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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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11. Heft
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Biermann, Georg: Die Gemäldesammlung des Baron Herzog in Budapest
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0445

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DIE GEMÄLDESAMMLUNG DES BARON

HERZOG IN BUDAPEST Von GEORG BIERMANN

Mit 24 Abbildungen, davon zwei auf Tafeln

Ungarn ift künftlerifch zweifellos ein Land der Zukunft. Nicht nur, weil das Schaffen
der jungen lebenden Generation in kurzer Zeit einen ganz erftaunlichen Äuffchwung
genommen hat und zum großen Teil fchon zu abgeklärter Reife und bleibenden
Refultaten vorgedrungen ift; nicht nur, weil das künftlerifche Erbe des Bodens auch
der Wiffenfchaft noch manche Probleme aufgeben wird, die man heute nur erft
andeuten könnte, fondern vor allem, weil die lebten zehn Jahre das Schwergewicht
der Kultur im Ganzen in Ungarn nachdrücklich auf das Gebiet der bildenden
Kunft übertragen haben und weil es fcheint, daß gerade hier die temperamentvolle,
geiftig betriebfame Raffe ihre beften Entfaltungsmöglichkeiten finden wird. Diefe Be-
obachtungen laffen fich durch Beifpiele fehr leicht belegen. So hat gerade das
Sammelwefen in jüngfter Zeit in Budapeft Hand in Hand mit dem fchönen Äuf-
fchwung der dortigen Mufeen eine Entwicklung zu verzeichnen, die ähnlich unter
den gleichen Vorausfe^ungen anderswo in dem
Maße kaum zu konftatieren ift. Äbgefehen
von der bekannten Sammlung des Königl.

Rates Marcell v. Nemes, deffen Tätigkeit
zahlreiche Kunftfreunde angeregt hat,
verfügt Budapeft fchon heute über
eine ftattliche Anzahl privater Ga-
lerien, von denen eine der inter-
effanteften die des Baron Morife
Herzog ift, der erft feit wenigen
Jahren zu fammeln begonnen hat,
aber fchon einen ausgewählten Befife
fein Eigen nennt. Und es berührt
beinahe fymptomatifch, daß auch
in diefer Sammlung alte und mo-
derne Kunft fich unmittelbar die Hand
reichen, daß lebten Endes immer nur
die Qualität des Objektes, d. h. das
Intereffe am Ärtiftifchen ausfchlag-
gebend für den Erwerb der einzelnen
Stücke gewefen ift, obwohl beim
Befiljer auch das Beftreben unver-
kennbar zutage tritt, alle Epochen
der neueren Kunftgefchichte an Mu-
fterbeifpielen zu illuftrieren.

Baron Herzog hat vor Jahren
aus innerem Bedürfnis heraus zu
fammeln begonnen, nicht als Philo-
loge der Kunftwiffenfchaft, dem es
in erfter Linie um Vollftändigkeit
zu tun ift, fondern das eigentliche

Programm fcheint ein Teil jener Äbb. 2. HUGO VÄN DER GOES, Madonna

Der Cicerone, IV. Jahrg., 11. Heft. 31

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