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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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17. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0717

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AUSSTELLUNGEN

fdiaftler Villaamil nicht beeinflußt war, zeigen
zwei hier ausgeftellte Arbeiten diefes Kanz-
lers, eine höchft paftos gemalte Studie „Burg-
ruine“ und ein [ehr prickelnd behandeltes afri—
kanifches Marktbild.

Von dem jüngeren Lucas, deffen künftle-
rifche Bedeutung einzig in feinen oft fehr ge-
fchickten Imitationen Goyafcher Werke befteht
(bewußten Nachahmungen, nicht etwa nur im
Hnklang an Goyasche Sdiöpfungen entftandene
Bilder, wie die meiften feines Vaters), fieht man
einige ganz charakteriftifche Arbeiten, so die
„Kampierende Bauernfamilie“, die „Szene aus
der Belagerung von Zaragoza“ und die „Letzte
Wegzehrung“, Bilder die in ihrer Farbigkeit ftark
abftechen von den im Ton diskret geftimmten,
breit und locker gemalten „Spielenden Kindern“,
des Älenza, einer der qualitätvollften Sdiöp-
fungen diefes zu wenig beachteten talentvollen
Goyanachfolgers, die wir bisher gefehen haben.
Schließlich verdient noch der „Kartenfehläger“
von Gonzalvo Erwähnung, eine fehr flotte Ar-
beit eines Schülers des älteren Lucas, die nicht
fo fehr durch ihre Abhängigkeit von Lucas,
beffer gefagt, von Goya intereffiert, als durch
ihre innere Verwandtfchaft mit den — freilich
viel genialeren — Sdiöpfungen eines Daumier.

Im Anfdiluß an diefe Ausftellung zeigt Heine-
mann dann noch eine Reihe von Arbeiten Goyas,
aus den verfchiedenften Perioden des Meifters,
Neben einigen fchon früher einmal ausgeftellten
Stücken fieht man zwei ausgezeichnete, überaus
duftig gemalte Einzelftudien zu dem großen
Bild im Prado „Die Familie Karls IV.“, das rei-
zende Köpfchen der kleinen Infantin, fowie die
Gattin des Infanten D. Antonio mit ihrem jüng-
ften Sprößling auf dem Arm. —r.

* *

*

In der immer für Qualität hervorragend be-
forgten MODERNEN GALERIE fah man jüngft
eine ausgezeichnete Hab er mann-Ausftellung,
die zwar keine neuen kunftgefchichtlichen Er-
kenntniffe vermittelte, aber doch im Großen
vortrefflich die Entwicklung des Meifters mar-
kierte. Neben den altmeifterlichen Frühwerken,
unter denen fldi manches befand, was dem
Künftler vielleicht auch auf anderen Wegen
der Entwicklung, als er fie gegangen, Erfolge
prophezeite, find es vornehmlich die Sdiöpfungen
der jüngften Zeit gewefen, die diefer Veranftal-
tung ihre befondere Note gegeben haben;
Bilder, die wie die Supraporten in Paftell den
Meifter, der immer durch' feinen Gefchmack aus
allem, was fonft von der älteren Generation in
München geleistet wird, hervorfticht, in keiner
unbedingt glücklichen Aufwärtsbewegung mehr

verraten. Eine unverkennbare Süßlichkeit der
Auffaffung, eine faft konventionell gewordene
Schlaffheit der Zeichnung ftellen diefe Arbeiten
fehr in Gegenfalj zu jenen beraufchenden far-
bigen Reflexionen, die der Künftler noch in feinen
lebten Werken dem Befchauer mitzuteilen weiß.

Zieht man aber das Fazit der Ausftellung im
ganzen — ohne bei den Einzelwerken zu ver-
weilen, dann muß man ohne weiteres geftehen,
daß Habermann nicht nur als Perfönlichkeit dem
übrigen München der immer mehr verfauernden
Sezeffion überlegen ift, fondern daß er nach wie
vor einer der wenigen fein wird, die kunftge-
fchichtlich auch vor der Kritik kommender Zeiten
beftehen bleiben. G. B.

PÄRIS Man plant im Petit Palais der
Champs-Elysees in den Jahren von 1913 bis
1916 jedesmal im Frühjahr eine Ausftellung zu
eröffnen, die unter beftimmten Gefichtspunkten
die ganze Entwicklung der franzöfifchen Kunft
des 19. Jahrhunderts vor Augen führen foll. Die
Werke felbft werden aus öffentlichen und pri-
vaten Sammlungen zufammengebracht und die
erfte Ausftellung wird David und feinen Schülern
Gerard, Gros, Guerin, Ifabey, Ingres u. a. ge-
widmet fein und, mit der Zeit der Revolution
beginnend, die Kunft der napoleonifchen Aera
vorführen. Die zweite Ausftellung wird dann
als Mittelpunkt Delacroix und um ihn gruppiert
die romantifche Schule zeigen.

WIEN Die erzherzogliche Kunftfammlung
ALBERTINA, die gegenwärtig wegen Reini-
gungsarbeiten gefchloffen ift, eröffnet am 1. Sep-
tember eine Ausftellung von Handzeichnungen
religiöfer Kunft.

WIESBADEN Am 20. Oktober eröffnet der
Naffauifche Kunftverein, der unter feiner
neuen Gefchäftsleitung beftrebt ift, in die Reihe
der nach einem großzügigen modernen Prinzip
geleiteten Kunftverein einzutreten, eine große
„Ausftellung Schweizer und Elfaß-Lothringer
Künftler“, in der neben berühmten Namen die
Bekanntfchaft junger bedeutender Talente ver-
mittelt werden foll. ch.

ZÜRICH Eine Albert Welti-Ausftellung
findet vom 8. September bis zum 16. oder 20. Ok-
tober im KUNSTHAUS ftatt. Zur Ehrung des
früh verftorbenen Meifters kommt der größte
Teil feines Nachlaffes zur Ausftellung, fein
Radierwerk und eine anfehnliche Zahl von Bil-
dern aus fchweizerifchem und deutfehem Privat-
befijs. C.

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