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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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13. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0554

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RUNDSCHAU — Sammlungen

DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKÄTIONSORGÄN FOLGENDER MUSEEN: WALLRAF-
RICHARTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STÄDELSCHES INSTITUT UND STÄDT. GÄLERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGL. MUSEUM ZU SCHWERIN / STÄDT. MUSEUM DER
BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGL. MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG / PROVINZIÄL-
MUSEUM IN HANNOVER / KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STÄDT. MUSEUM
ZU BRAUNSCHWEIG / MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU
FRANKFURT a. M. / KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSEL-
DORF / ALTONAER MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG / FOLKWANG-
MUSEUM ZU HAGEN i. W. / DAS DEUTSCHE MUSEUM FÜR KUNST IN HANDEL UND
GEWERBE ZU HAGEN i. W / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU OLDENBURG i. Gr. / GROSS-
HERZOGLICHES LANDESMUSEUM IN DARMSTADT

DÄS SCHICKSÄL DER STEEN-
GR ÄCHT- GÄLERIE Vor kurzem [tarb
im Haag Jhr. Steengracht, der Befißer der
altberöhmten Gemäldefammlung, die jederzeit
dem Publikum zugänglich war und fomit eine
Hauptfehenswürdigkeit Hollands bildete. Leider
fcheint auch fie ihrem Ende entgegenzugehen:
Es ift ein öffffentliches Geheimnis, daß die
Kollektion demnächft verkauft werden wird.
Wir erinnern an diefer Stelle nur an die
weltbekannten Hauptwerke, wie Rembrandts
„Bathfeba“ von 1643, das Vermeer fo ver-
wandte „Kranke Kind“ Metfus, ferner Brou-
wers Meifterwerk „Die Raucher“, Ter Borchs
„Toilette“, Jan Steens „Krankes Mädchen“
und „Wie die Alten Jungen“, letzteres fein
bedeutendftes Bild in Holland. Dazu kämen
Teniers „Sieben Werke der Barmherzigkeit“
von 1644, Hobbemas große „Landfchaft mit
der Waffermühle“ und hervorragende Stücke
von G. Dou, P. de Hooch, Aert de Gelder,
Nie. Maes, Adr. van Oftade u. a. Der Wert
der Bilder beruht nicht allein auf ihrer Qualität,
fondern ganz befonders auch auf der vortreff-
lichen Erhaltung, nicht zuleßt auf dem guten
Pedigree, den faft ein jedes aufweifen kann.

NEUES VOM LOUVRE Vor einem Monat
ift Herr E. Pujalet, früher Abteilungschef im
Minifterium des Innern, der feit Homolies eiligem
Rückzug an die archäologifche Schule Frank-
reichs in Athen ad interim deffen Dienft versah,
als Direktor der Nationalmufeen beftätigt worden.
Herr Pujalet erwägt nun als Verwaltungsmann,
von frifchem Impuls getragen, allerlei nützliche
Ideen. So den kleinen „Hof der Sphinx“ im
Louvre (hinter der Galerie d’Apollon) in eine
Tribuna der Skulptur zu verwandeln; der Samm-
lung von 40000 Handzeichnungen eine Arbeits-
ftätte anzugliedern und diefes ganze Departe-

ment in den zweiten Stock, an Stelle des Ma-
rinemufeums zu verlegen (das ins Invalidenhotel
überführt werden foll); auch die Sammlung
Chaudhard, der einftweilen in der Verlängerung
der großen Galerie Raum gefchaffen war, dort
neben der Sammlung Thomi-Thieri unterzu-
bringen; dazu einen Lift zu fchaffen, fowie die
höchft willkommene Gelegenheit, in den Samm-
lungen [ich einen Stuhl zu mieten. Die über-
rafchendfte Neuerung ift bereits durchgeführt:
von vielen Bildern, die unter dem Vorgänger
fo forgfältig verglaft wurden, ift die läftige
Scheibe wieder weggenommen worden. Darin
foll indes kein neues Prinzip entftehen. Es foll
im einzelnen Fall entfehieden werden. Doch kann
man nun z. B. an Poussins Meifterwerken bis-
her kaum geahnte Schönheiten genießen. Und
noch eine Überrafchung ähnlicher Art fteht uns
bevor, indem der neue Direktor Courbets „Be-
gräbnis von Omans“, das bisher in einem dun-
keln Durchgangsraum fchlecht genug plaziert
war, in den großen Saal des 19. Jahrhunderts
überführen will.

Troß diefer Kundgebungen guten Willens
fähen viele die oberfte Leitung der Staatsmufeen
lieber einem Fachmann übertragen; fieverweifen
auf das Beifpiel Deutfchlands, auf die eminent
fchöpferifche Tätigkeit der modernen deutfehen
Galerieleiter, beklagen bei Gelegenheit die
fchönften Manets, die durch deren Umficht dem
Heimatland entfremdet wurden, während der
Louvrekonservator im Hotel Drouot auf Reg-
naults „Salome“ viermalhunderttaufend Franken
bietet.

Indes hat fich Herr Pujalet als Verwaltungs-
mann bereits ein großes Verdienft erworben,
da es ihm gelungen ift, den feit langem durch
widrige Verträge gefperrten Weg frei zu be-
kommen, auf dem der Louvre endlich Kataloge
erhalten foll, die feiner würdig find. Bekannt-
lich fehlten folche gänzlich, wie z. B. der für antike

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