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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0505

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328

MODERNE KUNST.

Photographische Aufnahme einer Wechselfälschung

An den oberen und unteren beiden Ecken, an —»»a«mMMMMfmm»j" ■ mit—JMUitr "»«TTiHH^MiraWWBBIIIlFIH^Mi fahren aufgenommen, die kritische Stelle eines
den beiden Seiten und vor der Mitte des oberen i Wechsels. Es giebt das Original genau in der
wie des unteren Rahmens treten grössere und wSIhBSi t ^iBeHKS^ I Weise wieder, wie es sich dem Beschauer
kleinere Ausbuchtungen, die mit gleichen, aber ■ ^■SSjj^SBJJ 1 darbot, und lässt die Fälschung nicht er-
bogenförmigen Emailstreifen eingefasst wer- MB kennen. Der Wechsel war beim Ausstellen
den, heraus. Die beiden seitlichen sind mit H |hm nur in der mit Zahlen geschriebenen Summe

gestalten ausgefüllt, auf deren Schlangenköpfen I .'hmb^^^^^•.. ^S^P^^B gefüllt, sonst aber offen gelassen worden. Wie

auf gewundenem Halse Rubinen, Smaragden Wh • jk m^^f *^^^Bt|)f' ' jj^' Hn\^| erstaunte nun der Acceptant, als er am Fällig-

und Brillanten blitzen. Den Fond der oberen ^SHvul ' keitstage eine viel höhere Summe zahlen

grossen Eckstücke bilden aus Elfenbein ge- B ■ j i_. 1H sollte, als er schuldete. Er war ein einfacher

schnitzte Fledermaus-Schwingenpaare, reich J ^v>!y "j^' . "aj Bauer und wusste nicht einmal genau die

besetzt. Die mittlere obere Ausbuchtung ist <\ <lS9B£>'- 'i£ß\ '*Jt %g flSvJNfl zugeben, nur soviel stand fest, dass sie ein

mit ä jour gearbeiteten Goldornamenten aus paar hunderi Mark nicht iiberscliriiten halte

Ecken leuchten birnförmige Smaragden. Die ^^|kjS&fluKSIr '$&§jf ''^moßj^^^m Antrag des Staatsanwalts), den Wechsel etwas

wandte ornamentale Bildungen wie die obere ^^^g " ' JjgyM Stelle nach seinem Verfahren aufgenommen

farbigen Juwelen. Von den dreissig runden ' diesem können wir die Art der Durchführung
goldenen Brettsteinen, von denen je fünfzehn, ^^MjfllMljSK^ der Fälschung und die Gedanken, welche den
in drei Reihen zu fünfen hintereinander auf- ■HMflByH , 1 H Fälscher bei der That leiteten, klar und deut-
gestellt, die Truppen jedes der beiden Spieler lieh im wahrsten Sinne des Wortes durch die

bilden, zeigen die des einen auf der mittleren Schrift hindurchlesen. Wir sehen zunächst,

„, '.. , . „ , -„nii Ein Saltaspiel für 120 000 Mark. . .. '

Oberfläche einen Grund aus geriffelter, durch- dass zweifellos aus einer ursprünglichen 1200,

scheinender dunkelgrüner Email, die des andern aus tiefroter. Ein Krönchen die im rechten Bild heller erscheint, mit dunkler erscheinender Tinte eine 20200

und ein von diesem oben gehaltener winziger Hermelinmantel aus Email fassen gemacht wurde, wahrlich ein profitables Geschäft, durch Aenderung einer Zahl

diesen mittleren Grund ein. Der ausserhalb liegende Teil der kreisrunden neunzehn Tausend Mark zu verdienen. Wir sehen aber weiter, dass der Fälscher

Fläche ist mit dicht aneinanderliegenden Diamantkörnchen gleichsam gepflastert. aus der „1" von 1200 eine Null gemacht und dann eine „2" vor die ganze Zahl

Je fünf von den fünfzehn Brett- gesetzt hat. Nun war aber die „2"

steinen jeder Partei sind unter- gegenüber der schon vorhandenen „2"

halb des Krönchens mit kleinen (zweite „2") unten zu lang geworden,

scheibenförmigen Brillanten, den und deshalb wurde diese zweite „2"

sogenannten „Sonnen" — einer mit unten, um dem künstlerischen Eben-

einem, der andere mit zweien und maass zu genügen und den Unter-

so fort, der letzte mit fünfen — schied zwischen beiden Zweien weni-

besetzt; je fünf mit Brillantstern- ger sichtbar zu machen, verlängert. Photographische Aufnahme einer Wechsel-
chen, in gleicher Steigerung der Auch die aus der „1" hergestellte „0" fälschung nach Jeserichschem Verfahren.
Zahl, und fünf in derselben Folge mit kleinen Mondsichelchen. Die senkrecht war, vielleicht im Hochgefühl, dass es ihr nun vergönnt sei, „Tausende" zu
ringförmige Seitenfläche jedes Brettsteines ist gänzlich bedeckt mit Miniatur- repräsentieren, rechts stark geschwollen, da blieb denn nichts anderes übrig,
brillanten. Das alles ist mit vollendeter Zierlichkeit und technischer Meister- als auch die anderen, letzten beiden Nullen ihr gleich zu machen. Wie dies
schaft ausgeführt. Der Wert beträgt, wie bereits erwähnt, die Kleinigkeit durch dicke Uebermalung der rechten Seite geschehen, ist im Bilde gleichfalls
von 120 000 Mark. Der deutsche Kaiser, zu sehen. Dass der Fälscher, wie es doch

welcher bekanntlich die Fortschritte und Er- i-*W"2F—.*«?Wmä&2L' • ■■wy: •'^%-g',:«!jte^toMtf^HK13K;'Bti bequemer scheint, nicht einfach durch Vor-

rungenschaften d~s Kunstgewerbes aufmerk- toSm :yHBH(Hfejß*Va w^HKHP rriMB setzen einer „2" aus „1200" „21 200" gemacht,

sam verfolgt, hat sich dieses Prunkspiel auf SSffi^te^^^^SPß^ fsjjSS^'i&'^w'^^jf' i' '^TT jki lag, wie die Beweisaufnahme ergab, daran,

das Schloss bringen lassen und einer eingehen- «R>*.' -^if °4H£|flKgf\ JL'- 1 • • ' ^»KNIr eM*1 £ dass ,,20200" viel besser in die Abrech-

den Besichtigung unterzogen. Der Monarch * !-•>.<* • 1t,♦* IPhBK» i» ' 1% -^Jßli'-'iBk- »;>•-••>' .-einer Bücher rechte, Ms 21200"

sprach sich sehr anerkennend über dieses ' ir^m 'ftg'' * I ""^SH^MlffSSg T *4S WotMBrBtnlfä ■ Besonders erheiternd wirkte es und recht

Meisterwerk deutschen Gewerbefleisses aus. ' > 'f-^fflSljSl ^^H^fj^^wBirr&F- ^ffl^HH^BfffmllBiMtS bezeichnend war es, als in der mündlichen

Hierbei mag bemerkt werden, dass dieses ■. -"^MaKbJ^^^Sl^^mKKw^Bl^^r' ?m*SBBWHWrwBi^BB Verhandlung ein Mitgefangener des Beschul-
Kunstwerk das teuerste Prunkstück ist, das lflfflHnHra| HnHB^HlflnHnBI^h| digten auftrat und erzählte, derselbe habe
jemals auf dem (iebiete des Spich'- crzciict r, 1 . . f^HH ihm erklärt, Dr. Jeserich hätte ganz genau

wurde. Zur Zeit besitz; ailerning-- hoch cei und richtiu herausgefunden wie er die

Schah von Persien Sclmcii-mr' ans I ' .flHHIl JHH| Aenderung ausgeführt; er, der Angeklagte,

und Edelsteinen. Doch steht dasselbe sowohl ,, BH;:MBlBHBWffB IHPmIi ftSjjB H WBv flHy|'^H|M sc' a^cr em wohlhabender Mann und werde
an kunstgewerblichem a <- : es i au ma; c ri.sec ; ,.; ,; -lium (iegonsachvorständige finden, und wenn

Werte weit hinter dem jetzt angefertigten HHIbXhIsKJr' .jPftflI«lß^^ ^BknMMHf' ' | aus Berlin oder Paris holen solle. Das

Saltaspiel zurück. . ! ;i ' '; ^ ; ; itclang ihm nun zwar uiehl, v ■ i - - i: i i c ■ 11 -a-.

er seiner Schuld vollends überführt. Er nahm

Nachweis einer Wechselfälschung £' ■ ,. äKtfr ^ denn auch die mehrjährige Zuchthausstrafe,

auf photographischem Wege. Dass es ,W • j3f , , ('ic ihn traf, ohne jeden Einspruch ruhig hin.

heutzutage unmöglich ist, an irgend einem
Urkundenstücke auch nur die geringsten
Stellen zu verändern, zu radieren, zu um- l| ' 49MH \ f% >, -"*^Sf£ß '' ' / ^ nebenstehende Amateuraufnahme

schreiben oder durch andere Opera Umcv zc -. ' ••' : „( ' e s i e r r e i c h i s c h e Soldaten ersteigen

verdecken, ohne dass die Kaisciiimgiai nach I #K». ' einen Abhang" wird von allen Amateur-

gewiesen werden können, wird manchem noch BT | ' * J ,- "* photographen mit grösstem Interesse und

nicht bekannt sein. Unsere obenstehenden »/ mit <lein Ausdrucke uneingeschränktester

Abbildungen veranschaulichen diese Thal- Anerkennung betrachtet werden. Sie ist

sache. Dr. Paul Jeserich hat ein Verfahren " . * von Herrn Heinrich Hoffe bei Neuhaus in

des Photographierens erfunden, nach dem die Böhmen im Walde Kunifer aufgenommen und

leisesten Aenderungen an Schriftzügen und zwar mit einem Stativ-Apparat „Stanley III"

seien sie noch so sorgsam ausgeführt, deutlich von der Firma Langer & Comp, in Wien,

sichtbar werden, und zwar auch dann, wenn einem Gruppenantiplanat, Seriell, No. 3. Die

die gewöhnliche Photographie die Fälschung____• ■__;_._M Soldaten gehören zum k. u. k. Infanterie-

nicht nachweist. Das linke Bild zeigt uns, . , . , . . .,, Regimente No. 75, König von Dänemark.

b ' Ocsterreichische Soldaten ersteigen einen Abhang. B fa

nach gewöhnlichem photographischen Ver- Amateur-Aufnahme von Heinrich Hoffe in Pilsen.--
 
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