abend“, die luftig—
fatirifchen „Wäfcherinnen am Brunnen“, die
Stimmungsvolle „Apothekerterraffe“ fowie eine
Reihe von feinen kleinen poetifchen Landfchaften.
Von Diez, dem „Feinfchmecker des fchönenTons“,
find einige feiner reizvollen Novellen in die
Sammlung gelangt, fo die Szenen aus dem
dreißigjährigen Krieg, „Aus napoleonifcher Zeit“,
„Auf der Flucht“ und „Die Strauchritter“. Ferner
der fonnige „Hof in Tirol“ und mehrere hervor-
ragende Pferdeftudien. Schuch erfcheint mit
dem berühmten „Porreeftilleben“, dem „Hof in
Abbazia“, der zweifellos fein beftes Architektur-
ftück ift und eine feiner eigenartigen, weltfernen
Landfchaften.
Von Diez-Schülern find zu nennen Gotthard
Kuehl, deffen „Pfandhaus“ vom Jahre 1873 zu
feinen ftärkften Leitungen gehört. Slevogt, von
406
MÄX KLINGER, Bleiftiftzeichnung. Signiert und datiert: Berlin 1898.
Kat.-Nr. 758 der Sammlung von O. von zur Mühlen. Verweigerung 5.-7. Juni bei Ämsler & Ruthardt, Berlin.
fteigerung bringen. Der eben erfchienene, reich
illuftrierte Katalog, der über 20, darunter einige
farbige Tafeln enthält (Preis 5 Schillinge) weift
1367 Partien (von 1229—2596) auf. Unter ihnen
find die wichtigften: die Drucke Caxtons, dar-
unter „Chastising of God’s Children“, von dem
nur fünf andere vollftändige Exemplare bekannt
find, „Canterbury Tales“, erfte Ausgabe mit ein
paar Blättern in Fakfimile, von diefem Werke
exiftieren, foweit bekannt, nur zwei vollkommene
Exemplare; ferner: eine fehr fchön illuminierte
franzöfifche Chronik aus dem 14. Jahrhundert
(Nr. 1577); eine deutfche Chronik (illuminierte
Handfchrift des 15. Jahrhunderts, Nr. 1582 des
Kataloges) in gereimten Verfen mit 204 fehr
eigenartigen Abbildungen; Ciceroausgaben; Cid-
editionen; Dantes „Divina Commedia“, nament-
lich Nr. 1987 des Kataloges mit allen 19 Stichen
Baccio Baldinis nach Botticellis Zeichnungen
(im Jahre 1903 £ 1000); de Brys „Große und
kleine Reifen“, deutfch und lateinifch (Nr. 2062
des Kataloges, faft 45 Seiten desfelben füllend,
wohl die vollftändigfte Sammlung, die je zur
Verweigerung gelangt ift); Werke Defoes; Du-
puys „La Tryumphante . . . Entree .... de
. . . . Prince . . . Charles“, Paris 1515, frühefter
illuftrierter Druck, der einen Feftzug behandelt;
von diefem Werke find nur drei Exemplare
bekannt.
Zwei Tage vor diefer bedeutfamen Auktion,
vom 3.—5. Juni, wird die gleiche Firma eine
umfangreiche anonyme Sammlung japani-
fcher Buntdrucke und chinefifcher Zeich-
nungen, fowie japanifcher Bücher zum Ver-
kauf bringen, zu dem foeben derilluftrierteKatalog
(enthaltend 12 Tafeln, Preis 2 x/2 Schillinge) er-
schienen ift. Die Kaufluft für japanifche Drucke
ift offenbar noch im Steigen begriffen, und die
erzielten Preife der letzten Zeit find als recht
hohe zu bezeichnen. F.
MÜNCHEN Am 11. Juni 1912 gelangt in
der Galerie Helbing die Gemäldefammlung
des Prof. Fr. J. Meder zur Verfteigerung. Der
Katalog umfaßt 220 Nummern, darunter eine
Anzahl Handzeichnungen. Befonderes Intereffe
hat Herr Meder den Meiftern der Münchner
Schule entgegengebracht, auch einige Ausländer
von Rang finden fich in feiner Sammlung, und
es mag bemerkt werden, daß er in der Regel
Bilder kleinen Formats gewählt hat, die den
Charakter diefer vornehmen und intimen Privat-
galerie glücklich betonen.
Befonders glänzend find Spitzweg, Diez
und Schuch vertreten. Von Spißwegs Hand
ftammen achtzehn Gemälde, darunter das „Frauen-
bad in Dieppe“, von dem die Berliner National-
galerie eine Wiederholung befißt, dann die köft-
liche „Gewitterftimmung am Abend“, die luftig—
fatirifchen „Wäfcherinnen am Brunnen“, die
Stimmungsvolle „Apothekerterraffe“ fowie eine
Reihe von feinen kleinen poetifchen Landfchaften.
Von Diez, dem „Feinfchmecker des fchönenTons“,
find einige feiner reizvollen Novellen in die
Sammlung gelangt, fo die Szenen aus dem
dreißigjährigen Krieg, „Aus napoleonifcher Zeit“,
„Auf der Flucht“ und „Die Strauchritter“. Ferner
der fonnige „Hof in Tirol“ und mehrere hervor-
ragende Pferdeftudien. Schuch erfcheint mit
dem berühmten „Porreeftilleben“, dem „Hof in
Abbazia“, der zweifellos fein beftes Architektur-
ftück ift und eine feiner eigenartigen, weltfernen
Landfchaften.
Von Diez-Schülern find zu nennen Gotthard
Kuehl, deffen „Pfandhaus“ vom Jahre 1873 zu
feinen ftärkften Leitungen gehört. Slevogt, von
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