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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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18. Heft
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Stiehler, Arthur: Julius Kraut
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0434

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282

ulius aktvant

--••••-- [Nachdruck verboten.]

ir haben schon im vorigen Jahre an dieser Stelle der ausgc- der Meister Anstreicher und Lackierer über die ideale Kunst der Malerei

zeichneten Porträtkunst Julius Krauts eine gerechte Würdigung zu sagen wusste, befriedigte den jungen Kraut nicht. Die Zustimmung

zu teil werden lassen und unsere Leser durch die Ver- des Vaters zum Erwählen der Malkunst als Lebensberuf war nicht zu

öffentlichung der Porträts Friedrich Haases mit der Malweise Julius erwarten; der Drang des Jünglings zu künstlerischer Bethätigung war

Krauts bekannt gemacht. Die vorliegende Nummer bringt noch eine nicht zu beschwichtigen, und so geschah, was so oft von jungen Künstlern

ganze Anzahl seiner Bildnisse; an hervorragender Stelle Frauenporträts, erzählt werden muss, Julius Kraut „ging durch". Ein kunstbegeisterter

durch welche auf die Vielseitigkeit des Künstlers aufmerksam gemacht Zeichenlehrer in Barmen hatte, wie der Vater sagte, ihn „vollends verrückt"

werden soll. gemacht. Mit 50 Mark

Der Verein WBS^S^^S^^^^^BB^BSS^SBSBBBBBttl^KI^KKtMtBIBBBBKBBBBB^^KSßSSi der Tasche

Künstler hat in seinem Afl I in Düsseldorf ein, \v<>

Vereinshause in der Belle- , ' .* .' j er drei Jahn blieb. Die

uu-stnwM' iüng.-t (im- { e j .SO Reichsmark reichten
Aufstellung älterer und !. . , • natürlich nicht drei Jahn-
neuerer Porträts Julius I ■■■■ : ; hing; und so fing er denn
Kraul-, venuiMSiltrl, die j ' . jenes sc oh schon he-
ilen kunstsinnigen 15er- I • schriebeiie I lungeriehen
lim ni hewie-cn haben, an, dessen Schilderung
was in (her „Modernen ! , ungeheuer belustigt, wenn
Kunst" schon Irüheraiis- | , j es an zum Siege durch-
gesprochen wurde, dass in | gedrungener Künstler mit
dem genannten Künstler j j heiterste]- Miene -.einen
ein Porträtmaler ersten j , guten Freunden bei einer
Railgr- ei-.J.:-u i; |s! ■ ' Flasche Sorgenbrecher er-
Sein Ruf ist mittlerweile L JflHE ': zählt, einstmals aber (loch

Ki-eise Jäk :•' HfiiBHWJHHHl lm Grunde genommen
drungen und der i-minenl I MF ' < •'J^HH • sehr traurig war.
tlcissige Künstler hat j BP' mS^BBBm ' Kraut blieb jedoch,
eine ganze Anzahl her- | M '''^ ' iHB wie es manchmal zu gehen
vorragender Personen I AtSKBMtHm . u pflegt, in dieser Künstler-
porträtiert. Damen und | ^HJHHHHJ stecken;
Ih-rnn der höchsten (Ii - 'HHHHJHJ rang sieh durch; war
sellschaft, 'Militärs, Künsl- [ WK^t i i l'eissig bis zur liewussi
ler, Gelehrte, Schrift- HJHJHJ . lo-dgkeit und h,at so die
steller; und jedes neue ■■.■'"'. :' 1 >üsse!dorh-i- Akadeiuii
Bild hat die ganz un- ganz regulär absolviert,
gewöhnliche Fähigkeit ! j Dann ging es sofort nach.
Krauts, da.s inm-rsn | - ■ i , ■ ' j Mit:-eh; n; ma n hat !e i Inn
Wesen einei- Persönlich- j : , i lull Düsseldorl' Fliipleh
keit zu erbtsseii und sie '--'j hingen an R. Seit/ mit-
in einem Kunstwerke ihn-- , ! gegeben und so vag
zustellen, illlllü ]■ Wiedel- | . ^BJHHJ | dc>S.-n Fül-sO]-ge

aufs neue bewiesen. : ■ '.-..,.. 1 sei.-.. Pag. in Münch, n

Es ist deshalb an HLl " j eine besse-e. Zwar stu

der Zeit, diit Leser der BIhbI dierte er noch mit höch-

„Modernen Kunst" auch HJ stem Fleisse, erhielt aber
mit dem Lebensgang des doch schon so lohnende
Künstlers bekannt zu HJ Aufträge, dass er für sein
machen und seine Eigen- HJ Hj originell geführtes Künst-
'!.!■■ 1 lerleben grössere Be-
zustellen, triebsmittel aufzuwenden
T . r Julius Kraut: Hausminister von Wedel.

Julius Kraut wurde . vermochte. Als er iür

1859 in Barmen geboren; seine Mutter war eine geborene Belgierin, einige Porträts einen für seine damalige Auffassung „erheblichen Mammon"

sein Vater ein Rheinländer, der als Leiter einer grossen Fabrik für erhielt, beschloss er diesen in Kunst umzusetzen, das heisst, er beschloss

chemische Wässer in Barmen eine grosse Energie bewies, leider aber einen in seiner Seele brütenden grossen Entwurf zur Ausführung zu

frühzeitig starb. Noch bei Lebzeiten des Vaters zeigte sich die künst- bringen. Durch Lindenschmit angeregt, hatte ihn plötzlich das historische

lerische Beanlagung des Knaben; er machte seine Anfangsstudien nicht Genre gepackt. „Piermann und Thusnelda" sollte sein Meisterwerk

wie so viele andere in Kreide oder mit dem Bleistifte, nein, er malte werden. Er Hess sich in Aachen nieder; durchstreifte zum Studium und

„gleiMi in Oel", bei welchem Beginnen ihm ein auf dem Hofe des zur Stimmungshebung den Teutoburger Wald und fing dann an zu malen.

Vaters beschäftigter Anstreicher die ersten Ratschläge erteilte, der seine Die Neigung zum historischen Genre war jedoch baldigst verraucht,

Wissenschaft damit abschloss, man müsse die unvermittelt nebenein- Piermann und Thusnelda konnten in keine rechte künstlerische Harmonie

ander geklexten Farbenflecke mit einem Lappen untereinander vermischen. gelangen. Wie es aber so oft im Leben geht, wenn man nichts sucht,

Diese Art des Verreibens der Farbentöne und auch was sonst noch so findet man gerade das Rechte — so ging es auch Meister Kraut. Er
 
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