Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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10. Heft
DOI Artikel:Gebhardt, Carl: Peter Burnitz: zur Ausstellung im Frankfurter Kunstverein
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PETER BURNITZ
maler Eduard Gerhardt, und wurde
von diefen in die Malerei eingeführt.
Seine fpanifchen Studien ftehen in
ihrer peinlich die Natur abfchreiben-
den Art der wirklichkeitstreuen, de-
taillierenden Vedutenmalerei diefer (in
der Schackgalerie u. a. vertetenen)
Künftler nahe. Auf Gerhardts Rat
ging Burnits nach Paris und ließ [ich
dann in Fontainebleau nieder. Hier
lernte er die Landfchaft nicht mehr
in ihrer Gegenftändlichkeit darftellen,
fondern in ihrer Stimmung, zart
und duftig die Farben hinfeljend und
dieFrifche des Natureindrucks reftlos
fefthaltend. Es gibt Bilder aus der
Fontainebleauer Zeit von Burnits, die
geradezu an die in Frankreich ent-
ftandenen Arbeiten von Spitsweg
denken laffen. Der Meifter, der den
entfcheidenden Einfluß auf den
Künftler gewonnen hat, ift Theodore
Rouffeau, deffen vorbildliche Formen-
klarheit, deffen leuchtende Farbe man
in manchen frühen Bildern von Burnits
wiederfinden mag. Erft fpäter kam
der Einfluß von Corot hinzu, von
dem er zwei Bilder kopiert hat,
und veranlaßte ihn, nach der Einheit des Tones, nach Corotfchem Silberton zu ftreben.
Trofs mancher Anerkennung, die Burnils in Paris fand — er ftellte feit 1855 im
Salon aus und Napoleon III. erwarb ein Werk feiner Hand — ift er 1857 in feine
Vaterftadt zurückgekehrt. Mit feiner franzöfifchen Schulung mochte er fich in die
künftlerifche Kultur Frankfurts fehr gut einfügen. Frankfurt hat in der Zeit feiner
Blüte mit der Kultur des second empire in engen Beziehungen geftanden, nicht zum
wenigften in der Kunft. Ein Meifter des second empire hat in Frankfurt fein Leben
zugebracht, Courbet ift hier gewefen und jeder der Frankfurter Maler, Scholderer,
Victor Müller, Eyfen, Thoma hat von franzöfifcher Malkultur gelernt. Wie jeder von
diefen ift auch Burnits mehr geworden als nur ein Schüler der Franzofen, ja in Frank-
furt ift er erft recht er felbft geworden.
Die künftlerifche Art von Burnits ift füll, ernft, fchwer. Nicht die fonnenheitere
Landfchaft hat ihn gelockt, fondern die wolkenbefchattete, fdhwermütige. Etwas von
verhaltener Trauer mag man in allen feinen Landfchaften fpüren. Und fchwer, fchwer-
nehmend ift auch feine ganze Arbeitsart. Er hat es fich nie bei feinen Bildern leicht
gemacht, jede Wirkung in gewiffenhafter Arbeit vorbereitet. Seine Bilder hat er ftets
vor der Natur angelegt, um ihres Gefamteindrucks ficher zu fein, dann aber fie zu
Haufe in allen Einzelheiten nach genauen Studien forgfältig durchgeführt. Vielleicht
mag unter diefer Sorgfamkeit der Durchführung, die den Bildern den Vorzug einer
PETER BURNITZ, Hohlweg
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maler Eduard Gerhardt, und wurde
von diefen in die Malerei eingeführt.
Seine fpanifchen Studien ftehen in
ihrer peinlich die Natur abfchreiben-
den Art der wirklichkeitstreuen, de-
taillierenden Vedutenmalerei diefer (in
der Schackgalerie u. a. vertetenen)
Künftler nahe. Auf Gerhardts Rat
ging Burnits nach Paris und ließ [ich
dann in Fontainebleau nieder. Hier
lernte er die Landfchaft nicht mehr
in ihrer Gegenftändlichkeit darftellen,
fondern in ihrer Stimmung, zart
und duftig die Farben hinfeljend und
dieFrifche des Natureindrucks reftlos
fefthaltend. Es gibt Bilder aus der
Fontainebleauer Zeit von Burnits, die
geradezu an die in Frankreich ent-
ftandenen Arbeiten von Spitsweg
denken laffen. Der Meifter, der den
entfcheidenden Einfluß auf den
Künftler gewonnen hat, ift Theodore
Rouffeau, deffen vorbildliche Formen-
klarheit, deffen leuchtende Farbe man
in manchen frühen Bildern von Burnits
wiederfinden mag. Erft fpäter kam
der Einfluß von Corot hinzu, von
dem er zwei Bilder kopiert hat,
und veranlaßte ihn, nach der Einheit des Tones, nach Corotfchem Silberton zu ftreben.
Trofs mancher Anerkennung, die Burnils in Paris fand — er ftellte feit 1855 im
Salon aus und Napoleon III. erwarb ein Werk feiner Hand — ift er 1857 in feine
Vaterftadt zurückgekehrt. Mit feiner franzöfifchen Schulung mochte er fich in die
künftlerifche Kultur Frankfurts fehr gut einfügen. Frankfurt hat in der Zeit feiner
Blüte mit der Kultur des second empire in engen Beziehungen geftanden, nicht zum
wenigften in der Kunft. Ein Meifter des second empire hat in Frankfurt fein Leben
zugebracht, Courbet ift hier gewefen und jeder der Frankfurter Maler, Scholderer,
Victor Müller, Eyfen, Thoma hat von franzöfifcher Malkultur gelernt. Wie jeder von
diefen ift auch Burnits mehr geworden als nur ein Schüler der Franzofen, ja in Frank-
furt ift er erft recht er felbft geworden.
Die künftlerifche Art von Burnits ift füll, ernft, fchwer. Nicht die fonnenheitere
Landfchaft hat ihn gelockt, fondern die wolkenbefchattete, fdhwermütige. Etwas von
verhaltener Trauer mag man in allen feinen Landfchaften fpüren. Und fchwer, fchwer-
nehmend ift auch feine ganze Arbeitsart. Er hat es fich nie bei feinen Bildern leicht
gemacht, jede Wirkung in gewiffenhafter Arbeit vorbereitet. Seine Bilder hat er ftets
vor der Natur angelegt, um ihres Gefamteindrucks ficher zu fein, dann aber fie zu
Haufe in allen Einzelheiten nach genauen Studien forgfältig durchgeführt. Vielleicht
mag unter diefer Sorgfamkeit der Durchführung, die den Bildern den Vorzug einer
PETER BURNITZ, Hohlweg
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