Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0029
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1. Heft
DOI Artikel:Falke, Otto von: Die Ausstellung von Kirchengewändern des Mittelalters im Berliner Kunstgewerbe
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AUSSTELLUNG VON KIRCHENGEWANDERN DES MITTELALTERS
Abb. 10. Spätgotifche Samtkafel. Mufeum in Breslau
Stil, fondern in Anlehnung an islamifche Mufter und mit arabifchen Infchriften für das
Ausland fchon im 14. Jahrhundert gewebt haben, in Europa zwar zu Meßgewändern
verarbeitet wurden, auf die abendländifche Ornamentik jedoch ohne Einfluß geblieben
find. Diefe Gattung, welche die berühmten Regensburger Gewänder umfchließt, die
früher als Palermitaner Arbeit des 12. Jahrhunderts galten, ift in der Ausftellung durch
die prachtvolle Kafel des Braunfehweiger Mufeums (Abb. 6) vertreten. Eine glänzende
Gruppe bilden die muslimifchen Vorbilder der chinefifchen Exportbrokate, jene fchweren,
goldftrotjenden Stoffe mit arabifcher Schrift in bunten Streifen (Abb. 7), von denen die
Danziger Marienkirche nicht weniger als acht Chormäntel, Kafeln und Dalmatiken be-
filjt (Ausftellungskatalog Nr. 16—21).
Eine eingehendere Betrachtung der Ausftellung wird auch über die engere Her-
kunft der früh- und mittelgotifchen Seidengewebe Oberitaliens Auffchluß gewähren.
Manches bleibt allerdings vorläufig noch unbeftimmt; aber die große Maffe des Be-
ftandes teilt fich leicht nach Stil und Textur in zwei Gruppen. Die Blütezeit der einen,
welche die vorwiegend unfymmetrifchen, ganz phantaftifchen Mufter (Abb. 8) umfaßt,
fällt noch in das 14. Jahrhundert, während die andere, gemäßigtere und gefälligere
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Abb. 10. Spätgotifche Samtkafel. Mufeum in Breslau
Stil, fondern in Anlehnung an islamifche Mufter und mit arabifchen Infchriften für das
Ausland fchon im 14. Jahrhundert gewebt haben, in Europa zwar zu Meßgewändern
verarbeitet wurden, auf die abendländifche Ornamentik jedoch ohne Einfluß geblieben
find. Diefe Gattung, welche die berühmten Regensburger Gewänder umfchließt, die
früher als Palermitaner Arbeit des 12. Jahrhunderts galten, ift in der Ausftellung durch
die prachtvolle Kafel des Braunfehweiger Mufeums (Abb. 6) vertreten. Eine glänzende
Gruppe bilden die muslimifchen Vorbilder der chinefifchen Exportbrokate, jene fchweren,
goldftrotjenden Stoffe mit arabifcher Schrift in bunten Streifen (Abb. 7), von denen die
Danziger Marienkirche nicht weniger als acht Chormäntel, Kafeln und Dalmatiken be-
filjt (Ausftellungskatalog Nr. 16—21).
Eine eingehendere Betrachtung der Ausftellung wird auch über die engere Her-
kunft der früh- und mittelgotifchen Seidengewebe Oberitaliens Auffchluß gewähren.
Manches bleibt allerdings vorläufig noch unbeftimmt; aber die große Maffe des Be-
ftandes teilt fich leicht nach Stil und Textur in zwei Gruppen. Die Blütezeit der einen,
welche die vorwiegend unfymmetrifchen, ganz phantaftifchen Mufter (Abb. 8) umfaßt,
fällt noch in das 14. Jahrhundert, während die andere, gemäßigtere und gefälligere
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