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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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22. Heft
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Cohn, William: Die Ausstellung alter ostasiatischer Kunst in der Berliner Akademie der Künste
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0887

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AUSSTELLUNG ALTER OSTASIATISCHER KUNST IN DER BERLINER AKADEMIE

ohne Umftände ändern können, fchließlich
wird man auch in Japan dazu übergehen
müffen, die fo empfindlichen Kakemono zu
rahmen. Dann wird wieder ein fchönes
Stück Altjapan dahingefchwunden fein. In
Japan würde man wohl den Kuchenkorb
Ch’ien Shun-chü, dem Stillebenmaler aus
dem 14. Jahrhundert, geben, von dem eine
ganze Reihe nicht unglaubwürdiger Werke
erhalten find, und dem ja auch der Ab-
fchied der Prinzeffin Chao Chün (II, 116)
zugefchrieben wird.1 Das kompofitionell
und farbig fo feine Makimono mit den
phantaftifchen taoiftifchen Szenen (VIII, 373),
eine andere wertvolle Neuerwerbung, nennt
der Katalog eine alte Kopie nach einem
Original des 14. Jahrhunderts. Ich glaube
nicht, daß wir bei unferer fehr fporadifchen
Kenntnis chinefifcher Malerei fchon in der
Lage find, mit Sicherheit behaupten zu kön-
nen, daß das Original eines folchen Bildes
gerade im 14. Jahrhundert entftand. Wohl
gehen die Werke .ähnlichen Genres, die uns
erhalten find, feiten über die Yüanzeit zu-
rück. Das beweift jedoch wenig. Die ganze
Art der Darftellung taoiftifcher Gottheiten
in diefem auf Farbenwirkungen und Minu-
ziöfität gerichteten Stile geht ficher noch viel
weiter zurück, wohl über die Tangzeit hin-
aus. Kaum des Ausftellens würdig erfcheinen
mir die beiden Landfchaften (V, 235, 236)
und die Kuan-yin (V, 213).

Von japanifchen Bildern habe ich vor
allem einen prachtvollen Jizo (Abb. 2) nach-
zutragen, der ebenbürtig dem Monjubudha2
(III, 159) und dem Fudo3 (III, 137) zur Seite fteht, ja diefe Werke in der Feinheit
des auf die reichften Nuancen von Grün abgeftimmten Kolorits und des funkelnden
Kirigane (Goldblattauflage) noch übertrifft. Jizö war eine der beliebteften Gottheiten
der Kamakuraperiode (rund 13. Jahrh.), wo man fich bereits von den allzu abftrakten
Symbolen der Vergangenheit abzuwenden begann. Kann man fich eine Heiligengeftalt
irgendeiner Religion vorftellen, die unmittelbarer zu den Herzen der Menfchen aller
Raffen fpräche, als diefer milde Wanderer im fürftlichen Gewände? Die beiden leßten
Stücke aus Mufeumsbefiß, die noch zu erwähnen wären, führen in den Kreis der
Schule des Köyetfu und damit bereits in das 17. Jahrhundert. Zu den Alben des

Äbb. 6. MINCHO Samml. Guftav Jacoby-

(1352-1431), Rakan Berlin > Katalo9 Nr- 22

1 Äbb. Cicerone II, 23, S. 791. — 2 Äbb. Cicerone II, 23, S. 795.

3 Äbb. Cicerone II, 23, S. 797.

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