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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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11. Heft
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Rundschau - Sammlugen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0470

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AUSSTELLUNGEN

porträt), ein Porträt des Dichters Leon Dierx von
Gilbert, ferner Bilder von Lepere, Äman Jean,
Mme. Jacques Maire, Dubuffe, Roybet, Pascand,
Lauth, Guirand de Scevola, Louis Legrand,
Mlle. Dufau und eine Terrakotta von Mlle. Char-
lotte Besnard. R. K.

AUSSTELLUNGEN

DIE KÄRL HäGEMEISTER-AUS-
STELLUNG IN DER GÄLERIE HEI-
NEMÄNN Die GALERIE HEINEMANN hat
[ich mit der überhaupt erftmaligen Vorführung
einer Sammelkollektion von Werken des Werder
Malers Karl Hagemeifter ein nicht hoch ge-
nug zu bewertendes Verdienft erworben. Den
meiften wird diefer Künftler nicht einmal dem
Namen nach bekannt fein und nur ganz wenige
dürften je Bilder von ihm gefehen haben. Und
doch tritt uns in dem heute Vierundfechzig-
jährigen eine Potenz von fo außergewöhnlicher
Machtfülle entgegen, daß wir ihn in Zukunft wohl
in die Reihe unferer erften deutfchen Maler ein-
zureihen haben. Hagemeifter ift aus dem wei-
teren Leibikreis hervorgegangen — er war aufs
engfte mit Schuch befreundet und hat mit Trübner
in Berührung geftanden und man erfieht aus
feinem Beifpiel wiederum, von welch enormer
Tragweite ein geiftiger Connex von Gleichge-
finnten unter Umftänden für die Kunft ift. Mit
dem engeren und weiteren Leibikreis ift die Probe
gegeben, welches Niveau die deutfche Malerei
hätte erreichen können, hätten in ihr häufiger,
ähnlich wie dies in Frankreich der Fall war,
folche Zufammenfchlüffe einzelner ftattgefunden.
Aber dem Deutfchen fehlt im allgemeinen das
Gefühl für den wahren Wert des Sozietären
und er, der in gefelligen Dingen fo leicht zum
Vereinsmeier wird, betont in kulturellen Fragen
meift einen ganz einfeitigen Individualismus.
Weshalb wir auch keine auch nur einigermaßen
gefchloffene künftlerifche Kultur und Tradition
aufweifen können, fondern immer höchftens nur
große Einzelerfcheinungen. Was Hagemeifter
mit Schuch und im Verein mit diefem wieder
mit dem Leibikreis verbindet, find feine be-
wunderungswürdige Hingabe an Natur und Ob-
jekt, die bei allem Eingehen ins Detail doch den
Blick aufs Ganze richtende kraftvolle und energi-
fche Darftellungsweife und eine gewiffe Über-
einftimmung der malerifchen Anfchauung, fonft
findet man bei ihm vor allem noch Beziehungen
zu den großen Meiftern von Barbizon. Eine
ganze Anzahl feiner Landfchaften fteht voll-
wertig neben den beften Werken diefer Fran-
zofen und wird hoffentlich in Kürze ihren Weg

in unfere Galerien finden. Hervorragend fchön
find in der Serie auch einige Seeftücke. Zu
dem Entwicklungsgang Hagemeifters ift kurz zu
bemerken, daß er, der zuerft von Preller unter-
richtet ward, dann nach München kam und fich
Schuch anfchloß; fpäter lernte er Trübner und
die Barbizoner kennen und entfaltete aus folchen
Einflüffen heraus feinen eigenen Stil. In der
frühen Zeit noch braun und dunkel, wird er
von den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts
ab immer heller und auch breiter im Strich und
neuerdings verfügt er über eine Sicherheit des
Könnens, die etwas geradezu Erftaunliches an
fich hat und jeßt hauptfächlich der malerifchen
Eroberung der See und ihrer Bewegung dient.
Da der Künftler die längfte Zeit feines Lebens
über an feinem Heimatsort Werder a. H. gelebt
und ganz feiner Kunft und einem Leben in der
Natur als Jäger hingegeben, nur wenig Wert
auf die Meinung des Publikums und auf das
Äusftellen gelegt hat, fo kam es, daß er bisher
fo völlig unbeachtet bleiben konnte. M. K. R.

GROSSE BERLINER KUNSTAUS-
STELLUNG Nachdem ein Bürgermeäfter die
große Berliner Kunftausftellung als einen Hort
wahrhaft künftlerifcher Moral und Idealität ge-
priefen hat, muß diefe Ausftellung es fich fchon ge-
fallen laffen, daß man fie nach dem typifchen
Wert ihrer Leiftung eindringlicher befragt, als
nach dem individuellen. Diefe Praxis empfiehlt
fich übrigens auch deshalb am meiften, weil jede
Namensnennung hier etwas von Gnadenwahl
oder Bevorzugung hat, da, bei dem gleichmäßig
mittleren Niveau neben jedem, den man benennt,
fich zehn andere mit demfelben Anfpruch auf
Auszeichnung melden könnten.

Nahezu 2500 Kunftwerke von etwa 1100 Künft-
lern find ausgeftellt worden und wir müßten
wirklich in einem neuen medicäifchen Zeitalter
leben, wenn darunter alljährlich viele Meifter-
werke fein füllten. Aber felbft, wer das weder
verlangt noch erwartet, wird enttäufcht fein,
hier fo gar nichts von dem zu fehen, was augen-
blicklich von Problemen in der Künftlerfchaft
umgeht. Wer hier ausftellt — oder foll ich
fagen, äusftellen darf? — weiß leider viel zu
genau, wo der Weg des Heiles ift, und er geht
ihn mit einer Sicherheit, zu der man oft fchon
Routine fagen muß. So fieht man wenig Dinge,
die einer gewiffen handwerklichen Anftändigkeit
ermangeln, aber man fpürt auch fo feiten hinter
dem Werk eine wirkliche, unverkennbare und
unüberhörbare Perfönlichkeit.

Soll nun diefe Ausftellung fo etwas wie einen
Durchfchnitt der deutfchen Produktion bedeuten,

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