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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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21. Heft
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Bombe, Walter: Restaurierungen und Neubestimmungen im Palazzo Pitti
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0855

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RESTAURIERUNGEN UND NEUBESTIMMUNGEN IM PALAZZO PITTI

TIZIAN, Bildnis des Totnmafo Mofti, Phot. Alinari

nach der Reftauration

fchwache Replik des Pittibildes zu er-
kennen und ift, wohl mit Recht, Le-
andro Baffano zugefchrieben. Für uns
hat es dadurch Wert, daß es uns eine
Vorftellung von dem Äusfehen des
Pittibildes vor feiner Verftümmelung
vermittelt. Nach der Replik in Padua
ruhten die Hände des Kanzlers auf
den Armlehnen des Stuhles; die typi-
fche Haltung der Bildniffe Tintorettos.

Eine Infchrift auf dem Paduaner Bildnis
gibt an, daß derKanzler damals 67 Jahre
ah war. Frigerio wurde 1575 zu feinem
hohen Amt berufen und ftarb 1581,
wodurch die Entftehungszeit des Bild-
niffes im Pitti beftimmt wird.

Die Inventarforfchungen Gigliolis ha-
ben bereits mit einer großen Menge
alter und neuer Irrtümer gründlich auf-
geräumt. Auch durch Beachten der
vielfach zerftreuten Literatur und durch
fachverftändige Reftaurierung verfchie-
dener Bilder ergaben fich neue Feft-
ftellungen, die dem lang erfehnten
wiffenfchaftlichen Katalog der Samm-
lung die Wege ebnen. Es wird die
Lefer des Cicerone gewiß intereffieren,
auf die wichtigften Neubeftimmungen
von Bildern der Pittigalerie aufmerk-
fam gemacht zu werden:

Florentiner: Nr. 102, Maria Magda-
lena, früher Äurelio Luini benannt.

Nach Reinigung durch den Reftaurator
F. Lucarini kamen die fürBachiacca
charakteriftifchen rofa Fleifchtöne mit
kalten Schatten zum Vorfchein. Jetjt diefem
Meifter zugefchrieben.

Nr. 149, Bronzino, Bildnis des Guidobaldo II.,
Herzogs von Urbino, früher für das Porträt des
Kardinals Ippolito de’Aledici von der Hand Pon-
tormos gehalten, was C. Jufti (Die Bildniffe des
Kardinals Hippolyt von Medici in Florenz,
Zeitfchr. f. bild. Kunft, 1897, S. 34—40) als irrig
zurückwies. Die jet$t neben dem Bildnis auf-
gehängte hl. Familie aus dem Palazzo Pancia-
tichi, ein ficheres Werk Bronzinos, beweift die
Richtigkeit der Zufchreibung Gigliolis.

Nr. 207, Ridolfo Ghirlandajo, Bildnis eines
Goldfchmiedes, als Werk Leonardos 1668 vom
Kardinal Leopoldo de’Medici für 100 Scudi er-
worben. Giglioli publizierte in der „Rivista
d’Ärte“, 1910, Nr. 5 — 6, die darauf bezügliche
Korrefpondenz.

Nr. 113, Roffo Fiorentino, die drei Parzen,
ehemals Michelangelo zugefchrieben. Befand
fich früher, laut einer Notiz Cinellis in feinen

„Bellezze di Firenze“, 1677, S. 504, in der Ga-
lerie des Cavaliere Alesso Rimbotti.

Nr. 491, Florentiner Schule des 16. Jahr-
hunderts, männliches Bildnis, früher als „Ma-
niera di Holbein“ bezeichnet, wohl aber von
einem Nachfolger Fra Bartolomeos herrührend.

Nr. 294, Puligo, hl. Familie, früher als Schule
Andreas del Sarto bezeichnet.

Nr. 293, Criftofano Ällori, Bildnis des Erz-
herzogs Maximilian III. von Öfterreich. Galt
früher als Porträt Herzog Odoardos I. von
Parma, was Herrn. Voss in der Sißung des
Kunfthiftorifchen Inftitutes zu Florenz vom 15. Mai
1908 korrigierte.

Nr. 226, Unbekannter Meifter vom Ende
des 16. Jahrhunderts, früher Tiberio Tinelli
zugefchrieben; trägt auf der Rückfeite die In-
fchrift: „Di Lodovico Cioli 1594“; vielleicht Cigoli?

Venezianer: Nr. 110, Venezianer Schule des
16. Jahrhunderts, die drei Lebensalter, früher
Lorenzo Lotto zugefchrieben.

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