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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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17. Heft
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Entdeckungen. Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0720

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GESELLSCHAFTEN UND VEREINE o PERSONALIEN

Malaguzzi will in der „Rassegna d’Arte“ weite-
res mitteilen. W. B.

ST. PETERSBURG (Der Schafs von
Poltawa.) Auf dem Weidelande des ruffifchen
Dorfes Malaja Perefhtfchepina im Gouvernement
Poltawa ift ein Gold- und Silberfchafs gefunden
worden, der nach den Mitteilungen, die der
Frankfurter Zeitung darüber gemacht werden,
einen der größten Funde darftellt, die bisher in
Europa gemacht wurden. Die Stücke find zum
Teil byzantinifcher, zumTeil perfifcher Her-
kunft. Das fchönfte Stück ift ein byzantinifches
Silberbecken, deffen Rand mit einem erhabenen
Weinrankenornament und Tieren, fowie aufge-
regten Edelfteinen gefchmückt ift. Das Orna-
ment zeigt noch ganz antiken Stil und weift in
die Zeit nach Konftantin d. Gr. Im Zentrum ift
das Monogramm Chrifti und das A und £2 an-
gebracht, darum läuft eine leider namen- und
datumlofe Renovierungsinfchrift, an der Unter-
feite eine griechifche Infchrift, die Gewicht und
Feingehalt angibt. Gleicher Herkunft find wohl
eine einhalb Meter hohe filberne Ämphora, dick
mit Gold plattiert, und von einem auch noch
antik wirkenden Äkanthusornament umzogen,
und einige fchöne filberne und eine goldene
Kanne. Der Reft des Fundes ift orientalifchen
Urfprungs: eine prachtvolle faffanidifche Silber-
fchale, die in aufgelötetem Hochrelief den König
auf der Jagd zeigt, eine kleine ebenfolche Schale
mit Tierornamenten, vorzüglich erhalten, neun
goldene, getriebene Becher (einer von einem
Neß in Kaffetten gefaßter Steine umzogen), ein
goldener Löffel, zwei Armbänder, einige fchmuck-
lofere Siberbecher. Gleichfalls als von perfifcher
Abkunft wird eine große fchwere elliptifche
Goldfchale mit Buckeln in Treibarbeit und eine
kleinere flache Goldfchale mit linearem Orna-
ment im Innern angefprochen werden können,
als orientalifch wenigftens eine große Goldkanne
mit Deckel, auf hohem Fuße. Ein Schwert in
goldener Scheide mit goldenem Griff und ein
Trinkhorn find mit granulierten Ornamenten
gefchmückt. Der Fund läßt fich ungefähr da-
tieren, durch ein dabei befindliches Halsband
aus Steinen und aus Münzen, die das Bild des
Kaifers Heraklius und feiner Söhne Conftantinus
und Herakleonas zeigen. Er mag alfo um die
Mitte des 7. Jahrhunderts während der
fchweren Kämpfe zwifchen Heraklius und dem
großen Perferfchah Chosroes II. vergraben wor-
den fein.

□ □ □

GESELLSCHÄFTEN UND
VEREINE

LEIPZIG Differenzen innerhalb der Leipziger
Künftlerfchaft und ein Defizit in der Kaffe der
Leipziger Sezeffion haben zur endgültigen
Auflöfung diefer Vereinigung geführt. Leipzig
wird der Sezeffion ein dankbares Andenken be-
wahren, dankt es ihr doch eine Fülle von An-
regungen. Aus der erften großen öffentlichen
Ausftellung bildender Kunft, die die Sezeffion
1910 in Leipzig veranftaltete, erwuchs die erfte
Leipziger Jahresausftellung. Hoffentlich bleiben
auch nach der Auflöfung diefer Körperfchaft
ihre Anregungen wirkfam.

PERSONÄLIEN

ÄÄCHEN Dr. Hanns Heinz Joften hat
feine Stellung als Äffiftent bei der Direktion der
Städtifchen Mufeen gekündigt und ift aus der-
felben am 1. September ausgefchieden.

BONN Bei der hiefigen Univerfität habili-
tierte fich noch vor Semefterfchluß der Kunft-
hiftoriker Dr. H. Reiners mit einer Äntritts-
vorlefung über „Aufgaben der ikonographifchen
Forfchung der deutfchen Kunft des ausgehenden
Mittelalters“.

BREMEN Zum Direktor des Kunftgewerbe-
mufeums und der Kunftgewerbefchule ift als
Nachfolger Prof. Emil Höggs, der nach Dresden
berufen wurde, der langjährige Lehrer an der
Dresdener Kunftgewerbefchule, Prof, Erich
Kleinhempel, ernannt worden.

DRESDEN In der Nacht vom 9. zum 10.
Auguft ift in Langenfchwa Ibach im Taunus
Paul Wallot, der Erbauer des Reichstags-
haufes und des Ständehaufes in Dresden, ge-
ftorben. Einer der größten Architekten unferer
Zeit ift mit ihm dahingegangen. Süddeutscher
von Geburt — er ftammte aus Oppenheim am
Rhein, wo er als Sohn eines Weinhändlers am
26. Juni 1841 geboren wurde — genoß er feine
Schulbildung und auch feine erfte fachliche
Bildung in Darmftadt. Vertiefter wurde fein
Studium als Architekt, als er das Polytechnikum
in Hannover bezog, und zur erften Reife ge-
langte fein baukünftlerifches Können, als er im
Jahre 1862 nach Berlin überfiedelte, dort noch
zunächft die Bauakademie befuchte und fpäter
in den Ateliers von Gropius, Lucae und Hißig
arbeitete. Studienreifen nach Italien und Eng-
land vollendeten die Zeit des Lernens. Als fick

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