Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0899
DOI issue:
22. Heft
DOI article:Cohn, William: Die Ausstellung alter ostasiatischer Kunst in der Berliner Akademie der Künste
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AUSSTELLUNG ALTER OSTASIATISCHER KUNST IN DER BERLINER AKADEMIE
Äbb. 24. Platte, Schwarzlack mit farbiger Königi. Mujeen, Katalog Nr. 359
Lackmalerei und Perlmuttereinlage. China
Die großartigften Meifterwerke der Fujiwara-, Kamakura- und Afhikagazeit befinden
fich in Japan und werden ihre Heimat nie verlaffen. Aus den lebten drei Jahunderten
wird das Material reicher, fo reich wie es jedenfalls in Europa noch niemals vereinigt
war. Die meiften Richtungen, Techniken und Gerätarten find an guten Beifpielen
kennen zu lernen. Die charakteriftifche Seite der Tokugawakunft, ihre Freude an
dekorativer Überladung und technifcher Virtuofität, tritt im allgemeinen bei den Lacken
am ausgefprochenften hervor. Doch man hat fich in der Akademie von den größten
Ausfchweifungen, die fich die Meifter erlaubten, fei es in der übertriebenen Nach-
ahmung von Motiven der Malerei, fei es in der Überfülle der Inkruftationen, meift fern-
gehalten und folche Arbeiten bevorzugt, die mehr an die Diskretion der Vergangen-
heit anknüpfen. Es würde in diefem Rahmen zu weit führen, einzelne Stücke zu betonen.
Die Wahl wäre auch zu fchwer. Denn das Gebotene ift fo vorzüglich, daß es nur
Weniges gäbe, das fehlen dürfte. Die hier beigefügten Abbildungen (19—21) geben
ganz willkürlich einige Beifpiele. xTuf eine Lücke möchte ich nicht verfehlen noch hin-
zuweifen. Weder Köyetfu noch Körin, die größten Lackmeifter der Tokugawazeit,
erfcheinen mit würdigen Arbeiten. Aber wie viele eigenhändige Werke diefer Meifter
exiftieren überhaupt in der Welt!
Es ift felbftverftändlich, daß die Lackkunft aus China nach Japan kam. Die Aus-
heilung bringt auch eine verhältnismäßig große Anzahl von chinefifchen Lacken: Ge-
Der Cicerone, IV. Jahrg., 22. Heft. 64 855
Äbb. 24. Platte, Schwarzlack mit farbiger Königi. Mujeen, Katalog Nr. 359
Lackmalerei und Perlmuttereinlage. China
Die großartigften Meifterwerke der Fujiwara-, Kamakura- und Afhikagazeit befinden
fich in Japan und werden ihre Heimat nie verlaffen. Aus den lebten drei Jahunderten
wird das Material reicher, fo reich wie es jedenfalls in Europa noch niemals vereinigt
war. Die meiften Richtungen, Techniken und Gerätarten find an guten Beifpielen
kennen zu lernen. Die charakteriftifche Seite der Tokugawakunft, ihre Freude an
dekorativer Überladung und technifcher Virtuofität, tritt im allgemeinen bei den Lacken
am ausgefprochenften hervor. Doch man hat fich in der Akademie von den größten
Ausfchweifungen, die fich die Meifter erlaubten, fei es in der übertriebenen Nach-
ahmung von Motiven der Malerei, fei es in der Überfülle der Inkruftationen, meift fern-
gehalten und folche Arbeiten bevorzugt, die mehr an die Diskretion der Vergangen-
heit anknüpfen. Es würde in diefem Rahmen zu weit führen, einzelne Stücke zu betonen.
Die Wahl wäre auch zu fchwer. Denn das Gebotene ift fo vorzüglich, daß es nur
Weniges gäbe, das fehlen dürfte. Die hier beigefügten Abbildungen (19—21) geben
ganz willkürlich einige Beifpiele. xTuf eine Lücke möchte ich nicht verfehlen noch hin-
zuweifen. Weder Köyetfu noch Körin, die größten Lackmeifter der Tokugawazeit,
erfcheinen mit würdigen Arbeiten. Aber wie viele eigenhändige Werke diefer Meifter
exiftieren überhaupt in der Welt!
Es ift felbftverftändlich, daß die Lackkunft aus China nach Japan kam. Die Aus-
heilung bringt auch eine verhältnismäßig große Anzahl von chinefifchen Lacken: Ge-
Der Cicerone, IV. Jahrg., 22. Heft. 64 855