Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0926
DOI Heft:
23. Heft
DOI Artikel:Uhde-Bernays, Hermann: Die Ausstellung von Werken Anselm Feuerbachs aus Privatbesitz in der Galerie Heinemann-München
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DIE AUSSTELLUNG VON WERKEN FEUERBACHS IN DER GALERIE HEINEMANN
Äbb. 5. ANSELM FEUERBACH, Venezianifche Szene Privatbefife, Karlsruhe
widerfprechenden Herbheit aufgefaßt find. Der abweifende Stolz diefer kaffandra-
haften Frauengeftalten erhält durch den Verzicht auf ftärkere Farben einen ergreifen-
den und einheitlichen malerifchen Ausdruck, dem allein durch die Blumen ein lebhafterer
Akzent verliehen wird.
Drei Jahre fpäter hat Feuerbach das erfte Bildnis der Mutter gemalt, das den
beiden berühmteren Wiederholungen in Wien und Berlin vor allem durch den Mangel
der in jenen zu wundervollem Ausdruck gelangten tiefen Einficht in das innere Leben
der herrlichen Frau nicht an die Seite zu ftellen ift (1863). Diefe Werke bereiten in
ihrer harmonifchen Ruhe fchon die hoheitsvollen Bildniffe der römifchen Frauen vor,
der Nanna und der Lucia, denen die Feuerbachfche Kunft die Befreiung von irdifchen
Feffeln zu danken hat. Nanna ift in diefer Ausftellung durch die nachträglich „Poefie“
genannte Studie mit bräunlichem Umhang und Lorbeerkranz aus dem Befitj des Ge-
nerals von Heyl in Darmftadt ausgezeichnet vertreten (1861). Die idealifierte Schön-
heit der Römerin wird vielleicht am beften durch den Abftand bezeichnet, den die
fpäteren füßlichen Imitatoren einer folchen Modellkunft zu diefem höchften Ausdruck
frauenhafter Würde und malerifcher Zufammenftimmung einnehmen. Ähnlich wie hier
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Äbb. 5. ANSELM FEUERBACH, Venezianifche Szene Privatbefife, Karlsruhe
widerfprechenden Herbheit aufgefaßt find. Der abweifende Stolz diefer kaffandra-
haften Frauengeftalten erhält durch den Verzicht auf ftärkere Farben einen ergreifen-
den und einheitlichen malerifchen Ausdruck, dem allein durch die Blumen ein lebhafterer
Akzent verliehen wird.
Drei Jahre fpäter hat Feuerbach das erfte Bildnis der Mutter gemalt, das den
beiden berühmteren Wiederholungen in Wien und Berlin vor allem durch den Mangel
der in jenen zu wundervollem Ausdruck gelangten tiefen Einficht in das innere Leben
der herrlichen Frau nicht an die Seite zu ftellen ift (1863). Diefe Werke bereiten in
ihrer harmonifchen Ruhe fchon die hoheitsvollen Bildniffe der römifchen Frauen vor,
der Nanna und der Lucia, denen die Feuerbachfche Kunft die Befreiung von irdifchen
Feffeln zu danken hat. Nanna ift in diefer Ausftellung durch die nachträglich „Poefie“
genannte Studie mit bräunlichem Umhang und Lorbeerkranz aus dem Befitj des Ge-
nerals von Heyl in Darmftadt ausgezeichnet vertreten (1861). Die idealifierte Schön-
heit der Römerin wird vielleicht am beften durch den Abftand bezeichnet, den die
fpäteren füßlichen Imitatoren einer folchen Modellkunft zu diefem höchften Ausdruck
frauenhafter Würde und malerifcher Zufammenftimmung einnehmen. Ähnlich wie hier
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