Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0454
DOI Heft:
11. Heft
DOI Artikel:Biermann, Georg: Die Gemäldesammlung des Baron Herzog in Budapest
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DIB GEMÄLDESAMMLUNG DES BARON HERZOG IN BUDAPEST
Äbb. 11. TH. DE KEYSER, Weibliches Bildnis
Liebespaares“ von F. Mieris (Abb. 13), das in der Sammlung van Slingelandt in
Dordrecht 1785 nachweisbar ift, darf ebenfo wie die vortreffliche „Fruchthändlerin“ des
Gerard Dou (Abb. 15) als Zeugnis der malerifch wertvollften Zeit diefer beiden Meifter
angefprochen werden, zumal auf diefen Bildern das eigentliche Genre faft zu bukolifch-
fymbolifcher Heiterkeit gefteigert ift. An diefer Stelle muß auch noch ein ausgezeich-
neter David Teniers notiert werden, der im Motiv ungemein anfprechend ift und
neben dem Genre auch der Landfchaft gerecht wird (Abb. 14). Bilder von Nicolaus
Maes, Dirk Hals u. a. können den Befchluß diefer Gruppe bilden, die noch andere
vollwertige Dokumente aufzuweifen hat. An Stilleben der holländifchen Kunft befitjt
Baron Herzog einen überaus farbenprächtigen und gegenftändlich reichen Willem Kalf
und daneben ein Geflügelftück von Hondecoeter, das Enten am Rande eines Weihers zeigt.
Als Repräfentanten der verwandten vlämifchen Kunftrichtung erfcheinen die Werke
von Rubens und van Dyck, die beide in der Sammlung Herzog nicht fingulär find,
befonders vielfagend. Eine Marterfzene des letztgenannten, die im Jahre 1910 auf der
Ausftellung belgifcher Kunft in Brüffel zu fehen war, ift bei allem fkizzenhaften Elan
doch ungemein ficher in der Kompofition und reich in der malerifchen Behandlung.
Von den zahlreichen Skizzen des Rubens verdient eine Studie zum „Orpheus in der
Unterwelt“ im Prado befondere Erwähnung, weil fie deutlich den Impreffionismus der
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Äbb. 11. TH. DE KEYSER, Weibliches Bildnis
Liebespaares“ von F. Mieris (Abb. 13), das in der Sammlung van Slingelandt in
Dordrecht 1785 nachweisbar ift, darf ebenfo wie die vortreffliche „Fruchthändlerin“ des
Gerard Dou (Abb. 15) als Zeugnis der malerifch wertvollften Zeit diefer beiden Meifter
angefprochen werden, zumal auf diefen Bildern das eigentliche Genre faft zu bukolifch-
fymbolifcher Heiterkeit gefteigert ift. An diefer Stelle muß auch noch ein ausgezeich-
neter David Teniers notiert werden, der im Motiv ungemein anfprechend ift und
neben dem Genre auch der Landfchaft gerecht wird (Abb. 14). Bilder von Nicolaus
Maes, Dirk Hals u. a. können den Befchluß diefer Gruppe bilden, die noch andere
vollwertige Dokumente aufzuweifen hat. An Stilleben der holländifchen Kunft befitjt
Baron Herzog einen überaus farbenprächtigen und gegenftändlich reichen Willem Kalf
und daneben ein Geflügelftück von Hondecoeter, das Enten am Rande eines Weihers zeigt.
Als Repräfentanten der verwandten vlämifchen Kunftrichtung erfcheinen die Werke
von Rubens und van Dyck, die beide in der Sammlung Herzog nicht fingulär find,
befonders vielfagend. Eine Marterfzene des letztgenannten, die im Jahre 1910 auf der
Ausftellung belgifcher Kunft in Brüffel zu fehen war, ift bei allem fkizzenhaften Elan
doch ungemein ficher in der Kompofition und reich in der malerifchen Behandlung.
Von den zahlreichen Skizzen des Rubens verdient eine Studie zum „Orpheus in der
Unterwelt“ im Prado befondere Erwähnung, weil fie deutlich den Impreffionismus der
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