Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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18. Heft
DOI Artikel:Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
HUGO v. HÄBERMÄNN, Weibliches Bildnis
Kat.-Nr. 69 der Verweigerung der Sammlung Friedmann-Hamburg bei Rudolph Lepke in Berlin am 29. Oktober
jo [tehen neben der vornehm fchlichten Ärt
Steinhaufens die wahlverwandten Düffeldorfer
Clarenbadi und Bret^. Äuf der anderen Seite
aber bedeuten Werke, wie die des jung ver-
dorbenen Schmidt-Reutte, deffen Ärt vor-
wiegend zeichnerifch-monumental war, oder die
des Dresdners Otto Fi [eher und des Neoim-
preffioniften Paul Baum ihrer feits weitere
Etappen auf jenen verfchiedenen Wegen der
Entwicklung, die unfere Moderne im Ringen nach
Monumentalität auf der einen, im Verlangen
nach gefteigerter, rein malerifdier Vertiefung auf
der anderen Seite zeigen. Selbft die farben-
prächtigen Bilder Camoins, die als Beweife
eines ungemein fenfiblen Gefchmackes, wie er
einigen der Neueften eignet, nicht nebenfächlich
find, können neben den Ärbeiten eines Ämiet
und den koftbaren, zum Teil früheren Schöp-
fungen eines Hodler als Dokumente der jüng-
ften Bewegung heute fchon Zukunftswert bean-
fpruchen, weil fie in zehn Jahren ficher fo hi-
ftorifch fein werden, wie alles, was vordem etwa
Courbet oder der junge Trübner gefchaffen hat.
Ift es demnach auf der einen Seite das Pro-
grammatifdie in dem Wollen des Sammlers, was
diefe neunzig modernen Bilder in der Tat als
Zeugnis für den Gefchmack der Perfönlichkeit
zu ihrer innerlich bedingten Gefchloffenheit ftem-
pelt, fo erhält die Verfteigerung diefer Galerie
für den Kunftfreund ihre befondere Bedeutung
durch die Qualität der Objekte und ihre z. T.
fchon heute feftgelegte entwicklungsgefchichtliche
Stellung. Herr Friedmann, der fich nur aus Ge-
fundheitsrückfichten und fchweren Herzens von
feinem Befilje trennt, würde in den ihm von
Liebe und Verftändnis gewiefenen Bahnen bei
längerer Sammlertätigkeit zweifellos eine der
qualitativ am meiften ausgezeichneten Galerien
moderner Kunft zufammengebracht haben.
BERLIN Äm 26. und 27. September werden
bei Gebrüder Heilbronn, Zimmerftr. 13, Ge-
mälde, Zeichnungen, Stiche, Skulpturen,
Möbel und Antiquitäten zur Verfteigerung
kommen. Unter den Gemälden finden wir Är-
beiten von N. Diaz, E. Meissonier, Corot,
Ch. Chaplin und von Verboeckhoven. Bei
den Zeichnungen fällt Calame auf und Spitj-
weg, der mit 10 Studien vertreten ift. Lieb-
haber und Sammler von Trachten werden eine
Serie von 72 getufchten Zeichnungen nach Uni-
719
HUGO v. HÄBERMÄNN, Weibliches Bildnis
Kat.-Nr. 69 der Verweigerung der Sammlung Friedmann-Hamburg bei Rudolph Lepke in Berlin am 29. Oktober
jo [tehen neben der vornehm fchlichten Ärt
Steinhaufens die wahlverwandten Düffeldorfer
Clarenbadi und Bret^. Äuf der anderen Seite
aber bedeuten Werke, wie die des jung ver-
dorbenen Schmidt-Reutte, deffen Ärt vor-
wiegend zeichnerifch-monumental war, oder die
des Dresdners Otto Fi [eher und des Neoim-
preffioniften Paul Baum ihrer feits weitere
Etappen auf jenen verfchiedenen Wegen der
Entwicklung, die unfere Moderne im Ringen nach
Monumentalität auf der einen, im Verlangen
nach gefteigerter, rein malerifdier Vertiefung auf
der anderen Seite zeigen. Selbft die farben-
prächtigen Bilder Camoins, die als Beweife
eines ungemein fenfiblen Gefchmackes, wie er
einigen der Neueften eignet, nicht nebenfächlich
find, können neben den Ärbeiten eines Ämiet
und den koftbaren, zum Teil früheren Schöp-
fungen eines Hodler als Dokumente der jüng-
ften Bewegung heute fchon Zukunftswert bean-
fpruchen, weil fie in zehn Jahren ficher fo hi-
ftorifch fein werden, wie alles, was vordem etwa
Courbet oder der junge Trübner gefchaffen hat.
Ift es demnach auf der einen Seite das Pro-
grammatifdie in dem Wollen des Sammlers, was
diefe neunzig modernen Bilder in der Tat als
Zeugnis für den Gefchmack der Perfönlichkeit
zu ihrer innerlich bedingten Gefchloffenheit ftem-
pelt, fo erhält die Verfteigerung diefer Galerie
für den Kunftfreund ihre befondere Bedeutung
durch die Qualität der Objekte und ihre z. T.
fchon heute feftgelegte entwicklungsgefchichtliche
Stellung. Herr Friedmann, der fich nur aus Ge-
fundheitsrückfichten und fchweren Herzens von
feinem Befilje trennt, würde in den ihm von
Liebe und Verftändnis gewiefenen Bahnen bei
längerer Sammlertätigkeit zweifellos eine der
qualitativ am meiften ausgezeichneten Galerien
moderner Kunft zufammengebracht haben.
BERLIN Äm 26. und 27. September werden
bei Gebrüder Heilbronn, Zimmerftr. 13, Ge-
mälde, Zeichnungen, Stiche, Skulpturen,
Möbel und Antiquitäten zur Verfteigerung
kommen. Unter den Gemälden finden wir Är-
beiten von N. Diaz, E. Meissonier, Corot,
Ch. Chaplin und von Verboeckhoven. Bei
den Zeichnungen fällt Calame auf und Spitj-
weg, der mit 10 Studien vertreten ift. Lieb-
haber und Sammler von Trachten werden eine
Serie von 72 getufchten Zeichnungen nach Uni-
719