Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0892
DOI issue:
22. Heft
DOI article:Cohn, William: Die Ausstellung alter ostasiatischer Kunst in der Berliner Akademie der Künste
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AUSSTELLUNG ALTER OSTASIATISCHER KUNST IN DER BERLINER AKADEMIE
Äbb. 12. Chinefifches Marmorrelief Berlin, Königl. Mufeen, Katalog Nr. 141
mit Buddhadarftellung. 7.-9. Jahrh.
den Mittelpunkt der Holzfchnittfäle bilden. Es wird immer intereffant fein, das Werden
und Sinken des Holzfchnittes von Moronobu, Mafanobu, Torii I an über Harunobu
und Utamaro bis Sharaku, Hokufai und Hirofhige zu verfolgen. Ebenfo intereffant aber
oder angefichts der geiftigen Leere des Farbenholzfchnittes vielleicht intereffanter und
anregender dürfte die Betrachtung vom kulturhiftorifchen Standpunkt fein. Nächft dem
Yofhiwara wird wohl das Volkstheater am lebendigften. Und gerade ihm fchenkt die
Auswahl in der Akademie befondere Aufmerkfamkeit. Wenn man nun aber dazu
übergegangen ift, jedes befuchtere Haus der Yofhiwara mit feinen beliebteften Be-
wohnerinnen und jedes Mitglied der bekannteren Schaufpielerfamilien in allen feinen
Rollen aufzuftöbern, fo heißt das wohl, die Teilnahme an diefen etwas zweifelhaften
Herrfchaften übertreiben.
Man muß fehr bedauern, daß die Bildnerei in der Ausftellung nur fchwach ver-
treten ift. So wird diefes Gebiet, auf dem der Oftafiate Großartiges leiftete, nicht recht
lebendig. Japanifche Skulpturen waren in dem lebten Jahrzehnt, feitdem die Regierung
die Tempel unter Kontrolle geftellt hat, fchwer zu erhalten, anders fteht es mit diine-
fifchen. Diefe kamen gerade in der jüngften Zeit zahlreich in den Handel. Aber nur
Amerika und Japan fcheinen davon profitiert zu haben, allerdings unter fo ftarker
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Äbb. 12. Chinefifches Marmorrelief Berlin, Königl. Mufeen, Katalog Nr. 141
mit Buddhadarftellung. 7.-9. Jahrh.
den Mittelpunkt der Holzfchnittfäle bilden. Es wird immer intereffant fein, das Werden
und Sinken des Holzfchnittes von Moronobu, Mafanobu, Torii I an über Harunobu
und Utamaro bis Sharaku, Hokufai und Hirofhige zu verfolgen. Ebenfo intereffant aber
oder angefichts der geiftigen Leere des Farbenholzfchnittes vielleicht intereffanter und
anregender dürfte die Betrachtung vom kulturhiftorifchen Standpunkt fein. Nächft dem
Yofhiwara wird wohl das Volkstheater am lebendigften. Und gerade ihm fchenkt die
Auswahl in der Akademie befondere Aufmerkfamkeit. Wenn man nun aber dazu
übergegangen ift, jedes befuchtere Haus der Yofhiwara mit feinen beliebteften Be-
wohnerinnen und jedes Mitglied der bekannteren Schaufpielerfamilien in allen feinen
Rollen aufzuftöbern, fo heißt das wohl, die Teilnahme an diefen etwas zweifelhaften
Herrfchaften übertreiben.
Man muß fehr bedauern, daß die Bildnerei in der Ausftellung nur fchwach ver-
treten ift. So wird diefes Gebiet, auf dem der Oftafiate Großartiges leiftete, nicht recht
lebendig. Japanifche Skulpturen waren in dem lebten Jahrzehnt, feitdem die Regierung
die Tempel unter Kontrolle geftellt hat, fchwer zu erhalten, anders fteht es mit diine-
fifchen. Diefe kamen gerade in der jüngften Zeit zahlreich in den Handel. Aber nur
Amerika und Japan fcheinen davon profitiert zu haben, allerdings unter fo ftarker
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