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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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8. Heft
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Rohe, Maximilian Karl: Eine Miniaturen-Ausstellung im Münchener Kunstverein
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0332

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EINE MINIATUREN-AUSSTELLUNG IM MÜNCHENER KUNSTVEREIN

FRIEDRICH FOGER, Selbftbildnis

Befitjcr: Maximilian Freiherr von Gravenreuth

Eine zweite Generation von Münchener Miniaturiften trat mit Franziska Schöpfer,
C. Kloß und Jofef Heigel auf den Plan. Zwei Käften der Äusftellung allein bargen
Werke der Schöpfer und ihres Kreifes, die meiften davon rührten von ihr felbft her.
Die fehr fruchtbare Künftlerin ift, was den künftlerifchen Gehalt ihrer Schöpfungen an-
langt, wohl kaum mit Kaltner, gegenüber deffen fehr perfönlicher Art die ihre oftmals
etwas unperfönlich Glattes hat, in eine Reihe zu ftellen, in ihren beften Arbeiten aber
ftecken doch ein ungeheurer Charme und viel, fehr viel Anziehungskraft. Für ihren
frühen Stil, der breiter, malerifcher fich gibt, wie der fpätere, in dem das Zeichnerifche
ftärker betont ift, mag als charakteriftifche Probe die Miniatur des Malers Wilhelm
von Kobell angezogen werden, während das Bildnis der Therefe Gräfin von Deroy
(Katalog Nr. 250) ein bezeichnendes Beifpiel für die fpätere Manier liefert. Ein fehr
ftarkes Talent war auch C. Kloß, Sohn des M. Kloß, der an Feinheit feines Arbeits-
verfahrens beträchtlich näher an Kaltner heranrückt wie die Schöpfer, obwohl feine
Sachen von weniger fefter Formgebung und weit flacherer Modellierung wie die des
Kaltner find. Von ihm feien zwei Herrenporträts (Katalog Nr. 201 und Nr. 204) her-
vorgehoben, zwei wirklich hervorragende Arbeiten. Stattlich waren auch die beiden
Heigel, Jofef und fein Sohn Franz Napoleon vertreten, die beide, namentlich der
letztere, eine Tätigkeit von ähnlich breitem Umfang wie die Schöpfer entwickelten.
Wie diefe haben auch fie fich nicht immer von Glätte und retouchierender Schönmalerei
ferngehalten, aber es gibt doch eine gehörige Anzahl fehr tüchtiger Schöpfungen von
ihnen, die den Vergleich mit dem Beften der Miniatur auszuhalten vermögen. Ich
verweife hier im fpeziellen auf das Bildnis der Maria Freifrau von Cramer, von dem
jüngeren Heigel, welches Stück von ganz befonderem Liebreiz ift. Außer den hier be-

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