Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0898
DOI issue:
22. Heft
DOI article:Cohn, William: Die Ausstellung alter ostasiatischer Kunst in der Berliner Akademie der Künste
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AUSSTELLUNG ALTER OSTASIATISCHER KUNST IN DER BERLINER AKADEMIE
des chinefifchen Kunftgewerbes be-
deutet, ift das Tfuba innerhalb des
japanifchen. Mit der Gefchichte des
Tfuba fteht es trofe aller umfang-
reichen japanifchen und europäifchen
Spezialliteratur auch noch ziemlich
traurig, vor allem für die Zeit bis
zur Wende des 15. Jahrhunderts. Und
über die chinefifchen Vorbilder ift
ebenfalls nichts Genaueres herausge-
bracht. Soviel fcheint doch feftzu-
ftehen, daß es auch in China Stich-
blätter gab, daß fie aber nicht zum
Objekte befonderer künftlerifcher
Durcharbeitung wurden. Von dem
Beginn des 16. Jahrhunderts an wer-
den wir mit der Gefchichte des ja-
panifchen Tfuba vertrauter. Familien
von Schwertfegern, Plattnern und
fpeziellen Tfubameiftern find feftge-
ftellt, die zahllofen Techniken mit Na-
men bedacht, ja einzelne Perfönlich-
keiten und ihr Oeuvre find umfchrieben. Und der Katalog führt eine ganze Reihe
hochberühmter Meifter mit einem oder mehreren ihrer Werke an. Aber man halte
fich ja nicht an Namen. Man kommt dem Wefen der Tfubakunft am eheften nahe,
wenn man die ftiliftifche Entwicklung der Verzierung und die verfchiedenen Phafen
der Technik verfolgt. Unter diefem Gefichtspunkt eine Gefchichte des Schwertfchmuckes
zu fchreiben, fcheint mir wichtiger, als unter dem der Provinzen und Familien. Es ift
intereffant zu beobachten, wie fich der Weg, den die Malerei nimmt, in der Be-
arbeitung des Tfuba fpiegelt. Je mehr die Malerei an innerer Wucht verlor und zur
fpielenden Virtuofität neigte, defto mehr neue Techniken wurden erfunden. Man
verfolge die Art der Durchbrechungen, der Reliefs, der Inkruftationen, fchließlich der
angewandten Materialien, fei es für das Tfuba felbft, fei es für die Verzierung. Wer
feine Freude daran hat, wenn Zweck, Schmuck und Material eine edle Einheit bilden,
der wird fich an die Plattnertfuba aus Eifen und an ihnen Verwandtes halten, wer die
Geduld, das feine Auge und die Gefchicklichkeit bewundert, der wird bei den Goto- und
Narameiftern und ihrem großen Kreis bleiben. Es fei noch betont, daß kein Gebiet
oftafiatifcher Kunft fo lückenlos und fo erlefen in der Ausftellung erfcheint, wie das
des Tfuba.
VI.
Die Entwicklung des japanifchen Lackgerätes ähnelt in jeder Hinficht der des
Tfuba. Am Anfang ftehen Stücke, denen der Meifter den Schmuck zu geben wußte,
nach dem Form, Gebrauchszweck und Material rufen. Bis in das 16. Jahrhundert
hinein war diefer Stil in der Lackkunft vorhergehend, und die Vitrinen im achten
Saale bergen eine ganze Reihe folcher Arbeiten (Abb. 17 und 18). Wie fchön die
Stücke auch find und einen wie feltenen Befiß fie für Europa bedeuten, die edle
Vollkommenheit der beften frühen Lacke kann wohl nur von ferne geahnt werden.
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des chinefifchen Kunftgewerbes be-
deutet, ift das Tfuba innerhalb des
japanifchen. Mit der Gefchichte des
Tfuba fteht es trofe aller umfang-
reichen japanifchen und europäifchen
Spezialliteratur auch noch ziemlich
traurig, vor allem für die Zeit bis
zur Wende des 15. Jahrhunderts. Und
über die chinefifchen Vorbilder ift
ebenfalls nichts Genaueres herausge-
bracht. Soviel fcheint doch feftzu-
ftehen, daß es auch in China Stich-
blätter gab, daß fie aber nicht zum
Objekte befonderer künftlerifcher
Durcharbeitung wurden. Von dem
Beginn des 16. Jahrhunderts an wer-
den wir mit der Gefchichte des ja-
panifchen Tfuba vertrauter. Familien
von Schwertfegern, Plattnern und
fpeziellen Tfubameiftern find feftge-
ftellt, die zahllofen Techniken mit Na-
men bedacht, ja einzelne Perfönlich-
keiten und ihr Oeuvre find umfchrieben. Und der Katalog führt eine ganze Reihe
hochberühmter Meifter mit einem oder mehreren ihrer Werke an. Aber man halte
fich ja nicht an Namen. Man kommt dem Wefen der Tfubakunft am eheften nahe,
wenn man die ftiliftifche Entwicklung der Verzierung und die verfchiedenen Phafen
der Technik verfolgt. Unter diefem Gefichtspunkt eine Gefchichte des Schwertfchmuckes
zu fchreiben, fcheint mir wichtiger, als unter dem der Provinzen und Familien. Es ift
intereffant zu beobachten, wie fich der Weg, den die Malerei nimmt, in der Be-
arbeitung des Tfuba fpiegelt. Je mehr die Malerei an innerer Wucht verlor und zur
fpielenden Virtuofität neigte, defto mehr neue Techniken wurden erfunden. Man
verfolge die Art der Durchbrechungen, der Reliefs, der Inkruftationen, fchließlich der
angewandten Materialien, fei es für das Tfuba felbft, fei es für die Verzierung. Wer
feine Freude daran hat, wenn Zweck, Schmuck und Material eine edle Einheit bilden,
der wird fich an die Plattnertfuba aus Eifen und an ihnen Verwandtes halten, wer die
Geduld, das feine Auge und die Gefchicklichkeit bewundert, der wird bei den Goto- und
Narameiftern und ihrem großen Kreis bleiben. Es fei noch betont, daß kein Gebiet
oftafiatifcher Kunft fo lückenlos und fo erlefen in der Ausftellung erfcheint, wie das
des Tfuba.
VI.
Die Entwicklung des japanifchen Lackgerätes ähnelt in jeder Hinficht der des
Tfuba. Am Anfang ftehen Stücke, denen der Meifter den Schmuck zu geben wußte,
nach dem Form, Gebrauchszweck und Material rufen. Bis in das 16. Jahrhundert
hinein war diefer Stil in der Lackkunft vorhergehend, und die Vitrinen im achten
Saale bergen eine ganze Reihe folcher Arbeiten (Abb. 17 und 18). Wie fchön die
Stücke auch find und einen wie feltenen Befiß fie für Europa bedeuten, die edle
Vollkommenheit der beften frühen Lacke kann wohl nur von ferne geahnt werden.
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