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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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16. Heft
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Falke, Otto von: Majolikakunst in Toskana
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0655

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MAJOLIKAKUNST IN TOSKANA

formen oder der Ornamentik
auch die Majoliken von Siena
(Abb. 4) und Rom deutlich
unterfcheiden.

Florenz war gleichfalls daran
beteiligt. Von diefer erften
Stilftufe an rückt Florenz wäh-
rend der erften Hälfte des
15. Jahrhunderts, entfprechend
feiner Führerftellung im Kunft-
leben der Zeit, auch als Ma-
jolikaftadt an den vorderften
Plaß. Während die Töpfer
von Orvieto, Rom, Siena und
damals felbft noch die Faen-
tiner über eine fchlicht hand-
werksmäßige Zierweife wenig
hinauskommen, hat die Arno-
ftadt fchon viel anfpruchs-
vollere Majoliken höherer Ord-
nung aufzuweifen. So die
großen, nach Trecentotradition
bloß in Mangan und Grün be- Abb. 5

malten Becken (Bode, Tafel 5),

von denen ein Exemplar im Louvre als Wahrzeichen von Florenz den Marzocco mit
dem Lilienbanner zeigt. Das Hauptftück der Gattung im Berliner Kunftgewerbemufeum
(Abb. 5) bringt in feinem Profilbruftbild ein Lieblingsmotiv der Florentiner Fayencemaler in
der nächstfolgenden Zeit. Mit den Becken hängt ftiliftifch eine Gruppe von ftattlichen Vafen
und Kannen zufammen, unter denen einige'die Wappen ßorentinifcher Gefchlechter tragen.

Es folgt die verbreitetfte und gegenwärtig
höchftgefchäßte Gattung archaifcher Quattrocento-
majoliken, jene wuchtig geformten Vafen, denen
die Bemalung mit glänzend paftofem Kobalt-
fchmelz und Mangan auf weißem Grund eine
ungemein ftarke dekorative Wirkung verleiht
(Abb. 6). Bodes Vermutung, daß diefe Gattung
auf islamifche Mufter zurückgeht, hat kürzlich
eine fchlagende Betätigung gefunden: das Kaifer
Friedrich-Mufeum erwarb eine orientalifche Fay-
encefchale, deren florentinifche Nachbildung fich
in der Sammlung Bode befindet. Ihr ornamen-
taler Formenfchat$ wird durch dreißig Abbildungen
überfichtlich vorgeführt. Hier vereinigen fich ver-
fchiedene Argumente, um die florentinifche Ent-
ftehung zu fichern. Ein großer Teil der Vafen trägt
die Abzeichen der beiden Spitäler von S. Maria
Abb. 6 nuova und S. Maria della Scala (Krücke und

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