Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0707
DOI issue:
17. Heft
DOI article:Lohmeyer, Karl: Frankenthaler Porzellan aus Heidelberger Privatbesitz
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FRANKENTHALER PORZELLAN AUS HEIDELBERGER PRIVATBESITZ
Äbb. 9. Sevres-Imitationen
gebranntem Gips ift das Medaillonporträt von Johann Jakob Speyerer, kurpfälzifchem
Kammerrat in Frankenthal (+ 1815 in Heidelberg) zur Aufhellung gekommen.
Befonders reichhaltig find Gefchirre vertreten, hier befifet zuerft fchon die Sammlung
felbft eine fo erlefene und vollftändige Kollektion, daß fie darin kaum von einem
anderen Mufeum übertroffen werden wird. Dazu find dann noch willkommene Er-
gänzungen getreten, fo daß alle möglichen Verzierungsarten an hier wirklich einmal
kompletten Servicen auf der Heidelberger Ausftellung ftudiert werden können. Auch
einzelne Säfee von Prunk- und Räuchervafen find gut vertreten. Hervorzuheben wären
unter ihnen zwei kirchliche Gefäße in wilden Rocailleformen mit Manganviolett gehöht,
die in Gold auf ihren Mittelkartufchen die Monogramme J H S und MARIA tragen
(Abb. 8). Auch eine ganze Gruppe von Sevres-Imitationen hat fich hier vereint; aus
ihr müffen drei Vafen befonders betont werden (Abb. 9); die mittlere mit dem be-
kannten Goldftreifenmufter und darüber verftreuten bunten Buketts, die beiden daneben
in Königsblau mit Goldftreublumen (Abb. 9), ein beachtenswerter, wenn auch nicht ganz
gelungener Verfuch des Frankenthaler Direktors Simon Feylner. Auch eine Taffe ift
in der Gruppe vorhanden, bei derem Fond das Pompadour- oder Dubarryrot von Sevres
nachgeahmt werden füllte. Von den gleichfalls reichlich vertretenen China-Imitationen
fällt befonders eine große runde Platte mit ihren ftilifierten, vom Winde zerflatterten
Päonien in die Augen. Die mannigfach abgetönte zartlilane Farbengebung diefer
Blumen fteht in wirkungsvollem Kontraft zu den allenthalben fich durchrankenden
eifenroten Wicken.
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Äbb. 9. Sevres-Imitationen
gebranntem Gips ift das Medaillonporträt von Johann Jakob Speyerer, kurpfälzifchem
Kammerrat in Frankenthal (+ 1815 in Heidelberg) zur Aufhellung gekommen.
Befonders reichhaltig find Gefchirre vertreten, hier befifet zuerft fchon die Sammlung
felbft eine fo erlefene und vollftändige Kollektion, daß fie darin kaum von einem
anderen Mufeum übertroffen werden wird. Dazu find dann noch willkommene Er-
gänzungen getreten, fo daß alle möglichen Verzierungsarten an hier wirklich einmal
kompletten Servicen auf der Heidelberger Ausftellung ftudiert werden können. Auch
einzelne Säfee von Prunk- und Räuchervafen find gut vertreten. Hervorzuheben wären
unter ihnen zwei kirchliche Gefäße in wilden Rocailleformen mit Manganviolett gehöht,
die in Gold auf ihren Mittelkartufchen die Monogramme J H S und MARIA tragen
(Abb. 8). Auch eine ganze Gruppe von Sevres-Imitationen hat fich hier vereint; aus
ihr müffen drei Vafen befonders betont werden (Abb. 9); die mittlere mit dem be-
kannten Goldftreifenmufter und darüber verftreuten bunten Buketts, die beiden daneben
in Königsblau mit Goldftreublumen (Abb. 9), ein beachtenswerter, wenn auch nicht ganz
gelungener Verfuch des Frankenthaler Direktors Simon Feylner. Auch eine Taffe ift
in der Gruppe vorhanden, bei derem Fond das Pompadour- oder Dubarryrot von Sevres
nachgeahmt werden füllte. Von den gleichfalls reichlich vertretenen China-Imitationen
fällt befonders eine große runde Platte mit ihren ftilifierten, vom Winde zerflatterten
Päonien in die Augen. Die mannigfach abgetönte zartlilane Farbengebung diefer
Blumen fteht in wirkungsvollem Kontraft zu den allenthalben fich durchrankenden
eifenroten Wicken.
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