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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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17. Heft
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Biermann, Georg: Die klassische Malerei Frankreichs im 19. Jahrhundert: zur Ausstellung im Frankfurter Kunstverein
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0709

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DIE KLASSISCHE MALEREI FRANKREICHS IM 19. JAHRHUNDERT

Neuen beflißt. Audi das Pro-
gramm der Veranjtaltung darf
als vortrefflich erfüllt ange-
fprochen werden, fo daß man
diefe Ausftellung im ganzen
eine der beften und intereffan-
teften diefes Sommers nennen
kann. Sie erhält ihren befon-
deren Wert noch durch die

ausgezeichnete Repräfentation
jener Meifter, die die Kunft-
gefchichte längft als die bahn-
brechenden Perfönlichkeiten
notiert hat. Neben Conftable,
der hier gewiffermaßen den
Anfchluß an die ältere Kunft
des 17. Jahrhunderts veran-
schaulichen [oll, find es vor-
nehmlich Gericault, Dela-
croix und Millet, die den
Auftakt der Entwicklung be-
tonen. Von dem erfteren fieht
man neben dem virtuos hin-
gefchriebenen Pferdekopf der
Sammlung R. von Goldfchmidt-
Rothfchild-Frankfurt den bril-
lanten, überaus modern an-
mutenden Negerkopf; von De-
lacroix u. a. die berühmte Szene
mitLarasTod ausder Sammlung
O. Gerftenberg-Berlin, während Millet charakteriftifch nur durch die Abendlandfchaft aus
dem Befitj von Fräulein Bertholdt-Frankfurt vertreten ift. — In dem Kreife der Schule von
Barbizon fteht neben Dupre und Daubigny, Corot naturgemäß obenan und für ihn ift
die prachtvolle Frau mit der Mandoline aus der Sammlung des Baron Herzog in Budapeft
neben den ftraußbindenden Kindern das edelfte Beifpiel des Porträtiften, während einige
frühe Landfdiaften, darunter die des Coloffeum in Rom aus dem Befit^ von R. von
Goldfchmidt-Rothfchild, dem auch das hier abgebildete Kinderpaar gehört, die feltene
Anfchauung der überaus intereffanten Frühzeit vermitteln. Auch Courbet und Dau-
mier, die man nur fchlecht in einem Atem nennen kann, haben eine ausgezeich-
nete Repräfentation erfahren: Der von zuckendem Efprit erfüllte Illuftrator durch das

berühmte „Drama“ der Münchner Pinakothek, eine der großartigften Erwerbungen der
kurzen Tfchudifchen Amtsperiode, durch die „Badende“ des Baron Herzog und die für
diefen Triumphator über den menfchlichen Leidenfdiaften fo ungemein bezeichnende
Zeichnung „Vor Gericht“ aus der Sammlung M. Fiersheim in Frankfurt. Courbet feiner-
feits erfcheint vielleicht weniger glücklich, obwohl Bilder wie die „Ringer“, das feine
Stilleben aus dem Befitj von Duret (ein ähnliches aus der Sammlung des Frl. Ottilie
W. Roederftein) und der kraftvolle, faft klaffifch empfundene Akt aus dem Befife von

Äbb. 2. MANET,
Rofitta Mauri

Sammlung Bernhard
Koehler, Berlin

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