Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0936
DOI Heft:
23. Heft
DOI Artikel:Balet, Leo: Das alte Zinngiesserhandwerk in Ulm a.D.
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DAS ALTE ZINNGIESSERHANDWERK IN ULM a. D.
verordneten, daß die Bürger ihr altes Zinn erft dann nach auswärts verkaufen durften,
wenn erftens die Zinngießer wegen feiner geringen Qualität, und zweitens die Glafer,
Knopfmacher, Laterner, Schloffer und Kupferfchmiede darauf verzichteten. Den Zinn-
gießern war verboten, Handel mit altem Zinn zu treiben. Was fie erwarben, mußten
fie zur Wiederverarbeitung einfchmelzen.
Welch bedeutende Rolle Ulm auch noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
fpielte, beweifen die zahlreichen Fälle, in denen fich andere Städte in inneren An-
gelegenheiten von dort Rat erholten. So liegt 1651 ein Schreiben von Isnyi vor;
1665 erkundigte fich Memmingen, wie es in Ulm mit der Prob gehalten werde, welche
Korrefpondenz fich bis ins nächfte Jahr erftreckte; eine ähnliche Anfrage tat 1670
Regensburg, das 1690 und 1691 wiederum um Auffchluß bat, „in wieviel die Zinn-
gießer zu arbeiten hätten, fowie ob und wie fie ihre Arbeit zu zeichnen pflegten“.
Zu viel Schreibereien gab die neue württembergifche Verordnung vom Jahre 1687 An-
laß. In diefer Sache berichten die Zinngießer von Ulm und Geislingen, daß fie der in
Stuttgart käuflichen Zinnprobe nicht bedürften.
Im 18. Jahrhundert ging es den Zinngießern, wie überall, fehr fchlecht, fo daß fie
gezwungen waren, zum nötigften Unterhalt nebenher einen fchwunghaften Fayence-
handel zu treiben. Die Akten aus den Jahren 1755, 1756 und 1759 wiffen davon zu
erzählen. Zu Ende diefes Jahrhunderts erftand dem Zinn im Steingut ein neuer Kon-
kurrent. Von 1800 an verkauften die Zinngießer auch diefen Artikel. Der 1819 von
zwei Händlern dagegen erhobene Einfpruch wurde 1820 abgelehnt.
Aus den zahlreich erhaltenen Ulmer Zinngegenftänden wurden zur Reproduktion
ein paar Platten (fog. Kuchenbleche) und ein Deckelkrüglein deshalb ausgewählt, weil
fich Ulm in der Blütezeit des Handwerks gerade durch diefe beiden Sorten von Zinn-
objekten befonders ausgezeichnet hat.
Zum Schluß bringe ich noch ein kleines Verzeichnis der bedeutendften Ulmer
Meifter, infofern ihre Namen fich aus den Archiven feftftellen ließen.
Aichele, Georg Philipp, 17. Jahrh., 2. H.
Bacher, Sigmund Friedrich, 17. Jahrh., 2.H.
Bacher, Georg, 17. Jahrh., 2. H.
Bacher, Johannes Jung, 17. Jahrh., 2. H.
Bacher, Hans, 17. Jahrh., 2. H.
Balthus, 15. Jahrh.
Braun, Stefan, 17. Jahrh., 2. H.
Fürft, Hans, 1586
Fürft, David Jung, 1624—1631
Fürft, David, 1592—1606
Groffen, Jörg, 1593
Kaftner, Jörg, 1615
Kaftner, Lorenz, 1559—1569
Kehnlen, Ulrich, 1677
Lang, Martin, 1644
Laudtebach, Bartholomeus, 17. Jahrh., 2. H.
Mospeder, Johann (?)
Nüßlen, Thomas, 1545 Wildeifen, Gottlieb, 17. Jahrh., 2. H.
Wilhalm, Jacob, 1580—1602.
Peffer (Pfeffer), M. Benedikt, 1630
Rehfuß, Georg Barth., 1812
Reinöhl, Carl, 1838—1871
Reinöhl, Jacob, 1812—1879
Reulen, Ulrich, 17. Jahrh., 2. H.
Rößler, geb. 1812
Schelling, Stephan, 1755
Schöllkopf, Joh. Georg, 1755
Schwenk, Franz, 1844—1900
Schwenk, Friedrich, 1883 — —
Schwilge, Hans Caspar, 17. Jahrh., 2. H.
Unfer, David, 1582-1590
Waffermann, Ernft Matthäus, 1786—1812
Weber, Philipp, 1800—1819
Wedel, Joh. Michael, 17. Jahßh., 2. H.
Wehrlin, Wilhelm, 17. Jahrh., 2. H.
Wieland, Johann Simon, 1798—1819
892
verordneten, daß die Bürger ihr altes Zinn erft dann nach auswärts verkaufen durften,
wenn erftens die Zinngießer wegen feiner geringen Qualität, und zweitens die Glafer,
Knopfmacher, Laterner, Schloffer und Kupferfchmiede darauf verzichteten. Den Zinn-
gießern war verboten, Handel mit altem Zinn zu treiben. Was fie erwarben, mußten
fie zur Wiederverarbeitung einfchmelzen.
Welch bedeutende Rolle Ulm auch noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
fpielte, beweifen die zahlreichen Fälle, in denen fich andere Städte in inneren An-
gelegenheiten von dort Rat erholten. So liegt 1651 ein Schreiben von Isnyi vor;
1665 erkundigte fich Memmingen, wie es in Ulm mit der Prob gehalten werde, welche
Korrefpondenz fich bis ins nächfte Jahr erftreckte; eine ähnliche Anfrage tat 1670
Regensburg, das 1690 und 1691 wiederum um Auffchluß bat, „in wieviel die Zinn-
gießer zu arbeiten hätten, fowie ob und wie fie ihre Arbeit zu zeichnen pflegten“.
Zu viel Schreibereien gab die neue württembergifche Verordnung vom Jahre 1687 An-
laß. In diefer Sache berichten die Zinngießer von Ulm und Geislingen, daß fie der in
Stuttgart käuflichen Zinnprobe nicht bedürften.
Im 18. Jahrhundert ging es den Zinngießern, wie überall, fehr fchlecht, fo daß fie
gezwungen waren, zum nötigften Unterhalt nebenher einen fchwunghaften Fayence-
handel zu treiben. Die Akten aus den Jahren 1755, 1756 und 1759 wiffen davon zu
erzählen. Zu Ende diefes Jahrhunderts erftand dem Zinn im Steingut ein neuer Kon-
kurrent. Von 1800 an verkauften die Zinngießer auch diefen Artikel. Der 1819 von
zwei Händlern dagegen erhobene Einfpruch wurde 1820 abgelehnt.
Aus den zahlreich erhaltenen Ulmer Zinngegenftänden wurden zur Reproduktion
ein paar Platten (fog. Kuchenbleche) und ein Deckelkrüglein deshalb ausgewählt, weil
fich Ulm in der Blütezeit des Handwerks gerade durch diefe beiden Sorten von Zinn-
objekten befonders ausgezeichnet hat.
Zum Schluß bringe ich noch ein kleines Verzeichnis der bedeutendften Ulmer
Meifter, infofern ihre Namen fich aus den Archiven feftftellen ließen.
Aichele, Georg Philipp, 17. Jahrh., 2. H.
Bacher, Sigmund Friedrich, 17. Jahrh., 2.H.
Bacher, Georg, 17. Jahrh., 2. H.
Bacher, Johannes Jung, 17. Jahrh., 2. H.
Bacher, Hans, 17. Jahrh., 2. H.
Balthus, 15. Jahrh.
Braun, Stefan, 17. Jahrh., 2. H.
Fürft, Hans, 1586
Fürft, David Jung, 1624—1631
Fürft, David, 1592—1606
Groffen, Jörg, 1593
Kaftner, Jörg, 1615
Kaftner, Lorenz, 1559—1569
Kehnlen, Ulrich, 1677
Lang, Martin, 1644
Laudtebach, Bartholomeus, 17. Jahrh., 2. H.
Mospeder, Johann (?)
Nüßlen, Thomas, 1545 Wildeifen, Gottlieb, 17. Jahrh., 2. H.
Wilhalm, Jacob, 1580—1602.
Peffer (Pfeffer), M. Benedikt, 1630
Rehfuß, Georg Barth., 1812
Reinöhl, Carl, 1838—1871
Reinöhl, Jacob, 1812—1879
Reulen, Ulrich, 17. Jahrh., 2. H.
Rößler, geb. 1812
Schelling, Stephan, 1755
Schöllkopf, Joh. Georg, 1755
Schwenk, Franz, 1844—1900
Schwenk, Friedrich, 1883 — —
Schwilge, Hans Caspar, 17. Jahrh., 2. H.
Unfer, David, 1582-1590
Waffermann, Ernft Matthäus, 1786—1812
Weber, Philipp, 1800—1819
Wedel, Joh. Michael, 17. Jahßh., 2. H.
Wehrlin, Wilhelm, 17. Jahrh., 2. H.
Wieland, Johann Simon, 1798—1819
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