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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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22. Heft
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Cohn, William: Die Ausstellung alter ostasiatischer Kunst in der Berliner Akademie der Künste
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0897

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AUSSTELLUNG ALTER OSTASIATISCHER KUNST IN DER BERLINER AKADEMIE

vermeidet. Man [teht noch auf zu
unficherem Boden. Es gibt ja eine
ganze Anzahl von chinefifchen Bron-
zen, die echte datierbare Infchriften
tragen, und ebenfo Abbildungen da-
tierter Stücke in alten Katalogwerken.

Auf diefer Bafis und aus allgemeinen
ftiliftifchen Erwägungen kann man zu
einer Entwicklungsgefchichte der For-
men und des Ornamentes kommen.

Das bedeutet aber keineswegs, daß
etwa alle altertümlich ausfehenden
Stücke nun wirklich fo alt find. Zu
allen Zeiten wurde in China jede
Form und jeder Dekor mit nur ge-
ringen Abweichungen wiederholt. Ift
es doch eine Eigentümlichkeit oft-
afiatifcher Kunft, daß kein einmal
gefundener Stil je ganz in Vergeffen-
heit geriet, foviel Neues auch im
Laufe der Jahrhunderte gefchaffen
wurde. Hier liegt einer der Haupt-
gründe, warum der oberflächlich
Schauende keine Entwicklung in der
oftafiatifchen Kunft erkennt. Nur genaue Unterteilungen der Technik und der Legie-
rung, die noch ausftehen, können für eine Datierung der chinefifchen Bronzen an-
nähernde Refultate bringen — fichere vielleicht niemals. Die älteften Formen in ihrer
düfteren Monumentalität werden in der Akademie durch das wüft phantaftifche Sakral-
gefäß aus dem Befiß von Worch (II, 122)
und durch den Berliner gold- und filber-
taufchierten Keffel mit Vogelkopf als Aus-
guß (I, 135) repräfentiert. Der Höhepunkt
der Bronzekunft dürfte aber da liegen,
wo die archaifche'Monumentalität fich mit
edler Harmonie vereinigt. Auf diefer Stufe
fteht wohl die in jeder Fafer ihrer Form
und ihres Dekors vollendete Freiburger
Vafe (Abb. 15) und ebenfo der Berliner
Keffel (Abb. 16), beide nahezu frei von
jeder ausgefprochenen Ornamentik, ein-
drucksvoll allein durch die Abmeffungen
und durch die fchillernde Pracht der Patina.

Japans Stärke auf dem Gebiete der
Metalltechnik liegt in den Kriegswaffen. Es
wird behauptet, daß die japanifche Schwert-
klinge die europäifche in den Schatten
ftellt. Was das Bronzegefäß innerhalb

Äbb. 21. Schreibkaften, Goldlack. Japan
Samml. Oeder-Düffeldorf, Katalog Nr. 55
Photographicverlag Julius Bard-Berlin

Äbb. 22. Käftchen für Räucherwerk. Goldlack.
Japan oder China Königl. Mufeen, Katalog Nr. 443

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