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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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Literatur
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VERMISCHTES o LITERATUR

haus fchloß [eine feffelnden Betraditungen mit
dem Hinweis auf die Werte, die durch das
Sammeln einer Nation zugeführt werden. Sie
find wirtfchaftlicher und künftlerifcher Natur. So
groß die erfteren find, fo ftehen fie doch in
keinem Verhältnis zu der Wirkung derleßteren,
die fich wie eine fruchtbare Quelle über unfere
Kultur ergießen und diefer zahllofe neue Mög-
lichkeiten zur Verfeinerung des Gefchmacks, zur
Vertiefung der Bildung erfchließen. Sammler-
gefchichte ift ein Stück Menfchheitsgefchichte in
demfelben Maße wie es Künftlergefchichte ift;
ohne jene ift diefe nicht möglich, fo wenig wie
fich künftlerifche Kultur ohne Sammlerfreude ent-
wickeln kann. wd.

LONDON Die NATIONAL GALLERY gab
Ende Februar zu einer ungewollt tragikomifchen
Parlamentsdebatte Anlaß. Man fprach in ihr
vor allem über den Ankauf der „Anbetung der
heiligen drei Könige“ von Mabufe um ^40000.
Ein Parlamentsmitglied zitierte Mr. Mc. Colls
Urteil über diefes Bild: „es fei nichts als ein
zwar tüchtiges, aber völlig kaltblütiges Bilder-
fäbrikat.“ Für ein folches Bild von der Hand
keines allzu berühmten Meifters, der nur den
Niedergang der vlämifchen Schule eingeleitet
habe, eine fo große Summe aufzuwenden, fei
um fo weniger berechtigt, als nunmehr die
Gallery für längere Zeit nicht mehr in der Lage
fei, Neuerwerbungen aus eignen Mitteln zu
machen. Ein anderes Parlamentsmitglied, deffen
Name, King, niedriger gehängt zu werden ver-
dient, verlangte, es füllten £ 10000 von dem
Jahreseinkommen der Gallery als Proteft da-
gegen geftrichen werden, daß man die Riefen-
fumme von £ 40000 für ein ausländifches
Bild auszugeben gewagt habe! Da käme es
nämlich gar nicht in Betracht, daß, auch feiner
Meinung nach, das Bild eines der fchönften der
Sammlung und zugleich auch durch und durch
anftändig fei. Wäre das Bild das Werk eines
englifchen Künftlers gewefen, fo hätte er dem
Kauf vollkommen zugeftimmt. — Es ift gar
fchade, daß diefer Mr. King nicht zum Direktor
der National Gallery gemacht werden kann. So
lange folche Herren auch nur den geringften in-
direkten Einfluß auf die Erwerbungen der
Gallery ausüben, kann es nicht Wunder nehmen,
daß Bilder wie Rembrandts „Mühle“ von ame-
rikanifchen Millionären, bei deren bekannter
Energie und Rafchheit des Entfchluffes, entführt
werden. F.

MEISSEN In dem Berichte an die Zweite
Kammer der Sächfifchen Ständeverfammlung,
der fich mit der Königl. Porzellanmanufaktur

befchäftigt, wird u. a. auch auf die fchon e
längerer Zeit beftehende Abficht hingewiefen,
in Meißen eine Stätte zu fchaffen, in der die
Erzeugniffe des berühmten Werkes in Voll-
zähligkeit dauernd zur Schau ge ft eilt
werden. Denn die Königl. Porzellanfammlung
in Dresden, fo einzigartig groß deren Befilj an
älteren chinefifchen und japanifchen Porzellanen
ift, zeigt große Lücken, foweit es fich um die
Modelle der Meißener Manufaktur handelt. Das
mögen an die 600000 fein. Die Königl. Sächfifche
Staatsregierung fteht der Idee der Errichtung
einer großen Schauhalle für die Erzeugniffe der
Manufaktur fehr wohlwollend gegenüber und
hat nun dem Landtage eine Planung vorgelegt,
die die Hoffnung zuläßt, daß in abfehbarer Zeit
der Gedanke der Errichtung diefer Schauhalle in
die Tat umgefetjt wird. Soll die Halle zunächft
auch dem Zwecke dienen, für die Käufer aus
aller Welt, die hierher ftrömen, und für die
Künftler der Fabrik ein zufammenfaffendes Bild
der künftlerifchen Tätigkeit der Manufaktur auf-
zuzeigen, fo wird fie daneben doch auch in dem
Sinne ausgeftaltet werden, daß fie dem Kunft-
freunde eine vorbildliche Sammlung der Meißener
Porzellankunft vorführt und dem Kunftgelehrten
einen vollen Überblick über die künftlerifche
Entwicklung des Meißener Porzellans von feinen
erften Anfängen bis hinauf in die jüngfte Zeit
gewährt. wd.

LITERÄTUß

BRÜSSEL Über den zu Antwerpen gebore-
nen, wenig beachteten Porträtmaler J ufteSutter-
mans veröffentlicht Pierre Bautier eine bio-
graphifche Skizze. Der Künftler kam in jungen
Jahren nach Italien, fand am Hofe der Groß-
herzöge von Toscana in Florenz dauernde Be-
fchäftigung und nahm allmählich eine privile-
gierte Stellung ein. Unter der Regierung von
Cosmus II., Ferdinand II. und Cosmus III. por-
trätierte er ohne Unterlaß. Das bei Florenz
gelegene Luftfchloß Poggio a Cajano enthält
allein im Saale des cinque cento 16 Bildniffe in
ganzer Figur. Auch in andern Schlöffern der
Herzoge befinden fich Werke von Suttermans,
ferner u. a. im Palazzo Corsini in Rom das
Porträt der jungen Prinzeffin Anna Luifa dei
Medici, geb. 1667. Auf der Porträtausftellung
in Florenz, welche 1911 im Palazzo Vecchio
ftattfand, waren zahlreiche Bildniffe des Malers
zu fehen. Derfelbe ftarb 1681. F. M.

Im Verlage von Julius Bard, Berlin, erfcheint
demnächft eine Publikation über „Kunft und
Kunftgewerbe in Siam“ herausgegeben im

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